Das Rätsel der Varusschlacht



Kostenfreier Abendvortrag im Kelten-Römer-Museum Manching.

(ir) »Quinctilius Varus, gib mir meine Legionen wieder!« Diese berühmten Worte soll Kaiser Augustus verzweifelt ausgerufen haben, als ihn die Botschaft vom furchtbaren Untergang des Feldherrn Publius Quinctilius Varus erreichte. Doch was hatte sich im Jahr 9 n. Chr. in den rauen Gefilden Germaniens wirklich abgespielt? Und vor allem: Wo genau?



Am Mittwoch, den 11. Mai 2022, gibt Dr. Stefan Burmeister (Varusschlacht im Osnabrücker Land – Museum und Park Kalkriese) ab 18:00 Uhr im Kelten-Römer-Museum Manching einen spannenden Einblick in die archäologischen Forschungen zu diesen Fragen. Im Rahmen der »Manchinger Vorträge zur Archäologie und Geschichte« referiert er zum Thema »Aktenzeichen VAR ungelöst – 30 Jahre Forschungen zur Varusschlacht in Kalkriese«.



Schenken wir dem eingangs zitierten Geschichtsschreiber Sueton Glauben, hatte Augustus tatsächlich genug Gründe zur Verzweiflung: Drei römische Legionen waren samt Hilfstruppen und Versorgungstross von germanischen Kriegern vollständig aufgerieben worden. Der Befehlshaber Varus hatte sich in sein eigenes Schwert gestürzt. Hinzukam kam ein bitterer Verrat, denn als Drahtzieher des Hinterhalts galt Arminius, ein Cherusker, der als Kavallerieoffizier in Roms Diensten stand und sich so das römische Bürgerrecht verdient hatte. Die Varusschlacht – auch bekannt als Schlacht im Teutoburger Wald – bildete ein traumatisches Ereignis, mit dem der ehrgeizige Traum von einem »Imperium ohne Grenzen« vorerst geplatzt war.



Mittlerweile haben sich knapp 700 verschiedene Theorien zur Lokalisierung der Varusschlacht entwickelt. Verstärkt in den Fokus von Wissenschaft und Öffentlichkeit rückte das niedersächsische Kalkriese. Dort wird seit mehr als 30 Jahren archäologisch geforscht, mehr als 7.000 römische Funde sind bislang ans Tageslicht getreten. Ist Kalkriese ein Ort der historischen Varusschlacht?



Vieles spricht dafür, doch Zweifel an dieser Deutung stehen weiterhin im Raum. Zwei historische Ereignisse für den Fundniederschlag vor Ort werden diskutiert: War es die Varusschlacht von 9 n. Chr. oder die Schlacht an den Langen Brücken im Jahr 15 n. Chr.? Weder die Archäologie noch die Geschichtswissenschaft erlauben bislang eindeutige Aussagen.



Stefan Burmeister stellt die grundlegenden Probleme bei der historischen Interpretation des Fundplatzes dar und gewährt Einblicke in die archäologischen Forschungen in Kalkriese. Die jüngsten Ergebnisse geben Anlass, den Fundplatz neu zu denken. Die Untersuchungen bleiben somit work in progress, an dem die Zuhörerinnen und Zuhörer für einen Abend teilhaben können.



Der Vortrag gehört zum Rahmenprogramm der aktuellen Sonderausstellung »Im Dienste Roms – Legionen und Hilfstruppen«, die am 11. Mai 2022 bis zum Beginn des Vortrages geöffnet ist. Eine Anmeldung zum Vortrag ist nach aktuellem Stand nicht erforderlich.

Das Foto zeigt die Freilegung eines römischen Denarhortes in Kalkriese: Mit 220 Silberdenaren ist dies einer der größten Münzfunde im rechtsrheinischen Germanien.