Pflegekinderdienst sucht Familien für Bereitschaftspflege



Bereitschaftspflegefamilien bieten Kurzzeitpflegekindern in Krisenfällen ein vorübergehendes Zuhause.

(ir) Manchmal führen akute Krisensituationen dazu, dass Kinder vorübergehend außerhalb ihrer eigenen Familie betreut werden müssen. Der Pflegekinderdienst am Landratsamt sucht aktuell sogenannte Bereitschaftspflegefamilien, die diesen Kindern ein sicheres Zuhause auf Zeit bieten können.

Es ist Donnerstagabend, als bei der Mitarbeiterin des Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) im Jugendamt das Telefon klingelt. Eine aufgebrachte Anwohnerin meldet, dass in direkter Nachbarschaft ein Kleinkind offenbar alleine zu Hause ist und weint. Die Mitarbeiterin vom ASD fährt unverzüglich zur genannten Adresse. Auch sie hört das Kind hinter verschlossener Tür schreien. Und just in diesem Moment kommt die stark angetrunkene Mutter ebenfalls nach Hause. Da die Mutter ihr Kind augenscheinlich nicht betreuen kann, von einer akuten Gefährdung ausgegangen werden muss und im näheren familiären Umfeld keine geeignete Betreuungsperson zur Verfügung steht, wird das Kind zum Schutz in eine geeignete Bereitschaftspflegefamilie gebracht. Ein fiktiver Fall, wie er aber immer wieder vorkommen kann.



„Bereitschaftspflegefamilien sollen den Kindern ein sicheres Zuhause auf Zeit bieten“, erläutert Gerda Reitberger, die gemeinsam mit Jutta Wender den Pflegekinderdienst des Kreisjugendamtes bildet. In der neuen Familie wird das Kind erst einmal emotional aufgefangen und kommt zur Ruhe, während das Jugendamt mit den leiblichen Eltern klärt, wie die familiäre Situation verbessert werden kann. „Es handelt sich um eine kurzfristige, höchstens auf vier Monate angelegte Übergangsbetreuung“, betont Jutta Wender, „innerhalb dieser Zeitspanne wird dann gemeinsam unter Fallführung des ASD mit allen Beteiligten eine dauerhafte Perspektive für das Kind entwickelt.“

Die Bereitschaftspflege ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die von den aufnehmenden Familien hohe Flexibilität und Belastbarkeit abfordert. Grundsätzliche Voraussetzungen sind zudem Freude am Umgang mit Kindern, Erziehungserfahrungen und pädagogisches Geschick. Im aufnehmenden Haushalt müssen zwei Elternteile leben, wovon ein Elternteil zu Hause die Betreuung der Kinder übernimmt. „Kurzzeitpflegekinder haben häufig einen höheren Förderbedarf oder sind traumatisiert“, weiß Gerda Reitberger. Eine pädagogische Ausbildung des hauptsächlich betreuenden Elternteils wäre deshalb wünschenswert, „ist aber kein Pflichtkriterium“. Die Bereitschaftspflegefamilien werden vom Pflegekinderdienst im gesamten Zeitraum der Unterbringung intensiv betreut und unterstützt, denn es gilt auch, für das Wohlergehen des Kindes, mit den leiblichen Eltern zusammenzuarbeiten.

„Wir suchen ganz normale funktionierende Familien aus dem Landkreis, die sich vorstellen können, diese herausfordernde aber auch bereichernde Aufgabe zu übernehmen“, bittet Gerda Reitberger um Unterstützung.



Interessenten können sich ganz unverbindlich an Gerda Reitberger an die E‐Mail-Adresse gerda.reitberger@lra‐nd‐sob.de beziehungsweise Telefonnummer (0 84 31) 57‐3 37 oder an Jutta Wender, E‐Mail: jutta.wender@lra‐nd‐sob.de und Telefonnummer (0 84 31) 57‐3 87) vom Pflegekinderdienst wenden.

Die wesentlichen Voraussetzungen für interessierte Eltern in der Übersicht:
• Fähigkeit, eigene Grenzen wie auch die von anderen wahrzunehmen
• Klarheit im Ausdruck
• Fähigkeit, sich Entlastung zu schaffen
• Fähigkeit, Schwierigkeiten anzusprechen und konstruktiv nach Lösungen zu suchen
• Humor
• Diskretion und Verschwiegenheit
• die eigenen Kinder müssen mindestens drei Jahre alt sein
• es müssen zwei Elternteile im Haushalt leben
• Aufnahme von weiteren Geschwistern muss möglich sein
• ausreichend Wohnfläche

Das Foto zeigt Gerda Reitberger (links) und Jutta Wender vom Pflegekinderdienst am Landratsamt, die Bereitschaftspflegefamilien suchen.