Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord hat die Verkehrsbilanz für das Jahr 2016 veröffentlicht.
(ir) Die Gesamtunfälle des Jahres 2016 im Präsidialbereich Oberbayern Nord stiegen, analog der bayernweiten Entwicklung mit einem Plus von 1,8 Prozent um knapp 4 Prozent an.
Verkehrsunfallentwicklung 2016 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. In Klammern die Vergleichszahlen aus 2015.
Die Verkehrsunfallentwicklung des Jahres 2016 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord zeigt eine leicht steigende Tendenz bei den Gesamtunfallzahlen. Es wurden 48.368 Verkehrsunfälle (2015: 46.531) im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord aufgenommen. Dieser Bereich umfasst die zehn Landkreise Erding, Freising, Ebersberg, Dachau, Starnberg, Landsberg a. Lech, Fürstenfeldbruck, Eichstätt, Pfaffenhofen a. d. Ilm, Neuburg-Schrobenhausen und die Stadt Ingolstadt.
Bei 6.814 (2015: 6.639) Verkehrsunfällen entstand Personenschaden, wobei 8.923 (2015: 8.759) Personen verletzt wurden. Im Jahr 2016 verloren 80 Menschen auf den Straßen im Präsidialbereich Oberbayern Nord ihr Leben, 3 Personen mehr als im Vorjahr. Dies entspricht einem Anstieg um 3,9 Prozent.
29.181 Verkehrsunfälle ereigneten sich innerorts, dabei wurden 19 Menschen getötet. Außerhalb geschlossener Ortschaften kamen bei 19.187 Verkehrsunfällen 61 Personen ums Leben.
Im Jahr 2016 musste ein Anstieg der Zahl der Unfalltoten festgestellt werden. Wurden 2015 im Präsidialbereich 77 Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr getötet, waren es im Jahr 2016 80 Todesopfer. Der Anstieg um 3,9 Prozent ist dabei insbesondere auf die gestiegene Anzahl der Todesopfer bei den PKW- und den Motorradfahrern zurückzuführen.
2016 war bei 670 (205: 560) Verkehrsunfällen Alkoholgenuss unfallursächlich. Dies stellt einen Anstieg um 19,6 Prozent dar. Bei diesen Unfällen wurden 384 (2015: 328) Personen verletzt. 9 (2015: 7) Menschen fanden dabei den Tod.
Die Unfälle unter Drogeneinfluss fielen von 50 auf 32 und bewegen sich damit weiterhin, verglichen mit den Alkoholunfällen, auf deutlich niedrigerem Niveau. Bei den 32 Unfällen wurden 26 (2015: 41) Personen verletzt, 3 Personen (2015: 2) wurden getötet.
Die jungen Fahranfänger im Alter von 18 bis 24 Jahren waren an 4.641 Verkehrsunfällen (2015: 4.426) beteiligt. Dies stellt einen Anteil von 10,4 Prozent an der Summe aller Unfälle dar. Dabei wurden 2.707 (2015: 2.507) Unfälle durch die jungen Fahrer verursacht.
18 (2015: 12) Menschen fanden bei den durch diese Altersgruppe verursachten Unfällen den Tod. Das sind 22,5 Prozent aller Getöteten. 13 (2015: 10) Getötete waren selbst junge Verkehrsteilnehmer. 2.019 (2015: 1.921) Personen wurden bei diesen Unfällen verletzt, das sind 22,6 Prozent aller Verletzten. Diese Unfallzahlen zeigen erneut, dass die jungen Fahrer, die selbst nur etwa 8 Prozent der Bevölkerung stellen, überproportional an schweren Verkehrsunfällen beteiligt sind. Auch die Beteiligung von 24 Prozent an den Geschwindigkeitsunfällen und 23,1 Prozent an den Alkoholunfällen zeigt die verhängnisvolle Risikobereitschaft und die Unerfahrenheit der jungen Fahrer.
Im Jahr 2016 wurden 3.926 (2015: 3.857) Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Senioren aufgenommen. Bei diesen Unfällen wurden wie 2015 20 Senioren getötet, bei den verletzten Senioren fiel die Zahl von 994 auf 964. Das entspricht einem Minus von 3 Prozent.
2.601 (2015: 2.474) Unfälle wurden von Senioren verursacht. Bei diesen Unfällen verloren 20 (2015: 21) Menschen ihr Leben und 1.320 (2015: 1.329) Personen wurden verletzt.
10 der insgesamt 44 Todesopfer in Auto, Lastwagen und Reisebus waren nachweislich nicht angegurtet. Dies entspricht einem Anteil von 22,7 Prozent. Zwei getötete Motorradfahrer trugen keinen Schutzhelm.
