Ein besonderes Therapie-Angebot wendet sich an Senioren.
(ir) Menschen höheren Alters stellen ganz spezielle Anforderungen an die Therapie Ihrer Erkrankung. Das gilt auch für die medizinische Versorgung von Schmerzen, die oft begleitend zu den vielfältigen Erkrankungen im Alter auftreten. Ab Juni arbeitet die akutgeriatrische Tagesklinik des Klinikums Ingolstadt in der Münchner Straße deswegen in einem neuen Konzept eng mit der Schmerzmedizin zusammen.
„Neben den Einschränkungen durch Erkrankungen sind Schmerzen verschiedenster Ausprägung und Intensität bei älteren Menschen ein relevantes Gesundheitsproblem“, erklärt Dr. Michael Ruth, Direktor der Klinik für Akutgeriatrie am Klinikum Ingolstadt. „Je nach Untersuchung leiden zwischen 50 und 80 Prozent unserer älteren Patienten zumindest temporär unter einem akuten Schmerzereignis, viele auch unter chronischen Schmerzen.“
Dr. Katharina Walther, Leitende Oberärztin in der Klinik für Akutgeriatrie, und Dr. Andreas Mayr, Leiter der stationären Schmerztherapie im Klinikum Ingolstadt, haben ein Behandlungskonzept entwickelt, das sowohl die Erfahrungen aus der stationären Schmerztherapie als auch die Bedürfnisse und Möglichkeiten älterer und kränkerer Patienten berücksichtigt. „Diese enge Zusammenarbeit zwischen Alters- und Schmerzmedizin ist in diesem Rahmen ein neues Modell in der geriatrischen Versorgung“, sagt Prof. Martina Nowak-Machen, Direktorin der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Palliativ- und Schmerzmedizin.
Die Patienten in der akutgeriatrischen Tagesklinik kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen: Meist handelt es sich um eine akute Verschlechterung einer bestehenden chronischen Erkrankung, wie zum Beispiel von Parkinson, einer Herzschwäche oder auch chronischer Schmerzen. Die Behandlung in der akutgeriatrischen Tagesklinik basiert auf mehreren Säulen: Neben Ärzten, die Medikation, Diagnostik und Therapie anpassen, ist ein multidisziplinäres Behandlungsteam beteiligt. Es besteht aus Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen, Masseuren, speziell ausgebildeten Pflegekräften und Mitarbeitern des Sozialdienstes.
Die Tagesklinik fördert in erster Linie die Alltagskompetenz der Patienten, damit sie möglichst lange zu Hause eigenständig leben können und zum Beispiel ein Umzug in ein Seniorenheim vermieden wird. Dafür werden praktische Übungen angeboten wie Treppensteigen, Sturzvermeidung oder die Überwindung häuslicher Hindernisse. Dabei wird die individuelle Belastbarkeit im Rahmen von Einzel- und Kleingruppentherapien berücksichtigt und die Therapie nach Bedarf immer wieder neu angepasst.
„Die Herausforderung dabei ist, auf die individuell sehr unterschiedlichen Einschränkungen einzugehen, andere chronische Erkrankungen und eine entsprechende Polypharmazie, also die Einnahme vieler verschiedener Medikamente, zu berücksichtigen“, erklärt Walther. Zusätzlich zudem bereits oben erwähnten multidisziplinären Therapieansatz erhalten die Patienten zahlreiche Anregungen und Anleitungen, wie sie auch im häuslichen Umfeld besser mit Schmerzen umgehen können.
Das tagesklinische Konzept wurde für Patienten ab 70 Jahren entwickelt. Das Besondere daran ist, dass diese am Morgen von zu Hause abgeholt werden, sich tagsüber in der Tagesklinik aufhalten und am Nachmittag wieder nach Hause zurückgebracht werden. An Wochenenden und Feiertagen findet keine Therapie statt. Ein Aufenthalt dauert in der Regel drei Wochen. Voraussetzung für die Behandlungsbedürftigkeit ist eine haus- oder fachärztliche Einweisung in die akutgeriatrische Tagesklinik. Anmeldungen sind über das Sekretariat der Klinik für Akutgeriatrie des Klinikums Ingolstadt unter der Telefonnummer (08 41) 8 80-25 70 möglich.