Demokratie ist nicht nur Politik


 
Junge Menschen aus sieben Nationen erleben gemeinsam Demokratie.

(ir) „Demokratie beginnt in meinem Haus und meiner Persönlichkeit. Ich dachte immer, Demokratie ist nur Volkswirtschaft und Politik. Ich mache ab jetzt Demokratie! Viel Geduld braucht man für demokratische Entscheidungen und jeden muss man nach seiner Meinung fragen. In 20 Jahren war das hier meine schönste Zeit“, meint Ibsa, der in Eichstätt lebt, 20 Jahre alt ist und aus Äthiopien stammt nach fünf erlebnisreichen und aufwühlenden Tagen. Er und zehn andere junge Menschen, die in Deutschland, Mali, Syrien, Eritrea, Afghanistan, Nigeria und Äthiopien geboren wurden erlebten in emotionalen und intensiven Gruppenprozessen, was es tatsächlich bedeutet, miteinander demokratisch zu leben und zu entscheiden -und auch warum es sich lohnt.



„Ihr habt 20 Minuten Zeit. Wer nach diesen 20 Minuten die meisten Zettel in der Hand hält, verkündet eine Regel, die für die Gruppe die nächsten fünf Tage gilt“, verkündet Kreisjugendpflegerin Claudia Treffer der Gruppe. Und schon entbrennt eine aufgeregte Diskussion. In dieser wie in vielen weiteren Aktivitäten wie zum Beispiel „Die Kunst einen Kürbis zu teilen“, „Revolution“ oder „Schokoladenspiel“ erleben die Teilnehmer am eigenen Leib wie Demokratie funktioniert, wie schwer es oft ist sie umzusetzen und wie sehr es sich gleichzeitig lohnt. Sie stoßen auf scheinbar unlösbare Dilemmata, sind in der Minderheit, werden nicht gehört, befinden sich plötzlich in einer machtvollen Position, haben völlig konträre Meinungen und Interessen und müssen trotzdem eine gemeinsame Lösung finden. Am Ende jeder Aktivität steht eine gemeinsame Reflexion, welche die Trainerinnen durch manchmal auch provokante Fragen in Gang bringt. Die Teilnehmer erkennen, wie jeder einzelne durch sein Handeln Einfluss auf den Gruppenprozess und die Gefühle und Reaktionen der anderen hat. Sie werden dadurch in die Lage versetzt, direkten Bezug zur Realität herzustellen, z.B. zu Fragestellungen wie Umgang mit Minderheiten, Wahlrecht, Gleichheit und Gerechtigkeit, Menschenrechte, Gewaltenteilung, Teilhabe oder demokratische Entscheidungsfindung.



Natürlich blieb auch der Spaß nicht auf der Strecke. Zur freien Abendgestaltung, bei der man in der Jugendbildungsstätte Burg Ipsheim unter anderem die Wahl zwischen Tischtennis, Fußball, Volleyball, Kegeln hatte, kam noch ein Ausflug nach Bad Windsheim hinzu. Dort besuchte die Gruppe das fränkische Freilandmuseum. Am letzten Abend nahm die Gruppe mit einem gemeinsamen Grillfest und anschließendem Lagerfeuer bei dem getanzt und gesungen wurde Abschied.

Die „Betzavta“ ist hebräisch und bedeutet so viel wie „Gesellschaftliches Zusammenleben leben und gestalten“ Die Kommunale Jugendarbeit Landkreis Eichstätt wird das demokratiepädagogische Programm, das vom „Adam Institute for Democracy and Peace“ in Israel entwickelt wurde im nächsten Jahr in ihr Schwerpunktprogramm aufnehmen und für verschiedene Zielgruppen anbieten. Das Training wurde im Rahmen des interkulturellen Kooperationsprojektes der Kommunalen Jugendarbeit und der DPSG Eichstätt „Change yourself to change the world“ organisiert. Gefördert wird das Projekt vom Landkreis Eichstätt und dem Bayerischen Jugendring aus Mitteln des Kinder- und Jugendprogramms der Bayerischen Staatsregierung.