Die Beteiligung der Motorradfahrer am Unfallgeschehen stieg von 825 auf 861. Dies entspricht einem Anstieg von 4,4 Prozent. Dabei wurden 18 (2015: 12) Biker getötet. Die Zahl der getöteten Motorradfahrer stieg damit um 50 Prozent.
Waren es 2015 noch 149 Unfälle mit Toten und Schwerverletzten, bei denen die Motorradfahrer schuldhaft beteiligt waren, lag diese Zahl 2016 bei 145. Das entspricht einem Minus von 2,6 Prozent.
Bei diesen durch die Kradfahrer verursachten Unfällen wurden 11 (2015: 10) Menschen getötet.
Die häufigsten Unfallursachen bei Motorradunfällen waren mit 18,6 Prozent erneut zu hohe Geschwindigkeit, fehlender Sicherheitsabstand mit 15,6 Prozent und Fehler beim Überholen mit 11,3 Prozent.
Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord ereigneten sich im Jahr 2016 insgesamt 87 Schulwegunfälle, 6 weniger als im Vorjahr. Daraus errechnet sich ein prozentualer Rückgang von 6,5 Prozent.
Kein Schulkind wurde wie auch 2015 im vergangenen Jahr auf dem Weg zur Schule getötet. 92 (2015: 99) Kinder wurden bei Schulwegunfällen verletzt, 7,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Etwa 46 Prozent der Schulwegunfälle wurde von den Schulkindern selbst verursacht.
Im Jahr 2016 ereigneten sich insgesamt 497 (2015: 467) Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fußgängern. Dabei kamen 6 (2015: 12) Fußgänger ums Leben und 483 (2015: 442) wurden verletzt.
Bei den Radunfällen muss leider ein leichter Anstieg der Unfallzahlen verzeichnet werden: Gab es im Jahr 2015 noch 1.926 Verkehrsunfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren, stieg die Zahl im Jahr 2016 auf 2.003, was einem Anstieg um 4 Prozent entspricht. Dabei wurden 6 (2015: 13) Radfahrer getötet, 1.838 (2015: 1.758) Radfahrer wurden bei diesen Unfällen verletzt. Etwa 61,8 Prozent der Unfälle wurden von den Radfahrern selbst verursacht.
Der polizeilichen Prävention im Bereich der Elektroräder kommt künftig mehr Bedeutung zu. Wurden im Jahr 2015 noch 66 Verkehrsunfälle mit Pedelecs und E-Bikes registriert, waren dies im Jahr 2016 schon 103, was einer Steigerung um 56,1 Prozent entspricht. Dabei wurden 4 (2015: 2) Menschen getötet und 105 (2015: 64) Personen verletzt. Von den 103 bei diesen Unfällen getöteten und verletzten Pedelec- und E-Bike-Fahrern trugen 72, also 70 Prozent keinen Fahrradhelm.
Im Jahr 2016 ereigneten sich 2.529 (2015: 2.468) Verkehrsunfälle, bei denen Schwerverkehrsfahrzeuge beteiligt waren. Dabei wurden 829 (2015: 848) Personen verletzt und 13 (2015: 18) getötet. Dies entspricht einem Anstieg der Unfallzahlen um 2,4 Prozent mit 27,7 Prozent weniger getöteten Personen.
Bei 1.802 Unfällen, das entspricht 71,3 Prozent der Fälle - war der Schwerverkehr der Verursacher, 6 (2015: 7) Menschen wurden bei diesen Unfällen getötet und 508 (2015: 520) wurden verletzt.
Im Jahr 2016 wurden insgesamt 6.738 (2015: 6.244) Verkehrsunfälle auf den Autobahnen im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord registriert. Dies entspricht einem Anstieg um 7,9 Prozent. Dabei verloren 14 Menschen ihr Leben, drei mehr als im Vorjahr. 156 (2015: 154) Menschen wurden schwer, 1.412 (2015: 1.426) leicht verletzt. Die Beamten der Verkehrspolizeiinspektionen/Autobahnpolizeistation betreuen im hiesigen Bereich die Autobahnen A 8, A 9, A 92, A 93, A 94, A 96 und die A 99.
