(ir) Der Druck auf den Landkreis Pfaffenhofen bei der Unterbringung
von Asylbewerbern und Flüchtlingen wächst.
„Im Landkreis
Pfaffenhofen müssen nach Mitteilung der Regierung von Oberbayern bis zum
Jahresende noch rund 900 Menschen untergebracht werden“, teilte Landrat Martin
Wolf mit. „Unsere derzeitigen freien Kapazitäten werden damit bald erschöpft
sein“, so der Landkreischef. Aus den Belegungslisten des Landratsamts geht
hervor, dass es derzeit noch Unterkunftsmöglichkeiten für 140 Personen gibt.
Somit müssen innerhalb kürzester Zeit noch für 760 Menschen Plätze geschaffen
werden. Dies sei für alle Verantwortlichen eine große Herausforderung, da man
davon ausgehen könne, auf dem Immobilienmarkt trotz intensivster Bemühungen
nicht entsprechend viele Wohnungen finden zu können, so Martin Wolf. Der
Landkreis sei bemüht, angesichts der Notlage vor allem größere Gebäude und
Hallen zu bekommen. In den Fokus rückt dabei erneut das Gelände der
Max-Immelmann-Kaserne in Oberstimm, auf dem es nach wie vor zahlreiche leere
Gebäude gibt, in denen früher Soldaten untergebracht waren. „Die Häuser stehen
leer und sind in einem verhältnismäßig guten Zustand“, verlautete es aus dem
Landratsamt. Im derzeitigen „Krisenmodus“ könne man auf derartige Immobilien
nicht verzichten, noch dazu, wenn sie sich im öffentlichen Eigentum befinden.
Noch vor der Aufstellung von Containern und Zelten solle daher dieser
Immobilienbestand sinnvoll genutzt werden. Die Nutzung müsse mit dem Freistaat
Bayern abgeklärt werden, hier laufen bereits Gespräche.
Wie das Landratsamt weiter mitteilte, hat die Regierung von Oberbayern
wegen der Flüchtlingskrise jetzt auch im Landkreis Pfaffenhofen den zweiten Teil
des Notfallplanes aktiviert. Konkret heißt das, dass die bei der Pfaffenhofener
Trabrennbahn im Tribünenhaus vorbereiteten weiteren 150 Betten ab kommenden
Montag, 2. November belegt werden. Die Menschen werden von hauptamtlichen
Mitarbeitern des Landratsamts und ehrenamtlichen Helfern in Empfang genommen und
betreut. Nach Durchführung dieser Aktion befinden sich in den Gebäuden der
ehemaligen Trabrennbahn 300 Asylbewerber und Flüchtlinge.
Ferner gab das
Landratsamt bekannt, dass die dezentrale Flüchtlingsunterkunft im
Reichertshofener Ortsteil Winden ab Donnerstag, 29. Oktober belegt wird. Empfang
und Betreuung werden dort ebenfalls von Mitarbeitern des Landratsamts und dem
örtlichen Helferkreis organisiert. Insgesamt werden in Winden im Laufe der
nächsten Wochen 67 Personen ankommen. Der Landrat dankte allen haupt- und
ehrenamtlichen Helfern für ihren unermüdlichen Einsatz. „Man kann die Leistungen
dieser Menschen nicht hoch genug einschätzen und ich bin ihnen besonders
dankbar“, so Wolf.
Wie Landrat Martin Wolf weiter mitteilte, werde im
Landratsamt konsequent daran gearbeitet, unter Abwägung aller Gesichtspunkte
zusätzliche Unterbringungskapazitäten zu schaffen. Dabei werde ein besonderes
Augenmerk darauf gelegt, dass die Wohnmöglichkeiten „winterfest“ sind. Bevorzugt
werden daher nach wie vor beheizbare Bestandsimmobilien, die kurzfristig für
Wohnzwecke umgestaltet und genutzt werden können. Neu ist die Entscheidung des
Innenministeriums, das die Landratsämter als Staatsbehörden jetzt auch selber
bauen können. Neu ist die Entscheidung des Innenministeriums, dass die
Landratsämter als Staatsbehörden jetzt auch selber bauen können. Der
Landkreischef setzt deshalb nach wie vor auf die Unterstützung und
Zusammenarbeit der Gemeinden, die bisher „ganz ausgezeichnet war“. „Entweder die
Gemeinde baut selbst oder sie stellt ein Grundstück, dann bauen wir“; beschreibt
der Landrat die Alternativen. Nur wenn alle Verantwortlichen und die gesamte
Bevölkerung sich der besonderen Situation und außergewöhnlichen Herausforderung
bewusst seien, könne man die Asylbewerber und Flüchtlinge auch in den
Wintermonaten menschenwürdig unterbringen und die Krise meistern. Turnhallen
sollen nur für die Übergangsphase bis zur Baufertigstellung genutzt werden. Von
der großen Politik, insbesondere der Bundesregierung, erwartet der Landrat
"deutliche Zeichen, klare Aussagen und aktive Lösungsansätze", die zu einer
wirksamen Minderung des Flüchtlingszustroms beitragen können.