Bei europaweiten Durchsuchungen wurde umfangreiche Beweismittel sichergestellt.
(ir) Wie berichtet, führten europäische Vollzugsbehörden unter Sachleitung der Europäischen Staatsanwaltschaft EPPO in den Morgenstunden Durchsuchungen in mehreren europäischen Ländern durch.
Betroffen waren 28 Objekte in Italien, ein Objekt in Bulgarien sowie 17 Objekte in Bayern (davon elf Objekte im Norden Oberbayerns, eines im Bereich München, eines in der Oberpfalz sowie vier in Mittelfranken). Allein in Bayern waren dafür mehr als 80 Beamte von Polizei und Steuerfahndung eingesetzt, darunter auch Kräfte eines Spezialeinsatzkommandos.
Die von der Kriminalpolizei mit Zentralaufgaben in Oberbayern Nord (KPI Z) in Zusammenarbeit mit der Steuerfahndung Augsburg koordinierten Ermittler konnten dabei elf Haftbefehle, vier in Bayern, sechs in Italien und einen in Bulgarien vollziehen sowie umfangreiches Beweismaterial sicherstellen, darunter mehrere sehr hochwertige Fahrzeuge.
Nach den bisherigen Ermittlungen hatten die Beschuldigten ein kriminelles Netzwerk aufgebaut, über das sie einen Steuerschaden von mindestens 13 Millionen Euro verursachten. Die Täter verkauften über ein sogenanntes Umsatzsteuerkarussell Fahrzeuge mehrfach über mehrere EU-Länder und ließen sich dabei angeblich bezahlte Umsatzsteuer vom Staat erstatten.
Den nun festgenommen Hauptverdächtigen, die nach bisherigen Erkenntnissen der italienischen Mafia-Organisation „Ndrangheta“ zuzuordnen sind, wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie vielfacher Betrug vorgeworfen. Sie werden in Kürze einem Haftrichter vorgeführt.
Die seit 2017 existierende europäische Staatsanwaltschaft EPPO ist spezialisiert auf Mehrwertsteuerbetrug zum Nachteil von Mitgliedsländern der europäischen Union und übernimmt dabei Fälle mit einer Betrugssumme von mehr als 10 Millionen Euro. Oberstaatsanwalt Marcus Paintinger, delegierter EPPO-Staatsanwalt des Büros München ist mit dem bisherigen Verlauf des Verfahrens sehr zufrieden: „Ohne die EPPO hätten die Vorbereitungen für diese Operation Monate gedauert - jetzt war das eine Frage von Wochen“.