„Einfach immer da“


 
Präsenzkräfte im Caritas-Seniorenheim arbeiten als Bindeglied zum Wohl aller.

(ir) Sorgfältig faltet die 78-jährige Reinhilde Tratz in einer Wohnküche des Gaimersheimer Caritas-Seniorenheimes St. Elisabeth Papierservietten. Wie das am besten geht, hat ihr die 54-jährige Anke Klein gezeigt. Da die alte Dame das so gut kann, macht sie sich für das Mittagessen nützlich. Es ist ein Beispiel dafür, worauf es Caritas-Seniorenheimen im Bistum Eichstätt ankommt: Alle im Haus sollen möglichst viel miteinander tun und die alten Menschen möglichst wenig bloß versorgt werden. Ein Stock höher spielt der 79-jährige Willibald Schreiber mit der 62-jährigen Edith Ostermaier Mühle. „Sie ist die gute Seele. Sie ist einfach immer da“, meint der im Rollstuhl sitzende Senior über seine Mitspielerin. Einfach immer da sein für pflegebedürftige Menschen – das ist die Hauptaufgabe von Anke Klein und Edith Ostermaier. Treffend kommt das in dem Begriff für ihren Beruf „Präsenzkraft“ zum Ausdruck.



Anke Klein arbeitet in diesem relativ neuen Beruf bereits seit zweieinhalb Jahren. Früher war sie eine geprüfte Sekretärin und Außenmitarbeiterin einer Metallfirma. Als sie arbeitslos wurde, engagierte sie sich ehrenamtlich im Seniorenheim Gaimersheim. Dort wie anderswo wurden bald Mitarbeitende benötigt, die als „Bindeglied“ zwischen dem Pflegepersonal und der Hauswirtschaft für Entlastung sorgen. Den Fachkräften in diesen Bereichen nehmen die Präsenzkräfte nun einfache Tätigkeiten ab. Sie sorgen damit für mehr Zufriedenheit und Ruhe bei Bewohnern wie Mitarbeitenden. „Für mich tragen die Präsenzkräfte auch wesentlich zu gesunder Mitarbeiterführung bei“, meint die Leiterin des Seniorenheimes, Irene Stiegler.

Vor allem dienen sie aber dem Wohl der alten Menschen. Wie Reinhilde Tratz haben Anke Klein und Edith Ostermaier bereits mehrere Bewohnerinnen und Bewohner „reaktiviert“: Diese tragen nun zum Beispiel selbst ihre Teller nach dem Essen zurück oder holen sich selbst Wasserflaschen auf dem Tresen in den Wohnküchen. Dementsprechend angetan zeigen sich die Angehörigen der Senioren von den Präsenzkräften, die auch oft deren Ansprechpartner sind. Dass die Heimkosten für alle Bewohner aufgrund ihres ergänzenden Dienstes etwas höher ausfallen – die Arbeit der Präsenzkräfte wird aus dem allgemeinen Pflegesatz finanziert – nehmen die Betroffenen Irene Stiegler zufolge gerne in Kauf.



Sieben Präsenzkräfte sind mittlerweile in dem Caritas-Seniorenheim engagiert – alle in Teilzeit zwischen 15 und 30 Stunden. Vor allem Menschen mittleren Alters nach der „Familienphase“ bietet dieser Beruf die Chance zur Neuorientierung wie Anke Klein oder auch zur Veränderung aus gesundheitlichen Gründen: So war Edith Ostermaier im Haus bereits vorher als Pflegehelferin tätig. Da sie Rückenbeschwerden hatte, sah sie im Berufsbild Präsenzkraft eine Alternative. Jetzt genießt sie es, „einer vielseitigen Tätigkeit nachgehen zu können“, bevor sie in den Ruhestand geht. „Wer fürsorglich ist, Geduld sowie Humor hat, Teamplayer ist und auch die Schönheiten des Alters, durchaus auch der Demenz, sieht, für den ist Präsenzkraft ein geeigneter Beruf“, erklärt Irene Stiegler. Dafür wünscht sie sich übrigens auch Männer, „damit die Männer bei uns spezieller betreut werden können“.