Gewalttätigkeiten gegen Polizeibeamte sind keine Seltenheit. Nahezu jeder zweite Ingolstädter Polizist ist davon betroffen.
(ir) Die Beamten der Ingolstädter Polizeiinspektion, die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Dienst leisteten, können dies bestätigen. Im Zeitraum von sieben Stunden kam es in deren Nachtschicht zu vier Einsätzen, bei denen das polizeiliche Gegenüber zum Teil erheblichen Widerstand leistete.
Den Anfang machte gegen 18:20 Uhr eine alkoholisierte Ingolstädterin, die am Viktualienmarkt einen Streit anzettelte. Nachdem sie sich aggressiv zeigte und dem Platzverweis der Polizei nicht nachkam, wurde sie in Gewahrsam genommen. Bei ihrer Durchsuchung beleidigte sie die Streifenpolizisten, schlug um sich und trat mit den Beinen in ihre Richtung.
Gegen 20.30 Uhr wurde eine Streife der Ingolstädter Polizei nach Großmehring gerufen. Laut Mitteilung bestand der Verdacht, dass ein junger Mann wegen Liebeskummer Tabletten geschluckt hatte, um sich das Leben zu nehmen. Der Mann zeigte sich gegenüber den Polizisten äußerst unkooperativ und aggressiv. Als es darum ging, ihn wegen einer dringend erforderlichen Behandlung ins Krankenhaus zu verbringen, leistete er erheblichen Widerstand.
Im dritten Fall ging es um zwei betrunkene Männer, die auf der Münchener Straße Fahrzeuge aufhielten und sich und andere dabei gefährdeten. Während einer der Männer den Polizisten anstandslos seine Personalien angab, griff sein Begleiter nach einem der Polizeibeamten und schubste ihn. Der 36-Jährige musste daraufhin fixiert und gefesselt werden. Dabei leistete er massiv Widerstand. Bei seiner Durchsuchung wurden Drogenutensilien und ein weißes Pulver gefunden. Der renitente Mann wurde mit Verdacht einer sogenannten Mischintoxikation in ein Krankenhaus eingeliefert. Aus diesem Grund musste er sich auch einer Blutentnahme unterziehen. Ein vorangegangener Atemalkoholtest hatte zunächst 2,24 Promille ergeben.
Den krönenden Abschluss machte ein 37-jähriger Mann ohne festen Wohnsitz, der sich gegen 1:20 Uhr zwischen den geschlossenen Buden des Ingolstädter Christkindlmarktes herumtrieb. Ein Sicherheitsmitarbeiter hatte den widerspenstigen Mann entdeckt und festgehalten. Bei der Übergabe des Wohnsitzlosen an die hinzugerufenen Polizisten, riss sich der 37-Jährige kurz los und versuchte die Polizisten mit gezielten Faustschlägen im Gesicht zu treffen. Er traf aber lediglich einen der Einsatzkräfte an der Schulter. Eine genauere Überprüfung des Mannes ergab dann, dass gegen ihn ein Haftbefehl bestand. Als er zum Streifenwagen verbracht wurde, spuckte er in Richtung der Polizisten und versuchte mehrmals erfolglos Kopfstöße anzubringen und zu beißen. Eine besondere Brisanz erlangt der Vorfall durch die Tatsache, dass der 37-Jährige laut eigenen Angaben unter Hepatitis B und C leidet.
Insgesamt wurden bei den beschriebenen Einsätzen zwei Polizisten verletzt. Die Beamten konnten aber ihren Dienst weiterhin verrichten. Zudem wurden eine Brille und eine Uniformhose beschädigt.
Eine statistische Lageauswertung hierzu ergab, dass es in Ingolstadt im Jahr 2016 zu 142 Fällen von Gewaltdelikten gegen Polizeibeamte kam. Die Bandbreite der Widerstände ist dabei breit gefächert und reicht von fünf Fällen von gefährlicher Körperverletzung, 38 Fällen von einfacher Körperverletzung, 13 Fälle von Widerstand ohne Körperverletzung, 77 Fälle von Beleidigung und 9 sonstige Fälle, wie beispielsweise das Festhalten an Gegenständen.
Um dieser allgemein festzustellen Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Gesetzgeber zum 30. Mai 2017 für den tätlichen Angriff auf einen Polizeivollzugsbeamten im Strafgesetzbuch mit dem § 114 „Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte“ eine neue Norm eingeführt. Die Strafandrohung reicht von 3 Monaten bis zu 5 Jahren Gefängnisstrafe. Eine Geldstrafte ist bei diesen Delikten nicht vorgesehen.