(ir) Ein 50-Jähriger wickelte unter falschem Namen 6 Jahre lang
betrügerische Internetgeschäfte ab. Jetzt ging er der Kripo ins Netz.
Ins Rollen brachte den Stein der Ermittlungen eine 50-jährige Landwirtin
aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Diese stellte vor gut einem Jahr
verdächtige Abhebungen von einem extra für Notfälle eingerichteten Spendenkonto
fest. Dabei handelte es sich keineswegs um einen größeren Abbuchungsbetrag, der
von einem bekannten Onlineanbieter per Lastschriftverfahren eingezogen wurde.
Die Schrobenhausenerin erstattete dennoch Anzeige bei der Polizei.
Die für Cyberkriminalität
zuständigen Ermittler stellten fest, dass ein Betrüger offensichtlich den
Spendenaufruf der Geschädigten entdeckte und für seine kriminellen Zwecke
nutzte, indem er die veröffentlichten Kontodaten als Zahlungskonto für seine
betrügerischen Bestellungen bei einem großen Onlinekaufhaus angab. Die
Schrobenhausener Anzeigeerstatterin hatte Glück, denn die im
Lastschriftverfahren abgebuchten Gelder konnten noch rechtzeitig auf ihr
Spendenkonto zurückgebucht werden, so dass zumindest hier kein finanzieller
Schaden entstand. Die bestellten Artikel jedoch waren bereits an verschiedene
Empfänger im gesamten Bundesgebiet ausgeliefert worden. Diese wiederum hatten
die Waren im Vorfeld gutgläubig bei dem Betrüger bestellt. Die weiteren
Ermittlungen zeigten, dass es sich bei diesen Lieferungen um keine Einzelfälle
handelte.
Der zunächst unbekannte Betrüger hatte es sich hierbei zur
Aufgabe gemacht, im ganz großen Stil einen hoch professionellen illegalen
Warenhandel mit verschiedensten Firmenidentitäten unter Fakepersonalien zu
betreiben. Seine eigenen Warenbestellungen bezahlten aber willkürlich
ausgesuchte Geschädigte.
Bald zeigte sich ein Straftatengesamtbild, welches
den Tatverdacht eines aufwendigen gewerbsmäßigen betrügerischen Handels
bestätigte und dessen Aufklärung zum größten Fahndungserfolg der Ingolstädter
Cybercops führte.
Die Masche des Täters, viele kleine Schäden im
gesamten Bundesgebiet zu verursachen, war anscheinend über Jahre aufgegangen,
denn oftmals wurden gerade wegen der vereinzelten Kleinstschäden weitergehende
Ermittlungen nicht angestrebt. Hier war man jedoch einen Profibetrüger auf die
Spur gekommen, dessen Betrugsausmaß akribisch herausermittelt werden konnte.
Trotz hoher Abschottungsmaßnahmen des Tatverdächtigen gelang es den
IT-Spezialisten unter Federführung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt den
Aufenthalt des Mannes zu ermitteln. Am 12. April 2016 griffen die Beamten der
Kriminalpolizei Ingolstadt zu. Schlagartig nahmen sie mit Unterstützung der
örtlichen Zugriffskräfte des Landeskriminalamts Berlin den osteuropäischen
Profibetrüger vor seinem PC sitzend in seiner unter falschen Namen angemieteten
Berliner Altstadtwohnung fest.
Parallel hierzu stellte sich heraus, dass
gegen den Cyberstraftäter bereits zwei Haftbefehle und mehrere Suchanfragen
verschiedenster Staatsanwaltschaften bestanden. Nach einer ersten Verurteilung
in Frankfurt war er in die Anonymität der Großstadt Berlin abgetaucht und lebte
dort unter verschiedensten Personalien. Neben zahlreichen gefälschten
Ausweisdokumenten wurden in der Wohnung hunderte Prepaid-Telefonkarten sowie
mehr als 160 Zahlungskarten für diverse Bankkonten aufgefunden, die der Täter
unter verschiedenen Identitäten angelegt und genutzt hatte.
Aufgrund des
hohen Ermittlungsdrucks legte der Festgenommene ein umfassendes Geständnis ab,
das bestätigte, dass der Mann die letzten Jahre als Vollzeitbetrüger seiner
Arbeit nachging und hierdurch monatlich vierstellige Beträge erwirtschaftete.
Die Aufarbeitung der im gesamten Bundesgebiet begangenen Straftaten wird
noch Monate bei den zuständigen Ermittlungsbehörden in Anspruch nehmen, in dem
Buchungssystem des Betrügers bisher mehr als 2.500 illegale Transaktionen
festgestellt werden konnten.