Starkbieranstich bei Nordbräu


 
Fastenzeit ist Starkbierzeit. Den Anfang der Veranstaltungsreihe sämtlicher Brauereien macht alljährlich Nordbräu.

von Robert Treffer

(rt) Im schönen Kastaniengarten fand so am gestrigen Mittwoch 2023 der traditionelle Starkbieranstich statt. Nach einer Corona bedingten Durststrecke war der Saal mit fast 150 geladenen Gästen bis zum letzten Platz ausgefüllt. Die Gastgeberin und Geschäftsführerin Eva Wittmann-Ott begrüßte herzlich alle Gäste am Eingang.



Braumeister Felix Fersch assistierte dem Oberbürgermeister beim Anstich, tief entschlossen Christian Scharpf stach in einer bemerkenswerten Routine das Holzfass mit nur wenigen kräftigen Schlägen an, über die genaue Anzahl der Schläge war sich die Menge allerdings uneinig, so manch einer munkelte es wären nur drei Schläge gewesen, ich persönlich habe allerdings vier gezählt.



Nächster Tagesordnungspunkt war die Fastenrede von Andreas Huber. Die Themenauswahl war äußerst umfangreich, gefühlt blieb niemand im Saal unerwähnt, auch mein langjähriger Kollege von der Tageszeitung, Bernhard Pehl, wurde namentlich genannt. So wurde erwartungsgemäß die Geldverschwendungen des aktuellen politischen Tagesgeschehens humorvoll thematisiert.



Angefangen von den Sirenen von Unsernherrn zum Katastrophenschutz, über die unverwüstlichen Maibäume dank atombombensicherem Betonfundament, die Modernisierung der Technik im Sitzungssaal für Livestreams. All diesen Spott erträgt Christian Scharpf mit einem süffisanten Grinsen und der Geduld eines ligurischen Lastenesels.



Besonders amüsiert hat mich der Beitrag zum fahrradfreundlichen Ingolstadt, selbstverständlich musste auf das Thema Überholverbot an der Antoniusschwaige angesprochen werden, darüber wurde auf Facebook ja wochenlang wild diskutiert. Als Begründung für die Maßnahme wird hier genannt, dass man die Verkehrsgeschwindigkeit an die Arbeitsgeschwindigkeit im Rathaus versucht anzugleichen. Ob die handvoll Grünpfeile für Radfahrer in Ingolstadt zur besseren Fahrradinfrastruktur beitragen? Wohl kaum.



Die IFG geriet dieses Jahr besonders stark ins Fadenkreuz. Kritisiert wurde die Umsetzung der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge die häufig in Tiefgaragen der Stadtwerke angesiedelt sind, so muss der Autofahrer nicht nur für den Ladevorgang bezahlen, sondern auch in der Zeit des Ladens für die Parkdauer, eine gute Möglichkeit die Ladesäulen maximal unattraktiv zu gestalten. Der Vergleich, dass man beim Tanken eines Benziners auch keine Tankstellenmaut bezahlen müsse, war sehr treffend.



Ebenso hatte sich die IFG als langfristiges Ziel die Verkehrsberuhigung der Innenstadt zu erreichen, dabei ist die Innenstadt schon maximal beruhigt. Die Entscheidung des Stadtrates gegen verkaufsoffene Sonntage macht die Renovierung der Fußgängerzone eigentlich schon fast überflüssig.



Ein roter Faden im Text waren auch die vielen Ideen zu Umbenennungen von Institutionen in Ingolstadt, so ist zum Beispiel die Abstimmung über die Umbenennung des Bauerngerätemuseum gescheitert, eine sozialistische Kulturrevolution wurde trotz SPD an der Spitze bereits im Keim erstickt. Ein ähnliches Schicksal würde wohl bei der Namenssuche des Gießerei Geländes drohen.



Sehr lustig war die Vision Ingolstadt in ein zweites Monaco zu verwandeln mit einem eigenen Formel 1 Rennen in der Stadt. So würde eine anspruchsvolle urbane Rennstrecke entstehen mit einer langen Zielgeraden an der Donaulände und einer tückischen Schikane durch das Kreuztor. Die Dachterrasse des Gründerzentrums am Kongresszentrum könnte für kostspielige VIP-Logen genutzt werden.



Die Problematik der Kammerspiele durfte natürlich auch nicht fehlen. So kam der Vorschlag die Kammerspiele vom Stadttheater in die leerstehende Galeria Kaufhof-Filiale zu verlagern, so könne man das Programm von Supermärkten sponsern lassen, die Drei-Groschen-Oper würde dabei sehr viel Sinn ergeben.



Unterbrochen wurden die thematischen Blöcke mit Gstanzlsingen und Prosits. Die üppige Fastenrede wurde von Melanie Arzenheimer geschrieben, sie wurde für ihr Engagement mit einem bunten Blumenstrauß geehrt.

Fotos dazu finden Sie in unserer Bildergalerie