20 Jahre Evangelische Aussiedlerarbeit in Ingolstadt.
(ir) Auf bewegte 20 Jahre kann Aussiedlerpfarrer Helmut Küstenmacher zurückblicken, der 1998 die Evangelische Aussiedlerarbeit Ingolstadt gegründet und initiiert hatte. Längst im Ruhestand ist Pfarrer Küstenmacher auch heute noch engagiert mit dabei. Die Aufgaben haben sich jedoch seit damals verändert. „Inzwischen kümmern wir uns, wie es die Bundesregierung mit Recht fordert, nicht nur um Spätaussiedler, sondern auch um Migranten und sozial benachteiligte Menschen.“ Dabei war und ist Netzwerkarbeit ein Schwerpunkt des rührigen Pensionärs. Bereits 1999 begann er Gruppenreisen in die ehemalige Sowjetunion zu organisieren und war seitdem jährlich mindestens einmal in dem riesigen Land oder anderswo. Bis heute lernt er russisch, will sensibilisieren für die Probleme der Deutschen aus Russland und Vorurteile abbauen. Denn nach wie vor gilt für ihn die Devise: „Kennenlernen heißt verstehen lernen“.
{
Im Jahr 1999 wurde das Aussiedlerforum gegründet, ein Netzwerk für alle Gruppen und Personen, die sich für Aussiedler einsetzen. Stadträtin Simona Rottenkolber wurde erste Vorsitzende eines gleichnamigen Vereins. Das Netzwerk wurde 2006 erweitert zum Migrationsforum. Das Aussiedlerforum e.V. besteht bis heute und bietet neu ankommenden Aussiedlern konkrete Hilfen und Projekte an. Sprecherinnen des Migratonsforums sind heute die Sozialpädagogin Janett Fritsche und die Beauftragte für Migration und Christlich-Islamischen Dialog im Dekanat Ingolstadt, Pfarrerin Maren Michaelis. Im Hinblick auf die Situation der Flüchtlinge in Deutschland fordert die Seelsorgerin, dass man Menschen, die hier sind, ordentlich behandeln müsse, denn „Christ sein heißt Mensch sein“. Dem pflichtet Küstenmacher bei und erinnert an das Gebot „Liebe deinen Nächsten“. „Wir fördern die Leute, nehmen ihr Menschsein an und plädieren auch an Kirchengemeinden, sich den Flüchtlingen zu öffnen.“
Ein weiteres Dauerprojekt der Aussiedlerarbeit ist der Jugendmigrationsdienst (JMD). Hier kümmern sich derzeit drei Mitarbeiter um die Anliegen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Und in der Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) erhalten erwachsene Zuwanderer Unterstützung. Seit 2016 finden auch Asylberechtigte hier kompetente Ansprechpartner. Die Evangelische Aussiedlerarbeit Ingolstadt ist gut aufgestellt mit weiteren Gruppen, Kreisen und vielen Projekten – beispielweise wird ein Deutschkurs angeboten. Regemäßig treffen sich Kinder im Kinder-Café am Freitagnachmittag im Gemeinschaftshaus in der Permoserstraße, aber auch der Seniorentreff und Musikgruppen beleben das Haus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Büro der Aussiedlerarbeit. Eine „Bildungswerkstatt“ unterstützt Schulkinder bei den Hausaufgaben. Jährlich finden das Kindertheater INKI und ein Zeltlager für Kinder am Baggersee statt. Das neueste Projekt ist eine Fahrradwerkstatt.
Feste kommen bei der Aussiedlerarbeit nicht zu kurz – so wird das 20-jährige Jubiläum beim diesjährigen Sommerfest sicherlich gebührend gefeiert. „Migranten sind eine Bereicherung für Deutschland“, betont Pfarrer Küstenmacher. „Wir lernen viel voneinander, und die Überalterung der Bevölkerung wird entschärft. Von gelungener Integration können alle nur profitieren.“
Das Foto zeigt den harten Kern der Evangelischen Aussiedlerarbeit Ingolstadt, die derzeit aus Karoline Schwärzl-Bühler (unten links), Janett Fritsche (2. von unten links), Pfarrerin Maren Michaelis (2.von unten rechts), Pfarrer Helmut Küstenmacher (hinten Mitte), Monika Koschemann (oben rechts), Slobodanka Rozic (unten rechts) und Mehmet Celik (oben links) besteht.