(ir) Zum ersten Mal sind im Dom zu Eichstätt Frauen während der
Gründonnerstagsliturgie die Füße gewaschen worden. Fünf der insgesamt acht
ausgewählten Kandidaten waren Frauen.
In diesem Jahr entsendete
außerdem erstmals jedes Dekanat je einen Vertreter oder eine Vertreterin.
Papst Franziskus hatte vor kurzem die entsprechenden Passagen in den
Messbüchern ändern lassen und so bisherige Unklarheiten, was die Auswahl der
Kandidaten angeht, beseitigt. "Frauen und Männer, Kinder und Alte, ganz
besonders auch Menschen mit Handicaps und Grenzen werden künftig eingeladen",
erklärte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke in seiner Predigt.
"Besonders ist dem Papst dran gelegen, bei diesem Ritus die zu berücksichtigen,
die schwach und klein sind in den Augen der Gesellschaft."
Seit
Bekanntwerden der Änderung hätten sich Gläubige irritiert gezeigt, sagte der
Bischof weiter. Einige seien zum Beispiel skeptisch, weil man die Änderungen
fälschlich als Vorzeichen für geänderte Zulassungsbedingungen zum Priesteramt
verstehen könnte. "Die Feier der Liturgie vereint uns mit dem Tun Jesu und ist
nicht für Kirchenpolitik da", mahnte Bischof Hanke und warf einen Blick auf die
geschichtliche Entwicklung des Ritus.
In der Alten Kirche habe die
Fußwaschung in den Klöstern eine große Rolle gespielt, vor allem bei der
Aufnahme von Gästen. Schließlich habe sich der Ritus in Frauen- wie
Männerklöstern mit der Vesper des Gründonnerstags verbunden. "Der Obere wusch
seinen Brüdern die Füße im Gedenken an das Handeln Jesu, die Äbtissin ihren
Schwestern", erklärte der Bischof. Nach weiteren Entwicklungen über Jahrhunderte
habe Papst Pius XII. 1955 die Fußwaschung in den Gottesdienst am Gründonnerstag
eingebunden. So sei "das heilige Spiel der Fußwaschung an zwölf Männern" zum
Bild für die Einsetzung des Priestertums geworden.
Heutzutage komme die
Welt angesichts von Gottvergessenheit, Kriegen, Heimatlosigkeit und
Flüchtlingszügen nicht zur Ruhe. Der Ritus der Fußwaschung sollte Bischof Hanke
zufolge an eine wichtige Dimension der Eucharistiefeier erinnern: "Der Empfang
des Leibes Christi in der Liturgie hier in der Kirche sendet zu Christus auf der
Straße in seiner inneren und äußeren Not, zu Christus, der uns im Heimatlosen,
im Kranken und Gefangenen, im Armen begegnet." In der Eucharistie werde die
dienende Liebe Jesu empfangen, nicht als Privatbesitz oder persönliche
Aufwertung, sondern um die Kraft dieser Liebe durch unser Leben zu verschenken,
betonte der Bischof. "Eucharistie verpflichtet so zu handeln, wie der Herr an
den Seinen gehandelt hat und handelt."
Nach alter Tradition waren bisher
im Eichstätter Dom – wie auch in vielen anderen Bischofskirchen –zwölf Männern
die Füße gewaschen worden. Nach der Überlieferung des Johannesevangeliums wusch
Jesus beim letzten Abendmahl den zwölf Aposteln die Füße und zeigte so seine
Bereitschaft, anderen zu dienen.
Insgesamt erinnert die katholische
Kirche am Gründonnerstag an das Abschiedsmahl, das Jesus am Abend vor seinem Tod
mit seinen Jüngern hielt. Sie feiert damit die Einsetzung der Eucharistie. Die
Feier am Abend des Gründonnerstags bildet den Auftakt der drei österlichen Tage
des Leidens und der Auferstehung des Herrn.
Auf dem oberen Foto sehen
Sie, wie erstmals im Eichstätter Dom auch Frauen die Füße gewaschen wurden, hier
die Kandidatin aus dem Dekanat Roth-Schwabach, Waltraud Westhoven.
Auf dem
zweiten Fot sehen Sie der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke (Mitte)
mit den acht ausgewählten Kandidaten(von hinten, von links): Eckhard Lehnberger
(Dekanat Eichstätt), Willibald Pfaffel (Dekanat Ingolstadt), Gabriele Strohmeyer
(Dekanat Nürnberg-Süd), Alois Meyer (Dekanat Weißenburg-Wemding), Waltraud
Westhoven (Dekanat Roth-Schwabach), Magdalena Bogner (Dekanat Neumarkt),
Rosalinde Göppel (Dekanat Herrieden), Bernhilde Achhammer (Dekanat Habsberg).