Klavierkonzert am Hauptbahnhof


 
Klavierkünstler spielten an PopUp Art Piano zugunsten der Ingolstädter Bahnhofsmission.

(ir) „Ich finde das sehr interessant: Der Platz ist da, die Leute sind da und die Musik ist schön. Das ist doch herrlich.“ Mit diesen Worten hat ein älterer Passant am Gleis 1 des Ingolstädter Hauptbahnhofes seine Freude über kleine kostenlose Klavierkonzerteinlagen dort gestern zum Ausdruck gebracht. Gleich mehrere Menschen setzten sich spontan an ein PopUp Art Piano, das die Kinder- und Jugendkunstschule Kunst und Kultur Bastei in Ingolstadt aufgestellt hatte – für Musik vor und zugunsten der Bahnhofsmission.



Zu Beginn der Aktion in der Mittagszeit überraschte der Ingolstädter Nachwuchspianist Elia Tyroller die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission und Reisende mit dem Stück „Maple leaf rag“ von Scott Joplin. Tyroller hatte vor kurzem den dritten Platz beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in der Kategorie „Klavier solo“ erzielt. Doch auch andere junge Talente, die von der Schule auf dem Heimweg waren, zeigten spontan ihr Können: zum Beispiel Vroni Becker mit „Manhattan Skyline“ und ihr Bruder Nic mit „All of me“. Und die ehrenamtliche Mitarbeiterin der Bahnhofsmission Elke Bügel ergänzte die modernen Stücke schließlich noch mit einer klassischen Einlage durch Johann Sebastians Menuett 1.

„Klavierprojekte im öffentlichen Raum gibt es ja weltweit. Da haben wir uns gedacht: Wir möchten auch so einen Flügel gestalten“, begründete die Leiterin der Kinder- und Jugendkunstschule, Beate Diao, das außerordentliche Engagement. So suchten sich Jugendliche verschiedene Musiker aus, fertigten Bilder an und überzogen den Flügel mit diesen Motiven: von Ludwig van Beethoven über Paul MacCartney und Bob Marley bis zu Michael Jackson. Damit ist die Schule nun an mehreren Orten unterwegs, an denen man normalerweise nicht mit einem Klavierflügel rechnet, zum Beispiel am Bahnhofsgleis.



„Bei allen Projekten mit den Jugendlichen ist uns auch wichtig, dass der soziale Aspekt berücksichtigt wird“, erklärte Beate Diao, weshalb auch ein Spendenhut neben dem Piano aufgestellt war. Die Einnahmen kommen der von der Caritas und Diakonie getragenen Ingolstädter Bahnhofsmission zugute. Nach Mitteilung von Leiterin Heike Bergmann sollen diese unter anderem dazu dienen, hilfesuchende Menschen vor Ort mit Lebensmitteln und Getränken zu versorgen sowie in Zukunft Schulungen für ehrenamtliche Mitarbeitende zu finanzieren, die ältere Reisende im Rahmen von mobilen Reisehilfen im Zug-Nahverkehr begleiten. „Ich finde das eine ganz tolle Idee, dass man den Sozialraum Bahnhof mit einem Angebot der Kunst hier in der Stadt verbindet“, sagte Heike Bergmann sichtlich gerührt.