Die Digitalisierung schreitet voran


 
Aus Sicht des Schrobenhauseners Bürgermeisters ist nicht alles, was digital machbar ist, auch ethisch vertretbar.

Unsere Redaktion erhielt das „Blitzlicht der Woche“ von Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan, wir nachfolgend veröffentlichen:

„Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

‚24 Minuten Fußweg bis zur Pizzeria‘. Mein Smartphone scheint der Meinung zu sein, dass ich mein heutiges Mittagessen auf italienische Weise genieße. Das hatte ich freilich nicht vor und werde es - zumindest heute - auch nicht tun. Soweit scheint es also noch nicht gediehen zu sein mit der künstlichen Intelligenz unserer elektronischen Begleiter durchs tägliche Leben.

Aber es lässt zumindest erahnen, wohin die weitere Entwicklung gehen wird und wie es grundsätzlich funktioniert: Mein kleiner Rechenkünstler hat registriert, dass ich der italienischen Küche grundsätzlich aufgeschlossen gegenüberstehe. Und weil gerade Mittagszeit ist, hat mein Smartphone geschlussfolgert, dass ich a) Hunger habe und b) es mich gerade nach Pasta oder Pizza gelüstet.




Dass unsere ‚Alexas‘ und „Siris‘ heute schon in der Lage sind, einen Termin beim Friseur oder Zahnarzt zu vereinbaren, ist bekannt und die Digitalisierung greift in sämtlichen Bereichen unseres Lebens Raum. Der Planungsverband der Region 10 (Ingolstadt) hat sich bei seiner Sitzung letzte Woche dazu bekannt, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen und sich als Pilotregion zu etablieren. Es stellt sich die Frage, wie weit das am Ende geht und ob auch alles, was technisch machbar ist, auch ethisch verträglich ist. Aus meiner Sicht ganz sicher nicht.

Unstrittig ist es faszinierend und begrüßenswert, wenn wir mit unseren Smartphones unsere Leberflecke auf der Haut scannen und die App uns mit untrügerischer Sicherheit sagt, ob das Pigment harmlos ist, oder eines Tages Hautkrebs entwickeln könnte. Aber wie steht es mit den ebenfalls in der Entwicklung befindlichen Pflegerobotern. Können die eine Antwort auf den Pflegenotstand darstellen? Oder ist die menschliche Hand und mehr noch die menschliche Ansprache durch noch so viel Gigabytes nicht zu ersetzen?

Und wie sieht es aus, wenn die Dinger eines Tages so gut sind, dass der bettlägerige Mensch nicht mehr erkennen kann, ob er es hier mit Mensch oder Maschine zu tun hat? Machen wir uns dann endgültig selbst überflüssig?

Braucht es die Menschheit dann noch, wenn die Roboter nicht nur Programme ausführen, sondern selbst in der Lage sind, dazuzulernen, also künstliche Intelligenz auf einem sehr hohen Niveau zu entwickeln. Dann sind wir endgültig im Bereich dessen angekommen, was wir heute noch als Science-Fiction ansehen und wofür wir uns vielleicht begeistern können, womit aber immer auch ein gewisses beklemmendes Gefühl einhergeht.




Und weil die Grenzen zwischen technisch Machbarem und ethisch Verträglichem fließend sind, müssen wir sehr genau überlegen, wie weit wir gehen und welche Kontrollmechanismen wir einsetzen, damit nicht eines Tages Dinge geschehen, vor denen wir heute noch schaudern.

Man stelle sich eine Fußballweltmeisterschaft vor, die nur noch von Robotern gespielt wird. Und weil die keine Fehler machen, geht jedes Spiel konsequenter Weise 0:0 aus. Das wäre dann schon öde, oder?

Ihre Meinung interessiert mich. Bitte rufen Sie mich unter der Telefonnummer (0 82 52) 90-2 40 an.

Ihr Bürgermeister Karlheinz Stephan“