Vortragsreihe „Menschen machen“ im DMMI


 
Die Reproduktionsmedizin aus dem Blickwinkel der Medizinethik. Vortrag mit Oliver Rauprich im Deutschen Medizinhistorischen Museum.

(ir) Das Deutsche Medizinhistorische Museum bietet zum Frankensteinjahr 2018 eine Vortragsreihe unter dem Titel „Menschen machen. Mythen und Möglichkeiten in Antike und Gegenwart“. In dieser Reihe spricht am Mittwoch, 7. März um 19:00 Uhr der Medizinethiker Oliver Rauprich von der LMU München zum Thema „Reproduktionsmedizin. Möglichkeiten, Grenzen und ethische Probleme“. Der Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe zum Frankensteinjahr findet im Seminarraum „Christa Habrich“ im Neubau, erster Stock statt. Er dauert zirka eine Stunde. Der Eintritt ist frei.

1818 veröffentlichte die junge Engländerin Mary Shelley einen Schauerroman, der heute zu den herausragenden Werken der englischen Literatur zählt: „Frankenstein or The modern Prometheus”. Erstaunlicherweise ließ sie den jungen Schweizer Victor Frankenstein ausgerechnet an der Bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt studieren. Hier entdeckte er das Geheimnis des Lebens, und hier erweckte er schließlich selbst seine „Kreatur” zum Leben. Damit wurde „Frankenstein” zur bis heute wirkmächtigen Symbolgestalt biotechnischer Grenzüberschreitungen.



In seinem Vortrag widmet sich Oliver Rauprich einer solchen Grenzüberschreitung der modernen Medizin: Im April 1982 wurde in der Universitäts-Frauenklinik Erlangen das erste in vitro [wörtlich: im (Labor-)Glas] gezeugte Kind Deutschlands geboren. Die Technik der künstlichen Befruchtung wurde rasch weiterentwickelt. Bald schon ließen sich Embryonen beziehungsweise befruchtete Eizellen so tiefgefrieren, dass sie wieder aufgetaut und in die Gebärmutter eingepflanzt werden konnten. Vielen kinderlosen Paaren wurde auf diese Weise zum eigenen Kind verholfen. Gleichzeitig eröffneten sich der medizinischen Forschung aber auch neue Möglichkeiten der Einflussnahme auf den Befruchtungsvorgang, der sich natürlicherweise im Verborgenen abspielt und nun ans Licht des Labors geholt worden war.



Zum Referenten:
Der Diplom-Biologe Oliver Rauprich promovierte 2001 an der LMU München mit einer Arbeit zur evolutionären Ethik. Nach Tätigkeiten an den Universitäten Erlangen und Bochum habilitierte er sich 2016 an der LMU München für das Fachgebiet „Ethik in der Medizin”. Er ist akademischer Geschäftsführer des Klinischen Ethikkomitees am Klinikum der Universität München und Leiter des Arbeitsbereiches „Ethik des Gesundheitswesens und Public Health“ am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der LMU München.

Das Foto zeigt eine Intracytoplasmatische Spermieninjektion, eine künstliche Befruchtung.