Das Team von Faire Mobilität des DGB besucht gemeinsam mit der IG Metall Ingolstadt Betriebe im GVZ.
(ir) Am 6. Juni 2018 war das bundesweite Team von Faire Mobilität des DGB im Ingolstädter GVZ bei den Kolleginnen und Kollegen der IG Metall Ingolstadt zu Gast. Das Projekt Faire Mobilität hilft, gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus den mittel- und osteuropäischen EU-Staaten auf dem deutschen Arbeitsmarkt durchzusetzen. Die politische Verantwortung für das Projekt liegt beim DGB-Bundesvorstand. Es wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und den DGB-Gewerkschaften.
Im letzten Jahr verzeichneten die sieben Beratungsstellen von Faire Mobilität bundesweit über 5.000 registrierte Fälle und erreichten mehr als 13.000 Personen, die beispielsweise Probleme hatten ihren Lohn durchzusetzen oder gegen eine ungerechtfertigte Kündigung vorzugehen. Neben den Branchen Bau, Pflege und Gebäudereinigung liegen die Schwerpunkte der Beratungsfälle in der Fleisch- und der Transportindustrie.
Prekäre Arbeitsverhältnisse, ausstehende Löhne, Leih- und Zeitarbeit sowie fragwürdige Kündigungen waren und sind auch in einigen Betrieben auf dem Gelände des Güterverkehrszentrums keine Seltenheit. Dort liefern sich die Betriebe laut IG Metall einen Kostenunterbietungswettbewerb um Aufträge des benachbarten Automobilkonzerns. Leidtragende am Ende der Wertschöpfungskette sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die den Wettbewerb mit schlecht entlohnter Arbeit bezahlen. Seit knapp zehn Jahren engagiert sich die IG Metall Ingolstadt in diesen Betrieben, um dieser Praxis etwas entgegenzusetzen: Mitbestimmung durch Betriebsräte und die Aushandlung von Tarifverträgen für ihre Mitglieder in den Betrieben des Güterverkehrszentrums.
Dominique John, Projektleiter von Faire Mobilität, zeigte sich nach der Werkbesichtigung bei dem Logistikdienstleister Imperial sichtlich beeindruckt: „Im GVZ kann man live beobachten, wie das Outsourcing von Kernbestandteilen der Produktion über Werkverträge funktioniert. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die IG Metall durch einen hohen Organisationsgrad im GVZ eine Abwärtsspirale bei den Arbeitsbedingungen und der Entlohnung zumindest aufhalten konnte.“
Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Johann Horn, erläuterte die derzeitige Situation im GVZ: „In einem Umfeld, wo Milliarden verdient werden, darf es nicht sein, dass Menschen von ihrer Arbeit nicht leben können. Diese Praxis wird die IG Metall mit allen Mitteln bekämpfen. Jeder Mensch hat eine gute und würdige Arbeit verdient.“
So konnte die IG Metall Ingolstadt beispielsweise im September letzten Jahres einen Tarifabschluss mit dem Kontraktlogistiker Imperial Automotive Logistics GmbH verkünden und für die Beschäftigten dadurch Bruttolohnsteigerungen zwischen 400 bis 700 Euro im Monat erzielen. „Die Belegschaft, die zuvor bei der Firma Rhenus ohne Tarifvertrag gearbeitet hatte, weiß jetzt was es heißt, wenn man sich gemeinsam organisiert und zusammen etwas erreicht“, so ein IG Metall-Sprecher. Aus Sicht der Gewerkschaft hat dieses Beispiel einen Vorbildcharakter für weitere Betriebe im GVZ, die noch keiner Tarifbindung unterliegen. Gemeinsam will man sich daher mit dem Projektteam von Faire Mobilität des DGB austauschen, wie die Gewerkschaftsarbeit auch mit Beschäftigten aus den neuen EU-Staaten gelingen kann.