(K)ein Herz für Tiere

(ir) Jahr für Jahr steht der Ingolstädter Tierschutzverein vor dem finanziellen Kollaps und erhofft sich von der Stadt etwas mehr Großzügigkeit.

Ingolstadt ist eine der erfolgreichsten und reichsten Städte Deutschlands. Die Stadt ist nahezu schuldenfrei. Von diesem Reichtum indes bekommen die bedürftigen Tiere reichlich wenig zu spüren. „Jedes Jahr ab Oktober muss ich wieder Baldrian nehmen“ meint der Vorsitzende des Ingolstädter Tierschutzvereins, Karl Ettinger. Der Grund ist die finanzielle Situation des Vereins, der sich Jahr für Jahr mit einer eklatanten Unterdeckung konfrontiert sieht und sich das fehlende Geld für die Betreuung der abgegebenen Tiere und den Betrieb des Tierheimes bei Sponsoren und Tierfreunden zusammenbetteln muss.

Die Rechnung ist ziemlich simpel. Rund 250 000 kostet der Betrieb des Tierheimes jedes Jahr. Dafür also, dass er sich um gefundene, vernachlässigte oder gar misshandelte Hunde, Katzen und andere Tiere kümmert. Die Stadt Ingolstadt gewährt dem Tierschutzverein dafür gerade einmal 30 Cent pro Einwohner, das sind rund 40 000 Euro pro Jahr. Die Mitgliedsbeiträge bringen weitere 40 000 Euro ein. Den Rest muss der Vorstand in schöner Regelmäßigkeit bei Sponsoren und Mitgliedern zusammenbetteln. Eine Nerven aufreibende Aufgabe mit ungewissem Ausgang.

Doch Einsparungen seien kaum möglich, wie Ettinger sagt. Die Kostenstruktur liege laut Auskunft des Deutschen Tierschutzbundes im normalen Bereich. „Billiger kann man das nicht machen“ kommentiert zu Beispiel die Landesvorsitzende Nicole Brühl die Lage.

Um den Fortbestand des Tierheims sicher zu stellen, hat der Vorstand des Tierschutzvereins Ingolstadt jetzt einen Mitgliederbrief auf den Weg gebracht, in dem er um finanzielle Unterstützung bittet. Auch der Deutsche Tierschutzbund hat seine Unterstützung zugesichert und legt auf jeden gespendeten Euro, der bis Weihnachten eingeht, noch mal 50 Cent drauf.

Ein schönes Beispiel für Tierliebe ist die zehnjährige Sophie aus Ingolstadt, die Anfang November mit ihrer Oma ins Tierheim kam und 100 Euro gespendet hat. 100 Euro, mit denen sie auch ins Kino gehen oder ein neues Handy hätte kaufen können, erzählt Karl Ettinger.

Aber auch, dass es keine Dauerlösung für den wichtigen Verein sein kann, Jahr für Jahr auf Betteltour gehen zu müssen. „In Deutschland geht es vielen Tierschutzvereinen so, die für ihre Kommunen die Tierheime betreiben“, weiß Ettinger, „obwohl die Menschen glauben, die Kommunen würden ihrer Verpflichtung für sichergestellte und Fundtiere nachkommen, springen letztlich die Tierschutzvereine selbst ein und leisten diese unverzichtbare Arbeit für den Tierschutz.“

Sein Wunsch wäre, die Stadt würde einen deutlichen Betrag drauflegen, um dem Verein und damit auch den Tieren aus der prekären Lage zu helfen. Da Ettinger nicht nur Vorstand des Tierschutzvereines ist, sondern zudem FDP-Stadtrat, will er einen dementsprechenden Antrag in den Stadtrat einbringen.

Zugleich bittet der Vorstand um großzügige Unterstützung seiner Mitglieder und anderen Tierfreunde der Region:
Unter der Kontonummer 1313 bei der Sparkasse Ingolstadt, BLZ 721 500 00, kann jeder helfen. „Jeder Euro zählt“, so Ettinger.