Damit das Licht nicht ausgeht


 
Fünf Jahre Miet- und Energieschuldnerberatung der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt.

(ir) „Diesen Dienst haben wir aufgebaut, weil immer mehr Menschen mit speziell dieser Verschuldung kamen und sich zeigte, welches harte Schicksal sie erleiden, wenn man nicht rechtzeitig agiert“, erklärt Ulrich Walleitner, Schuldnerberater der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt, und bringt auf den Punkt: „Letztes Jahr hatten wir drei Fälle, bei denen der Strom abgestellt wurde und die Leute im Dunkeln saßen. Bei zwei Klienten konnte die Sperre mit unserer Hilfe Gott sei Dank innerhalb kurzer Zeit wieder aufgehoben werden.“

Seit fünf Jahren gibt es die spezielle Beratung bei Miet- oder Energieschulden. Knapp 70 Hilfesuchende nahmen sie im Jahr 2017 in Anspruch, mehr als im Vorjahr. Oft sind es arbeitslose und alleinerziehende Menschen wie die 45-jährige Claudia Esch (Name geändert). Ihr wurde eine Stromsperre für ihre Wohnung angekündigt. Da sie aufgrund dieses Problems in der Vergangenheit schon einmal ein Darlehen des Jobcenters erhalten hatte, erschien eine Lösung schwierig. Walleitner bat das Jobcenter um ein erneutes Darlehen für Energieschulden für Frau Esch, bei dem monatlich zehn Prozent von ihrem Regelbedarf, also der Hilfe zum Leben, zur Tilgung einbehalten werden sollten. Zusätzlich schlug er vor, das Jobcenter solle dem Energieversorger direkt die Abschläge überweisen. Darauf ging die Behörde ein und gewährte erneut ein Darlehen. Eine Energiesperre konnte verhindert werden. Dadurch, dass der Schuldnerberater mit Frau Esch eine Budgetplanung vornahm, vermied sie zudem weitere Verschuldungen.



Der Caritas-Mitarbeiter bittet Klienten in ihrem eigenen Interesse darum, frühzeitig in die Beratung zu kommen und nicht erst, wenn das Kind schon fast in den Brunnen gefallen ist. „Leider lassen viele die Mahnung, Sperrandrohung und vierwöchige Nachfrist verstreichen und machen sich erst mit der Sperrankündigung zu uns auf.“ Je früher jemand kommt, desto besser könne die Caritas mit Wohnungsbau- und Energieunternehmen sowie anderen kooperieren. Auch für diese sei es schließlich von Vorteil, wenn Miete und Energiekosten wieder pünktlich bezahlt werden. Walleitner wünscht sich, dass die Unternehmen die Betroffenen bei einer Sperrandrohung direkt auf Beratungsangebote der Caritas-Kreisstelle aufmerksam machen.

Zudem steht für ihn fest, dass Energieschulden nicht nur individuelle Ursachen haben, sondern auch politische: „Der Deutsche Caritasverband hat im Rahmen einer Studie Stromspar-Check PLUS belegt, dass die Stromkosten von Haushalten der Grundsicherung meist zu niedrig kalkuliert sind. Diese müssen ja schließlich aus dem monatlichen Regelsatz von 416 Euro bei einer Person bezahlt werden.“ Und für den Fall einer Sperrankündigung darf es seiner Überzeugung nach nicht im Ermessen von Behörden stehen, ein Darlehen zu gewähren. „Dafür muss es einen Rechtsanspruch geben, damit nicht das Licht ausgeht oder Menschen sogar in Kälte ausharren müssen.“



Die Miet- und Energieberatung der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt finanziert sich aus Spenden und freiwilligen Leistungen. Sie kann mit Spenden unterstützt werden. Spendenwillige sowie Menschen mit Schulden können sich an Ulrich Walleitner, Telefonnummer (08 41) 30 91 44 oder per an E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. wenden.

Das Foto zeigt Ulrich Walleitner, der bei Miet- und Energieschulden berät.