Caroline Klapper hielt Vortrag im Sachausschuss
Behindertenseelsorge.
(ir) Ihren Arm hat die 46-jährige
Caroline Klapper mit drei Pfeilen tätowieren lassen. Sie stehen für das bei
Menschen mit Down-Syndrom, der Trisomie 21, dreifach vorhandene 21. Chromosom.
Auf ihrem T-Shirt steht „The lucky few“ was „die wenigen Glücklichen“ heißt. Ein
Motto, das sich weltweit Eltern von Kindern mit dieser Behinderung zu eigen
gemacht haben. Am Beispiel ihrer fünfjährigen Tochter Marie, die das Handicap
hat, erklärt sie das Motto mit eigenen Worten so: „Wenn ich auf dem Spielplatz
bin, gibt es kein Kind, das so laut lacht auf dem Klettergerüst wie Marie. Mein
Leben ist durch sie extrem bereichert worden.“ Beeindruckt von einem Vortrag
Caroline Klappers haben sich am Samstag rund ein Dutzend Mitglieder des
Sachausschusses Behindertenseelsorge des Diözesanrates Eichstätt in dessen
Sitzung im Eichstätter Priesterseminar gezeigt.
Leidenschaftlich warb die
Referentin, die beruflich eine Seniorengruppe im Caritas-Wohnheim für Erwachsene
mit Behinderung St. Anna in Ingolstadt leitet, dafür, das Leben mit einem Kind
mit Down-Syndrom als Chance zu begreifen. „Es ist normal, verschieden zu sein“,
erklärte sie. Doch leider würden neun von zehn Frauen, bei denen die Diagnose
„Trisomie 21“ im Raum steht, ein Kind wie ihre Marie als Belastung sehen und
abtreiben. Dies wäre für sie nach eigenen Worten unverstellbar gewesen.
Natürlich sei es wichtig, Fördermöglichkeiten zu nutzen: „Da Marie einen
Pflegegrad hat, kann ich den familienunterstützenden Dienst in Anspruch nehmen,
was mir immer wieder einmal eine Auszeit ermöglicht, die ich auch brauche“, so
die Mutter. Für ebenso wichtig hält sie es, sich mit anderen Eltern von Kindern
mit Down-Syndrom zu vernetzen und auszutauschen.
Dadurch, dass Caroline Klapper einem Facebook-Forum für solche Eltern angehört, nutzte sie die Chance, auch zwei außerordentliche Initiativen für Kinder in Kriegsgebieten ins Leben rufen. So konnte im vergangenen Jahr der dreijährige Taim aus Syrien zusammen mit seiner Mutter und seinen Brüdern zum bereits zuvor geflüchteten Vater nach Deutschland nachziehen. Dieser Mann hatte in dem Facebook-Forum dringend zu Hilfe für seinen Sohn aufgerufen, da sein Herzfehler und Lungenhochdruck im syrischen Homs nicht gut behandelt werden konnten. Aus eigener Erfahrung mit ihrer Tochter Marie, die auch einen Herzfehler hatte, ahnte Caroline Klapper, was dies in einem Bürgerkriegsland bedeutete. Auf ihren Hilfeaufruf in Facebook hin wurden rund 66.000 Unterschriften für eine Petition zugunsten einer Ausreise der Familie und fast 8.000 Euro für Flugkosten und anderes gesammelt. Mit der Familie, die heute in Salzgitter lebt, steht Caroline Klapper regelmäßig in Kontakt. Durch ein neues Engagement mit ihrem Facebook-Helferkreis bewirkte sie, dass der kleine Khiry aus dem Nordirak zusammen mit seiner Mutter und Schwester ein humanitäres Visum erhielt und nach Nürnberg kam, um kinderchirurgisch behandelt zu werden. Der Junge war im Alter von 17 Monaten mit seiner Familie vom IS verschleppt – und vielfach verletzt worden. „Ich bin ganz überwältigt“, erklärte die Vorsitzende des Sachausschusses, Elfriede Späth-Werner, nach dem Vortrag Caroline Klappers, die für ihr Engagement großen Beifall erntete.
Elfriede Späth-Werner machte beim Treffen darauf aufmerksam, dass die vom Sachausschuss neulich durchgeführte Umfrage über Barrierefreiheit in Pfarrgemeinden demnächst zu einem ersten konkreten Ergebnis führen soll. So habe die Medienstelle des Bistums angeboten, die einzelnen Internetseiten der Pfarreien mit passenden Emblemen zu kennzeichnen: zum Beispiel für gegebene Behindertenparkplätze, barrierefreie Toiletten, vorhandene Induktionsschleifen oder Aufladestationen für elektrische Rollstühle. Der Sachausschuss will zudem ein eigenes Emblem entwickeln lassen, mit dem Gemeinden, die besonders viele Kriterien für Barrierefreiheit erfüllen, ausgezeichnet werden.
Pfarrer Alfred Grimm, Diözesanverantwortlicher für die Behindertenpastoral im Bistum Eichstätt, wies darauf hin, dass immer weniger junge Menschen den traditionellen Behindertenverbänden beitreten. Auch bestehe die Gefahr, dass Menschen mit Behinderung in den zukünftigen größeren Pastoralräumen „untergehen“ könnten. Er kündigte daher „eine Flucht nach vorne“ an, indem die Behindertenpastoral in Pfarreien „Zentren inklusiver Pastoral“ errichten will. In diesen Zentren sollen möglichst viele gemeinsame Möglichkeiten für Menschen mit und ohne Behinderung umgesetzt werden: neben gemeinsamen Gottesdiensten zum Beispiele auch eine gemeinsame Sakramentenkatechese, also dass etwa in Firmvorbereitungen Kinder mit Behinderung selbstverständlich einbezogen werden.
Das Foto zeigt Elfriede Späth-Werner, die Vorsitzende des Sachausschusses Behindertenseelsorge (rechts), die Caroline Klapper für ihren Vortrag danke und sich von ihrem Engagement überwältigt zeigte.