Georgianum soll für alle öffnen


(ir) Konkrete Pläne zu Sanierung und Nutzung des historischen Gebäudes.

„Wir holen das Georgianum aus dem Dornröschenschlaf“, verspricht Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel. Mit der Machbarkeitsstudie sei die Grundlage geschaffen für die Sanierung und eine vielfältige Nutzung des historischen Gebäudes – „vor allem wird es so nach über 500 Jahren erstmals öffentlich zugänglich!“ Auch Universitätsgeschichte und das Reinheitsgebot sollen dargestellt werden.

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Die zukünftige Nutzung und die denkmalgerechte Sanierung des Georgianums ist eines der bedeutendsten Projekte für die Stadt Ingolstadt. Viele Bürgerinnen und Bürger haben sich in zwei öffentlichen Veranstaltungen mit der Bedeutung des Gebäudes auseinandergesetzt und Vorschläge für künftige Nutzungen eingebracht. Die Architekten Feulner und Häffner (Ellingen) wurden mit einer Machbarkeitsstudie zum baulichen Konzept zur Instandsetzung beauftragt. Wichtige Fragen zu Denkmalschutz, Statik und Brandschutz konnten so positiv geklärt werden.

Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle und die Architekten haben die Ergebnisse der Studie Ende Juli interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorab in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt. Nach der eindeutig positiven Resonanz dort werden dem Stadtrat in seiner Oktober-Sitzung Nutzungsideen und das bauliche Konzept vorgestellt. Darüber soll der Stadtrat diskutieren und über die künftige Nutzung des historischen Gebäudes entscheiden. Anschließend könnte begonnen werden, die Ideen in konkrete Planungen umzusetzen - wobei weitere Fragen zum zeitlichen Ablauf und der finanziellen Darstellung beantwortet werden müssen.

Das vorliegende Konzept sieht eine dreigeteilte Nutzung vor: Die aufgelassene Kapelle St. Peter und Paul wird zu einem Veranstaltungssaal umgebaut, der für Konzerte, Empfänge der Stadt oder Feiern genutzt werden kann. Im Haupttrakt, dem „Stiftsgebäude“, soll wieder eine universitäre Nutzung Einzug halten - ein Ethik-Institut der Universität Eichstätt-Ingolstadt ist konkret geplant. Das urige Ambiente der Fasshalle soll hingegen gastronomisch genutzt werden.

Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel ist von diesem Konzept überzeugt: „Das ist ein dreifacher Gewinn für unsere Stadt! Einerseits können wir ein wichtiges historisches Gebäude, das bislang im Dornröschenschlaf lag, sanieren. Zweitens spricht die große Bandbreite der künftigen Nutzung unterschiedlichste Zielgruppen an, und gleichzeitig könnte das Georgianum nun erstmals wirklich öffentlich zugänglich werden!“

Eine im heutigen Sinn öffentliche Nutzung hatte das Georgianum in seiner über fünfhundertjährigen Geschichte tatsächlich noch nie – im 15. Jahrhundert als Gebäude für Stipendiaten der Universität errichtet, wurde es nach deren Wegzug im 19. Jahrhundert vom Bürgerlichen Brauhaus genutzt, ab 1972 durch die Firma Gummi Kraus. Seit 1999 steht es weitgehend leer.

Die breite öffentliche Nutzung und Zugänglichkeit ist dem Oberbürgermeister wichtig – ebenso will er im Georgianum entscheidende Aspekte der Stadtgeschichte sichtbar machen. „Ich habe Kulturreferent Gabriel Engert gebeten, ein Konzept vorzubereiten, wie man im Rahmen der neuen Nutzung auch für unsere Stadthistorie relevante Themen, wie Universitätsgeschichte oder Biergeschichte darstellen und erleben könnte.“

Die Aspekte rund um das Bier, das Reinheitsgebot und seine Traditionen greifen die Nutzung des Ensembles als Brauerei auf – dieser Teil der Geschichte ließe sich trefflich mit der gastronomischen Nutzung der ehemaligen Fasshalle der Brauerei verbinden. In Stiftsgebäude und Kapellenraum könnten bedeutende Gelehrte und ihr Wirken an der Landesuniversität dargestellt, die großen Themen wie Humanismus, Gegenreformation oder Aufklärung anschaulich erläutert werden, auch Detailthemen, wie die Geschichte des Ingolstädter Buchdrucks, könnten einen Niederschlag finden.

„Es gibt andernorts viele Beispiele, wie geschichtliche Informationen begleitend zur Hauptnutzung dargestellt werden können, etwa durch Bild- und Informationstafeln an den Wänden, aber durchaus auch mit dem Einsatz modernster digitaler Techniken.“ Diese Darstellungen im Gebäude, so schlägt der Oberbürgermeister vor, könnten dann beispielsweise auch im Rahmen von Stadtführungen helfen, die eher abstrakten Themen der Universitätsgeschichte zu visualisieren.

Die wichtigen Vorarbeiten zur Klärung der künftigen Nutzung wurden im Referat für Stadtentwicklung und Baurecht geleistet. Die eigentliche Sanierung des Georgianums soll durch die neu gegründete INKo Bau GmbH erfolgen.

„Momentan schätzen wir die Kosten auf rund zwölf Millionen Euro. Mit der staatlichen Städtebauförderung, mit Denkmalschutzmitteln, einem Zuschuss der Stadt und einem Kredit könnte die Finanzierung erfolgen. Da die Gebäudeteile künftig vermietet werden sollen – das Studienstift an die Katholische Universität und die Fasshalle an einen Gastronomen – fließen Mieteinnahmen zu, die von INKo Bau für die Abbezahlung des Kredits genutzt werden können.“

Nach der Entscheidung des Stadtrates zur Nutzung, könnten im Jahr 2017 konkrete Planungen zur Umsetzung beginnen. Zum weiteren Zeitrahmen hat der Oberbürgermeister klare Vorstellungen: „Ich wünsche mir einen Baubeginn bis Anfang 2019. Spätestens 2021 sollte das Gebäude dann wiedereröffnen – 525 Jahre nach seiner Fertigstellung 1496.“

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