Mehr ADHS-Medikamente bei Erwachsenen verordnet


 
23 Prozent mehr Erwachsene bekommen ADHS-Medikamente. Bei Kindern ist die Tendenz rückläufig. 

(ir) Mehr Erwachsene erhalten Medikamente gegen Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Die Ärzte verordneten in Bayern im vergangenen Jahr rechnerisch 2,6 von 1.000 im Alter über 18 Jahren Präparate mit dem umstrittenen Wirkstoff Methylphenidat. Das waren rund 23 Prozent mehr (0,5 von 1.000) als 2015. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Routinedaten der Techniker Krankenkasse (TK). Für die Analyse wurden Routinedaten der TK-Versicherten von Anfang 2015 bis Ende 2018 ausgewertet.

Rückläufig dagegen ist die Tendenz bei den unter 18-Jährigen im Freistaat. 2015 erhielten noch 18,3 von 1.000 jungen Menschen Ritalin und Co. verordnet. 2018 waren es mit 16,7 von 1.000 Kindern und Jugendlichen rund zehn Prozent weniger.



Laut den Verordnungsdaten sind bei den unter 18-Jährigen die Jungs drei Mal häufiger betroffen als die Mädchen. Bei den Erwachsenen sinkt der Unterschied zwischen Mann und Frau auf Zwei zu Eins. „Während Jungs vor allem hyperaktiv und damit auch auffälliger sind, äußert sich ADHS bei Mädchen eher durch geringeres Selbstbewusstsein, erhöhten Redebedarf oder Vergesslichkeit“, erklärt Christian Bredl, Leiter der TK in Bayern. „Im Erwachsenenalter nehmen diese Unterschiede ab.“

Für alle Betroffenen - egal in welchem Alter - sei es aber wichtig, die medikamentöse Behandlung mit weiteren Maßnahmen wie Psycho- oder Verhaltenstherapien zu ergänzen.



Im bundesweiten Durchschnitt erhielten 2,2 Erwachsene beziehungsweise 13,5 Kinder pro 1.000 TK-Versicherten im vergangenen Jahr eine Verordnung von ADHS-Medikamenten. Bayern liegt im oberen Mittelfeld.

Mit drei von 1.000 Erwachsenen und 20 unter 18 Jahren, steht Rheinland-Pfalz bei beiden Altersgruppen ganz oben. Am unteren Ende der Tabelle liegen bei den Erwachsenen Mecklenburg-Vorpommern mit 0,8 und Sachsen-Anhalt mit 0,7 je 1.000. Bei den Kindern sind es Sachsen mit acht und Mecklenburg-Vorpommern mit sechs je 1.000 Versicherte. Bredl: „Deutliche regionale Unterschiede gibt es also schon im Kindesalter und setzen sich bei den Erwachsenen fort.“