Eishockeyprofi entpuppt sich als empathische Sozialarbeiterin



Nicola Eisenschmid beendet Praktikum bei Caritas-Wohnheimen und Werkstätten.

(ir) Eishockeyfans in Ingolstadt kennen sie als gefährliche Stürmerin des ERC. Vor kurzem wurde Nicola Eisenschmid mit den Damen erstmals in seiner Vereinsgeschichte deutscher Meister. Nur knapp hatte der 25-jährige Eishockeyprofi Ende vergangenen Jahres mit der Nationalmannschaft die Teilnahme an den Olympischen Spielen verpasst – was Nicola Eisenschmid immer noch wehtut.



Was tut eigentlich ein solcher Mensch im Alltag außer Eishockeyspielen? Nicola Eisenschmid studiert im sechsten Semester Soziale Arbeit. Die Laufbahnberatung am Olympia-Stützpunkt in München hatte sie dazu gebracht, diesen beruflichen Weg einzuschlagen. Damit sie Studium und Leistungssport möglichst gut miteinander vereinbaren kann und gleichzeitig ihren Lebensunterhalt verdient, ist sie in einer Sportfördergruppe der Bundeswehr.



„Ich hatte schon immer gerne mit Menschen zu tun und freue mich auch, wenn ich anderen helfen kann“, erklärt die angehende Sozialarbeiterin. Sie kennt es, als Assistenz-Kapitänin bei Konflikten im Eishockeyteam zu vermitteln und weiß ihre Mitspielerinnen zu motivieren. Diese Eigenschaften will sie auch im Umgang mit Menschen in sozialen Schwierigkeiten zur Geltung bringen. Derzeit beendet die aus Kaufbeuren stammende Frau gerade ein gut siebenmonatiges Praktikum bei den Caritas-Wohnheimen und Werkstätten in Ingolstadt, die sich genau für solche Personen einsetzen. „Nachdem ich schon zuvor Praktika im Kindergarten und mit Menschen mit Behinderung gemacht hatte, war das für mich noch ein unbekanntes Feld“, reizte sie diese Aufgabe.



Nach Mitteilung ihres Praxisanleiters Karl Bacherle hat sie sich auch hier als „hervorragender Teamplayer“ erwiesen. Auf vielfältige Weise hat sich die Eishockeystürmerin in der Sozialeinrichtung engagiert: von der Essensausgabe über Telefonate mit Krankenkassen für Klienten bis hin zu Fahrten mit diesen zu Ärzten oder für Umzüge in eigene Wohnungen nach Abschluss des Heimaufenthaltes. Dabei lernte sie so manches harte Schicksal kennen, aber auch Lebensgeschichten, die sie beeindruckt haben. „Ein Klient hat mir von seinem kalten Entzug erzählt, also von seinem Alkoholentzug ohne medizinische Hilfe, weil er diese nicht wollte, aber er hat es geschafft“, nennt die Praktikantin ein Beispiel.



Zu mehreren betreuten Menschen in den Caritas-Wohnheimen und Werkstätten hat sie mittlerweile ein Verhältnis gegenseitiger persönlicher Wertschätzung aufgebaut. Der 55-jährige Oswald Zanotti hat sie als „sehr engagiert“ erlebt. Gerade hat er mit ihr zusammen ein Handy gekauft und lässt es sich von der Studentin erklären. Oswald Zanotti will seine „Eisprinzessin“ gar nicht mehr gehen lassen. „Nicola hat eine sehr empathische Art, arbeitet hier sehr selbstständig und vor allem voller Freude und Begeisterung“, meint auch Karl Bacherle, der sich die Eishockeyfrau gut in einem sozialen Beruf vorstellen kann.



Die 25-Jährige selbst denkt, dass sie viel in dem Praktikum bei der Caritas gelernt hat: „vor allem, dass man geduldig mit den Menschen umgehen muss“. Dies sei ihr als Eishockeyspielerin, die Hektik und schnelle Entscheidungen gewohnt ist, am Anfang nicht ganz leichtgefallen. Doch das Praktikum hat sie in ihrem Berufsziel Sozialarbeiterin bestärkt. Auch wenn Nicola Eisenschmid noch nicht weiß, wo genau sie einmal arbeiten will. Eishockey-Mitspielerin Theresa Wagner hat sie einstweilen davon überzeugt, im Herbst auch ein Praktikum in den Caritas-Wohnheimen und Werkstätten zu absolvieren.

Das Foto zeigt Nicola Eisenschmid und Oswald Zanotti, die in den Caritas-Wohnheimen und Werkstätten ein Verhältnis gegenseitiger Wertschätzung aufgebaut haben.