Studierende an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) sind
eigentlich kleine Seminargruppen gewohnt. Doch dieses Lehrprojekt hatte
außergewöhnlich viele Teilnehmer: Rund 60.000 Bienen, die seit einem Jahr in
zwei Holzkästen auf dem Campus im Garten des ehemaligen Kapuzinerklosters
zuhause sind, haben in den vergangenen Monaten im Dienste von Forschung und
Lehre Nektar gesammelt. Beobachtet und betreut wurden sie dabei von 17
Studierenden, die im Rahmen der Lehrveranstaltung „Praktische Beispiele für
nachhaltige Entwicklung mit dem Schwerpunkt Imkerei“ Kenntnisse und Fähigkeiten
rund um Bienen, Blütenhonig und Biodiversität erworben haben. Während Seminare
oft mit Referaten und der Lektüre wissenschaftlicher Texte bestritten werden,
stand in diesem Kurs neben theoretischen Grundlagen auch die praktische Arbeit
unter Anleitung des Eichstätter Umweltpädagogen und Imkers Johann Bauch auf dem
Programm, etwa das Schleudern der Honigwaben sowie das Rühren und Abfüllen des
Honigs.
30 Kilogramm beziehungsweise rund 100 große und kleine Gläser
sind die Ausbeute des ersten Produktionsjahres. Etliche Gläser Lindenblütenhonig
sollen in den kommenden Tag noch dazu kommen. Weil das aber für einen Verkauf
noch zu wenig ist, wird die KU den Honig aus eigener Produktion zunächst
verschenken, etwa an Ehrengäste oder ausgewählte Freunde und Förderer der
Universität. Helga Rolletschek, die Verantwortliche für das Bienenprojekt an der
KU, hofft, dass im kommenden Jahr die Honigausbeute noch größer ausfällt. Es sei
geplant, den Bestand an Bienen noch um ein oder zwei weitere Völker
aufzustocken.
Das
Lehrprojekt soll bei den Studierenden laut Rolletschek das Bewusstseins für eine
nachhaltige Entwicklung schärfen und die umweltpädagogische Kompetenz fördern.
„Es geht dabei um das Erkennen und Verstehen von biologischen Zusammenhängen in
Ökosystemen und die Reflexion über die Möglichkeiten und Grenzen anthropogener
Eingriffe in Ökosysteme“, so die Leiterin des Faches Didaktik der Biologie an
der KU. An dem Seminar haben Studierende verschiedener Fachrichtungen
teilgenommen, etwa die Politikwissenschaft-Studentin Magdalena Wahl.
Gewinnbringend sei gewesen, was im Seminar über das Konzept der Nachhaltigkeit,
den Umgang mit der Natur und alternativen Landwirtschaftsmethoden vermittelt
wurde. „Außerdem macht Spaß, zwischen den Vorlesungen mal draußen im Garten zu
werkeln und ein bisschen in das Fach Biologie reinzuschnuppern.“
Die KU
ist mit diesem Projekt zugleich eingebunden in die Kooperation „Eichstätt
summt!“. Mehrere Vereine, Institutionen, Gruppierungen aus Eichstätt wollen sich
am kommenden Freitag im Rahmen eines Workshops der bundesweiten Initiative
„Deutschland summt“ anschließen. Aus den Reihen der Politik unterstützen die
Kooperationspartner die Landtagsabgeordneten Tanja Schorer-Dremel und Eva
Gottstein sowie Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger. Der Initiative
„Deutschland summt“ gehören bisher sieben Städte an. Ziel des Projektes ist es,
insbesondere die städtische Bevölkerung für die Bedeutung der Honig- und
Wildbienen für das Ökosystem zu sensibilisieren, auf die Gefährdungen der
Lebensräume etwa durch Monokulturen oder den Einsatz von Pestiziden hinzuweisen
und dafür zu werben, neue Futterquellen für Bienen in der Stadt bereitzustellen.
An der KU waren in diesem Zusammenhang bereits Schulklassen mit Studierenden bei
Blühaktionen unterwegs. Zuletzt haben Eichstätter Alumnen auf dem Gelände ihres
Priesterseminars gemeinsam mit dem Fachbereich Biologie-Didaktik auf mehr als
600 Quadratmetern Wildblumen angesät.