Interkulturelles Projekt



In Morsbach fanden ereignisreiche Kultur- und Erlebnistage statt.

(ir) Kleber, Scheren, Stifte und Papierschnipsel sind über den Boden verteilt. Inmitten dieses Durcheinanders ein großes buntes Plakat mit Gebäuden, Natur, Tieren, Einkaufsmöglichkeiten und Menschen. Im Raum herrscht konzentrierte Ruhe. Alle Leute betrachten das gemeinsam geklebte Kunstwerk, überlegen, ob noch etwas fehlt: Das Plakat soll die Traumstadt der Teilnehmer präsentieren, zuvor hatten homogene Kleingruppen jeweils ihre Traumstadt gemalt, die nun gemeinsam eine neue gemeinsame Stadt ergeben sollen. Dies war nur eine der Aufgaben, welche die Gruppe Jugendlicher während der diesjährigen Kultur- und Erlebnistage zu lösen hatte.

In der bunt gemischten Gruppe interkulturelles Zusammenleben zu gestalten und zu erleben stand im Fokus der Erlebnis- und Kulturtage im Jugendübernachtungshaus „Alte Schule Morsbach“. Die Kommunale Jugendarbeit Eichstätt möchte damit gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner der DPSG Pfadfinder Dom Eichstätt unter der Leitung von Matthias Christ ein Band zwischen den Kulturen knüpfen und die Jugendarbeit für Jugendliche jeglicher Herkunft öffnen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Pfadfinder Roverstufe, die jungen Geflüchteten aus Afghanistan, Äthiopien, Somalia und Pakistan und weitere junge Menschen aus dem Landkreis handelten daher gleich zu Beginn gemeinsam Aspekte wie Motivation, Rücksicht, Zuhören, Pünktlichkeit und Respekt aus, die ihnen für ihr Zusammenleben besonders wichtig erschienen. Die ersten zwei Tage gestaltete dann Orientalistin Eva Ambros mit einem interkulturellen Training. Familie, Wertvorstellungen, Kultur waren nur einige der Themen zu denen mit abwechslungsreicher Methodik und in Gesprächen Austausch stattfand.



Auf die Frage: „ Was ist euch denn aufgefallen, als ihr nach Deutschland gekommen seid? Was ist für euch typisch deutsch?“, waren zunächst einfache Antworten schnell klar: „Ihr esst viel Kartoffeln“. Doch im Laufe der Tage und angeregt durch viele emotionale Gruppenprozesse rückten mehr und mehr kontroverse und intensive Diskussionen wie zum Beispiel „Umgang mit Alten“, Respekt vor den Eltern oder Bedeutung von Familie in den Fokus der Gruppe. Angeregt durch die kritische Betrachtung der Geflüchteten des Phänomens „Altenheim“ im Rahmen der Traumstadt entstand ein reger Austausch von Meinungen, der nachhaltigen Eindruck –auch bei den Betreuern- hinterließ. „Wir können eben viel voneinander lernen und auch eingefahrenes Verhalten und Meinungen im Gespräch kritisch reflektieren“, so Jugendpflegerin Theresa Burger. Beim Kartenspiel, bei dem jede Gruppe nach anderen Regeln spielte, ohne davon zu wissen oder auch bei der Outdoor-Rallye, bei der sich die Gruppen über Funk den Weg erklären mussten. Und natürlich bei der gemeinsamen Zubereitung der Speisen, deren Höhepunkt das „Galadinner“ am letzten Abend bildete, für das die Jugendlichen in einzelnen Gruppen komplett eigenständig ein Vier-Gänge-Menü zauberten.

Die Erlebnistage fanden im Rahmen des interkulturellen Projekts „Change yourself to change the world“ statt. Das langfristig angelegte Projekt wird nicht nur durch den Landkreis Eichstätt, sondern auch aus Mitteln zur Umsetzung des Kinder- und Jugendprogramms der Bayerischen Staatsregierung und aus dem Fachprogramm Integration aus Mitteln von Flüchtlinge werden Freunde des Bayerischen Jugendrings gefördert. Die interkulturelle Projektgruppe beschäftigt sich mit Themen rund um interkulturelles demokratisches Zusammenleben und Nachhaltigkeit und möchte diese Themen in Jugendarbeit und Gesellschaft tragen und damit Vorbehalten und Ängste abbauen, um eine vertrauensvolle Basis für ein friedliches Zusammenleben zu schaffen. Die vier Tage haben jedenfalls schon mal dazu beigetragen. Es wurden Freundschaften und eine gute Basis für die weitere gemeinsame Arbeit geschaffen.



Als man am Ende der vier Tage den Seminarraum begutachtete, fand man alle Wände mit bunten selbstgestalteten Plakaten und Postern beklebt. „Schade dass wir alles wieder abhängen müssen, aber wir nehmen natürlich unglaublich viel mit“, so einer der Jugendlichen am letzten Tag. Und das Poster mit der Traumstadt der Jugendlichen hat einen Ehrenplatz im Büro der Kommunalen Jugendarbeit! Wie es weitergeht? Beim Eichstätter Altstadtfest wird sich die Gruppe mit einem Teezelt, das zum Verweilen und Diskutieren einlädt, allen Interessierten vorstellen. Die Kommunalen Jugendpflegerinnen Claudia Treffer und Theresa Burger werden auf Anfrage interkulturelle Workshops gemeinsam mit Teilen der Gruppe gestalten, so geschehen beim Anti-Diskriminierungs-Tag an der Mittelschule Gaimersheim. Auch die Medienarbeit will die Gruppe weiterführen, gipfeln soll das Ganze in einem eigenen Spielfilm. Was schon entstanden ist, kann im Instagram-Account der Kommunalen Jugendarbeit aufgerufen werden: koja.ei oder auf der Facebookseite „Kommunale Jugendarbeit Landkreis Eichstätt“

Wer mitmachen möchte oder sich näher informieren will, kann sich gerne jederzeit unter der Telefonnummer (0 84 21) 70-3 27 oder (0 84 21) 70-3 18 sowie per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. wenden.

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