Friedenskirche wird derzeit renoviert



Alle evangelischen Gottesdienste werden ab sofort in die Christuskirche von Manching verlegt.

(gri) Die evangelische Friedenskirche in Manching, die nach den Plänen des renommierten Münchner Regierungsbaumeisters Olaf Andreas Gulbransson erbaut wurde, wird renoviert. Deshalb finden Gottesdienste bis auf weiteres jeweils zu den gleichen Zeiten nur noch in der Christuskirche Manching statt - so auch ein am kommenden Samstag, 19. September 2020 angekündigter Abendgottesdienst, der nun um 18:00 Uhr in der Christuskirche stattfinden muss.



Die aus den Trümmern des Forts VIII entstandene evangelische Friedenskirche wurde 1993 unter Denkmalschutz gestellt. Deshalb müssen bei der Renovierung strenge Denkmalschutzauflagen beachtet werden. Wie Gemeindepfarrer Sieghart Schneider berichtet, sollte eigentlich nur die Decke des Innenraumes geweißelt werden. Sie war durch Kerzenrauch und Staub grau geworden. Bei der Begutachtung stellte sich jedoch heraus, dass zuvor die alte Farbe aufwändig abgetragen werden muss, um den Anstrich mit der ursprünglichen Kalkfarbe wieder vornehmen zu können. Es zeigte sich zudem, dass Tür und Geländer verrostet sind. Auch die „Baumarktstrahler“, mit denen der Altar angeleuchtet wird, wurden vom Denkmalschutz beanstandet.



So wird nun ein Lichtkonzept umgesetzt, das die Friedenskirche ganz neu erstrahlen lässt. Im Zuge der umfänglichen Renovierung wird auch die Glockenanlage und deren Elektronik auf den neuesten Stand gebracht. Bereits seit 2015 läuten nur noch zwei der drei Kirchenglocken, da der Glockenmotor nicht mehr repariert werden konnte. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf 140.000 Euro, die von der politischen Gemeinde, dem Landkreis Pfaffenhofen, der Gesamtkirchengemeinde Ingolstadt, der Bayerischen Landeskirche und vom Denkmalschutz bezuschusst werden.



Bei der Friedenskirche handelt es sich um ein bauliches Kleinod für den Kreis Pfaffenhofen und die gesamte Region, da die Kirche eine denkwürdige Vergangenheit hat: Die Friedenskirche entstand 1958 auf den Mauern des Fort VIII, das zwischen 1875 bis 1883 als Teil des äußeren Festungsgürtels um Ingolstadt gebaut worden war. Im Ersten Weltkrieg wurden die Gebäude als Gefangenenlager verwendet. Im Zeiten Weltkrieg wurden dann wieder Häftlinge hierher verlegt, nachdem das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis in München durch Bomben gefährdet war. Unter den 200 Gefangenen befanden sich 76 Todeskandidaten. Zwei der Todesurteile wurden direkt im Fort vollstreckt, die anderen 74 wurden auf dem Schießplatz in Manching ermordet.



Nach dem Einmarsch der Amerikaner nutzte man die Anlage wieder als Gefangenenlager für tausende Soldaten, diesmal vor allem für SS-Leute. Das Lager wurde im Oktober 1946 aufgelöst und gesprengt - die Grundmauern blieben jedoch stehen. Nachdem die evangelische Gemeinde anwuchs und es keine evangelische Kirche gab, entstand ab 1956 auf den Trümmern und mit den von der Sprengung übrig gebliebenen Steinen die Friedenskirche „als ein Ort der Friedens“, die am 20. Juli 1958 nach einer feierlichen Weihe ihrer Bestimmung übergeben wurde. Heute hängen über der weit ausladenden Durchgangsfassade, die sich genau am Eingangsbereich zum Fort VIII befindet, drei Glocken mit der Inschrift: „Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, Friede, und Freude in dem heiligen Geist."

Das Foto zeigt Pfarrer Sieghart Schneider, der sich freut, dass die Renovierungsarbeiten für die Manchinger Friedenskirche nun begonnen haben.