Kindolstadt öffnet ihre Pforten

(ir) Nach vier Jahren Vorbereitung eröffnet das Stadttheater am 29. Mai 2016 Ingolstadts erste Kinderstadt.

Das Projekt Kinderstadt Ingolstadt entstand aus dem Bewusstsein, dass Kindern die Zukunft gehört. Das soziokulturelle Spielprojekt gibt Kindern einen Raum, ihre eigenen Ziele, Pläne und Wünsche darzustellen und praktisch zu verwirklichen. Kinder haben die Möglichkeit, das komplexe Gefüge einer Stadt zu erfahren, Bürgerbeteiligung zu erproben und Regierungsformen hautnah mitzuerleben und zu gestalten. Durch das spielerische Experimentieren mit verschiedenen Zukunftsmodellen vermittelt das Projekt demokratische Handlungskompetenz. Anders als bei anderen Kinderstädten lässt das Stadttheater „Kindolstadt“ komplett aus den Anregungen und Ideen von Kindern entstehen. Es ist ihre Stadt, in der alle Entscheidungen von den Kindern getroffen werden, ohne dass Erwachsene ihnen die Richtung vorgeben. „Kindolstadt“ bietet allen Kindern, egal ob Bub oder Mädchen, unabhängig von Herkunft oder Bildungshintergrund eine Fülle an Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten, die sich spielerisch, selbstbestimmt und individuell eröffnen.

Über 350 Kinder haben sich die vergangenen Spielzeiten im Kinderrat, in Schulworkshops und in Kinderwerkstätten während der Schulferien mit Stadtplanung, Regierungssystemen, Währung oder Architektur auseinandergesetzt. Große Themen wie Kinderrechte, Stadtkultur, Wirtschaftskreisläufe und Nachhaltigkeit wurden mit den Mitarbeiterinnen der Theaterpädagogik und externen Experten spielerisch erarbeitet.

Es wird keinen Bürgermeister geben, aber einen demokratisch gewählten Kinderrat. Für Recht und Ordnung sorgen die Streitschlichter und gewählte Richter. Es gibt einen Einheits- und einen Mindestlohn: Für 30 Minuten Arbeit oder Studium gibt es fünf „Ingolder“, von denen ein „Ingolder“ als Steuer gezahlt werden soll.

In den Werkstätten des Theaters wird eifrig daran gearbeitet, die von den Kindern entworfenen Gebäude herzustellen, die vor allem bunt, flauschig und glitzernd sein werden. Die Audi AG bringt sich im Rahmen der Spielzeitpartnerschaft ebenfalls in die Errichtung der Stadt ein. Auszubildende haben nach den Wünschen der Kinder ein magisches Eintrittsportal erbaut, das Zutritt zu „Kindolstadt“ gewährt. Neben der technischen Realisierung werden sie sich zudem vor Ort engagieren.

Hilfsbereiter und respektvoller Umgang miteinander sind zwei der Regeln, die die Kinder für ihre Gemeinschaft aufgestellt haben. Müll soll vermieden werden, Alkohol und Zigaretten sind selbstverständlich verboten und gestohlen werden darf auch nicht. Allerdings: Schreien und Toben sind ausdrücklich erlaubt!

Außerdem muss es immer fair zugehen, auch bei der Produktion von Waren. Aus diesem Grund wird für „Kindolstadt“ auch der offizielle Titel FairTrade-Kinderstadt angestrebt.

Aus der Kinderwerkstatt zum Thema „Journalismus“ hat sich seit April 2015 eine Gruppe von Kindern gebildet, die sich regelmäßig unter der Leitung von Elizabeth Reyna von der Medienwerkstatt trifft und über verschiedene Themen, die für sie wichtig sind, berichtet. Diese Reporter mit dem klangvollen Namen „Kinderutopie“ werden gemeinsam mit dem Medienpartner Donaukurier eine eigene Zeitung, den „Klenzekurier“, erstellen, der auch im Lokalteil der Zeitung veröffentlicht wird.

„Kindolstadt“ wird am Sonntag, den 29. Mai um 15:00 Uhr offiziell durch die Projektleiterin Maria Mayer, Intendant Knut Weber, den Schirmherren des Projekts, Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel sowie die „Kindolstadt“-Paten Rufus Beck und Kai Schumann eröffnet.

Die Städtische Simon-Mayr Sing- und Musikschule zeigt mit Chor und Orchester Ausschnitte aus Paul Hindemiths „Wir bauen eine Stadt“ und der Kinderclub des Stadttheaters eröffnet das „Kindolstadt“-Theater mit ihrer Produktion „Die Legende der Freundschaft“. Der Eintritt zum bunten Eröffnungsprogramm ist frei – genau wie das gesamte Spielprojekt.

Vom 29. Mai bis 11. Juni 2016 steht „Kindolstadt“ allen Kindern Ingolstadts und Umgebung zur Verfügung. Montag bis Freitag können Schulklassen die „Kindolstadt“ am Vormittag besuchen, wofür eine Anmeldung im Vorfeld notwendig ist. An den Nachmittagen und Samstagen können Kinder ohne Voranmeldung die Kinderstadt besuchen. Die Aufsichtspflicht bleibt bei den Erziehungsberechtigten, d.h. sie entscheiden, wann ihr Kind innerhalb der Öffnungszeiten kommt und geht.

Damit bietet „Kindolstadt“ pro Tageshälfte bis zu 300 Kindern im Alter von 7 bis 13 Jahren die Möglichkeit, Bürger ihrer eigenen Stadt zu werden, in die Erwachsene – abgesehen von Betreuern – keinen Zutritt haben. Die Eltern und Aufsichtspersonen können jedoch im Elterngarten die Zeit verbringen oder sich ein „Elternvisum“ ausstellen lassen.

Um dieses für Ingolstadt einzigartige Projekt realisieren zu können, ist das Stadttheater auf vielfältige Unterstützung angewiesen. Viele Vereine, Betriebe und auch Privatpersonen haben bereits ihre Hilfe zugesagt: sei es durch Sachspenden, die Ausstattung einzelner Werkstätten oder als ehrenamtliche Betreuer während der Kinderstadt.

Dennoch ist das Theater weiterhin auf Hilfe angewiesen, sowohl personell als auch finanziell. So werden zum Beispiel noch ehrenamtliche Betreuer gesucht, die während der Kinderstadt vor Ort sind, um den Kindern den Einstieg in ihre Stadt so leicht wie möglich zu gestalten.

Für weitere Informationen kann man sich gerne an Frau Maria Mayer, Projektleitung Kinderstadt unter der E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder der Telefonnummer (08 41) 3 05-47 243 wenden.