(ir) Wanderausstellung ist diese Woche im Caritas-Zentrum St. Vinzenz
in Ingolstadt.
Eine Wanderausstellung zum Thema Immigration mit
dem Titel „Was ist Heimat?“ macht diese Woche im Caritas-Zentrum St. Vinzenz
Ingolstadt Halt. Die Einrichtung für Menschen mit Behinderung hat vom
Caritasverband für die Erzdiözese München und Freising dafür zehn Rollups
ausgeliehen. Sie zeigen Fotos und Aussagen über Erfahrungen von jungen Menschen
mit Migrationshintergrund, die in Deutschland heimisch geworden sind. St.
Vinzenz hat die Präsentation in seinem Mehrzweckraum zudem mit verschiedenen
Arbeitsmaterialien angereichert, die zum Teil auch aktives Mitmachen
ermöglichen. Die ganze Woche lang werden Schulklassen aus der Caritaseinrichtung
durch die Ausstellung geführt.
Eingeladen sind ferner Lehrer und Kinder aus
anderen Schulen. Auch einzelne Interessierte können sich die Rollups bis Freitag
anschauen. Dafür wird um telefonische Anmeldung unter der Rufnummer (08 41) 95
39 96-0 gebeten.
Für die Wanderausstellung hatte der aus Guatemala
stammende Fotograf Rodrigo Villeda in einer Münchner Schule gemeinsam mit
Schulsozialpädagogen und jungen Migranten in einem Fotoprojekt deren
individuellen Gedanken und Gefühle in Bildern, Fotos und Videos festgehalten. Da
es auch in St. Vinzenz mittlerweile mehrere Schülerinnen und Schüler mit
ausländischen Wurzeln sowie einen jungen Flüchtling gibt, hielt
Einrichtungsleiter Markus Pflüger es für sinnvoll, „unseren jungen Menschen das
Phänomen Zuwanderung, das die Gesellschaft zunehmend prägt, mithilfe der
Ausstellung näherzubringen“.
„Eingeengten Blick“ erweitern
Schulleiter Roberts Krigers beschreibt als Ziel, „kleinen und
großen Besuchern ein Bild der Vielfältigkeit von Migration zu vermitteln, um so
den durch die jüngeren Ereignisse eingeengten Blick etwas zu erweitern“.
Kinderpflegerin Josefine Hanus, die das Projekt praktisch vorbereitet hat und
für Interessierte zur Verfügung steht, berichtet nach den ersten Besuchen
einiger Berufsschulklassen aus St. Vinzenz: „Viele Schülerinnen und Schüler sind
durch die Kurzgeschichten der gezeigten jungen Migranten sichtlich bewegt.“
Den 16-jährigen Fabian erschüttert vor allem, dass die 16-jährige Amina aus
Afghanistan in ihrem Heimatland nicht zur Schule gehen durfte. „Es ist schön zu
sehen, dass sie jetzt hier Mathematik lernen kann“, deutet er auf ein Bild, das
das Mädchen mit einem entsprechenden Schulbuch in ihren Händen zeigt. „Und es
ist viel anschaulicher, so etwas auf großen Fotos zu sehen, als darüber in der
Zeitung zu lesen“, fühlt sich Fabian von der Ausstellung angesprochen.
Der 18-jährigen Semih, dessen Eltern aus der Türkei kommen, verweilt vor einem
Bild, das die 17-jährige Jasira aus dem Irak mit einem Fußball in ihren Händen
darstellt. Fußball spielen durfte sie jedoch nach ihren Worten im Irak nicht.
„Das macht mich traurig“, erklärt Semih, der selbst gerne kickt. Den 20-jährigen
Kevin beeindrucken die Aussagen des 15-jährigen Akils aus dem Senegal, der
einmal bei der Unicef arbeiten will, und des 14-jährigen Spaniers José, der in
Deutschland studieren und später in seiner Heimat arbeiten möchte.
Während sich vor allem ältere Schülerinnen und Schüler der Einrichtung die
Ausstellung anschauen, stöbern insbesondere jüngere Mädchen und Buben mit
Behinderung in verschiedenen Büchern, die Josefine Hanus auf einem Tisch
aufgebaut hat: zum Beispiel in den Publikationen „Was glaubt die Welt?“, „Ich
lerne den Islam“, „Spielend Afrika entdecken“ oder in einem Taschenatlas des
Hilfswerkes Caritas international. Andere erfreuen sich an einem Hand- und
Wasserball als Weltkugel. Wiederum andere malen derweil Weltkarten aus, um die
herum in einem Kreis Mädchen und Jungen verschiedenster Kulturen und Länder
gezeichnet sind – von Eskimo- und Indianerkindern bis zum Bub in bayerischer
Tracht. „Klein, aber fein“, kommentiert eine Besucherin die Ausstellung, die
insbesondere für junge Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und
Möglichkeiten auf vielfältige Weise das Thema Migration präsentiert.