Solidarität mit Geflüchteten



Installation #UniversalRefugee verbreitet sich als Kettenkunstwerk durch ganz Deutschland.

(ir) Die Installation des Stadttheaters Ingolstadt, #UniversalRefugee, die sich mit der Flüchtlingsthematik beschäftigt, wird zu einem solidarischen Kettenkunstwerk: Zahlreiche Theater, gesellschaftliche Initiativen und Kirchengemeinden beteiligen sich mittlerweile daran und haben die Idee der Ingolstädter Oberspielleitern Mareike Mikat in ihre Einrichtungen übernommen.



Am 18. September 2020 initiierte Oberspielleiterin Mareike Mikat die Einrichtung dieser besonderen Installation. Auslöser hierfür war die sich verschärfende Lage für Geflüchtete und die immer zynischer werdende Debatte darüber. Gemeinsam mit dem Geflüchteten Franklin Sakep Ntsinjang ersann Mikat die Installation #UniversalRefugee (»Stichwort universeller Geflüchteter«). Mit einem Zelt, aus dem eine Stimme spricht, versucht die Regisseurin die Lebensrealität und Gedankenwelt von Geflüchteten an den europäischen Außengrenzen und Auffanglagern im Mittelmeerraum für die Bevölkerung erfahrbar zu machen.



Passanten sollen auf diese Weise eine Vorstellung davon gewinnen, was es bedeutet, in dieser für Gesundheit und Leben ausweg- und trostlosen Situation, ohne jede Perspektive, auf Hilfe zu hoffen, wenn der Winter einsetzt. Sätze wie: »Ich habe meine Familie jahrelang nicht gesehen«, »Ich möchte einfach auf den Spielplatz gehen können« oder »Ich möchte vergessen, was ich auf meiner Flucht erlebt habe« dringen durch die dünnen Zeltwände. Die Trennung scheint so lächerlich wie unüberwindbar.



Franklin Sakep Ntsinjang ist selbst vor sieben Jahren als unbegleiteter Jugendlicher über das Mittelmeer geflüchtet und studiert in Stuttgart Theaterpädagogik. Seit geraumer Zeit ist er von spontaner Abschiebung bedroht. Sein Studium wurde nicht als Ausbildung anerkannt. Er hat die Fragen und Gedanken eingesprochen, die aus dem kleinen Zelt zu hören sind.



Das Besondere an #UniversalRefugee ist aber der solidarische Aspekt. Mikat legte ihre Installation so an, dass andere das Kunstwerk teilen und wie einen Kettenbrief fortführen können. So sollte ein solidarisches Kettenkunstwerk mit möglichst vielen Kopien entstehen. Mit Erfolg: Nach dem E.T.A. Hoffmann Theater Bamberg, dem Nationaltheater Mannheim, dem WUK-Theater-Quartier Halle, dem Werkraum Karlsruhe e.V., den Seebrücken Lüdinghausen, Oelde, Kassel und Würzburg sowie einer evangelischen Kirchengemeinde in Freiburg ist nun auch das Staatstheater Augsburg mit von der Partie und hat sogar einen Film für die Aktion produziert - zu sehen auf den Social-Media-Kanälen des Staatstheaters.



Für alle, die sich beteiligen möchten, stellt Mikat die Audio-Datei auch weiterhin zur Verfügung. Alle die ein Zelt, eine Ton-Abspielmöglichkeit und einen Plakat-Aufsteller haben, können mitwirken. Ziel der Kettenkunstaktion ist eine Rückbesinnung auf humanistische Grundwerte der EU und unsere Verantwortung, als Mitgliedsland diese Grundwerte uneingeschränkt zu vertreten. Dabei geht es auch um die Erinnerung an die Definition von Geflüchteten als Schutzbedürftigen und die Verlagerung der Debatte in eine konstruktive Arbeit mit Geflüchteten, ihren Anliegen und Rechten.



Unter #wirhabenPlatz und #offenesHaus solidarisieren sich Kunstschaffende mit Geflüchteten an den europäischen Außengrenzen. #UniversalRefugee ist ein weiterer Impuls sich solidarisch zu erklären.