Im Jahr 2016 wurden insgesamt 14.678 (2015: 14.573) Verkehrsunfälle auf Landstraßen außerorts registriert. Dies entspricht einem Anstieg um 0,7 Prozent. Dabei verloren 53 Menschen ihr Leben, 2 mehr als im Vorjahr. 3.098 (2015: 3.188) Personen wurden verletzt. Die Dienststellen des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord haben die Landstraßen aus diesem Grund nicht nur im Rahmen der bayernweiten Aktionen im Zusammenhang mit dem „Blitzmarathon“, sondern auch im Zuge der verbandseigenen Verkehrssicherheitsaktionen unter Berücksichtigung individueller Schwerpunkte überwacht.
Hauptunfallursache Nummer 1 bei den registrierten Verkehrsunfällen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord bleibt nach wie vor Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und beim Ein- und Anfahren mit 19,1 Prozent, gefolgt vom ungenügenden Sicherheitsabstand mit 13,7 Prozent. Als dritthäufigste Unfallursache wurde die Nichtbeachtung der Vorfahrt beziehungsweise des Vorranges mit 12,3 Prozent festgestellt.
Die Anzahl der Wildunfälle nimmt ein breites Spektrum im gesamten Unfallgeschehen im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord ein. Bei den Wildunfällen gab es im Präsidialbereich analog zur gesamtbayerischen Entwicklung mit einem Minus von 2,7 Prozent einen Rückgang um 1,4 Prozent von 9.787 auf 9.652.
46 (2015: 62) dieser Unfälle waren Unfälle mit Personenschaden, dabei wurden eine (2015: keine) Person getötet und 50 (2015: 73) Personen verletzt, schwere Verletzungen erlitten 6 (2015: 15) Personen. 10 (2015: 17) dieser Unfälle waren schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden und bei 9.596, das entspricht 99,4 Prozent, aller Wildunfälle handelte es sich um Kleinunfälle.
Die Wildunfälle machen 20 Prozent der Gesamtunfälle im Präsidiumsbereich aus.
Wildunfälle ereignen sich im gesamten Jahresverlauf, die höchsten Zahlen gab es in den Monaten April, Mai, Juli sowie im Oktober 2016.
Sie verteilen sich gleichmäßig auf alle Wochentage, wobei am Wochenende mangels Berufsverkehr etwa 13 Prozent weniger Unfälle aufgenommen werden.
Vom Tagesverlauf gesehen konzentriert sich das Unfallgeschehen auf die Morgenstunden von 5:00 Uhr bis 7:00 Uhr und die Zeit von 21:00 Uhr bis Mitternacht.
Die größte prozentuale Steigerung verzeichnet der Landkreis Erding mit 13,4 Prozent, den größten Rückgang der Landkreis Pfaffenhofen mit 12,9 Prozent.
Etwa 77,1 Prozent der Wildunfälle werden durch Rehwild verursacht, den prozentual größten Rückgang gab es mit 16 Prozent bei den Wildunfällen mit Schwarzwild.
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord wurden im vergangenen Jahr 59 Falschfahrer auf Autobahnen gemeldet. 10 männliche Falschfahrer konnten ermittelt werden. Keiner der ermittelten Falschfahrer war über 70 Jahre alt. Vier ermittelte Falschfahrer hatten einen Blutalkoholwert zwischen 0,7 und 2,1 Promille. Durch die Falschfahrer wurden zwei Verkehrsunfälle verursacht, bei denen glücklicherweise keine Personen getötet, jedoch drei Personen verletzt und vier Fahrzeuge beschädigt wurden. Es entstand Sachschaden in Höhe von 47.800 Euro. Ein Falschfahrer flüchtete von der Unfallstelle.
Die häufigsten Ausgangspunkte für Falschfahrten sind mit 47,5 Prozent Autobahnanschlussstellen gefolgt von Tank- und Rastanlagen/Parkplätzen mit 13,6 Prozent und Autobahndreiecken und /-kreuzen mit 8,5 Prozent.
Im Jahr 2016 zeigt sich bei den Geschwindigkeitsunfällen wieder ein Anstieg um 374 Unfälle, das ist ein Plus von 16,7 Prozent, die Zahl der bei diesen Unfällen getöteten Personen stieg von 23 auf 27 (+17,4 Prozent). Einen Schwerpunkt der künftigen Arbeit beim Thema Verkehrsüberwachung werden auch im kommenden Jahr die von besonders schweren Unfällen belasteten außerörtlichen Straßen stellen - ein erklärtes Ziel des bayerischen Verkehrssicherheitsprogramms 2020 „Bayern mobil - Sicher ans Ziel“.
Insgesamt wurden im Jahr 2016 im Rahmen der Verkehrsüberwachung mit technischem Gerät 178.705 Verkehrsteilnehmer beanstandet. Davon lagen 93.250 im Anzeigenbereich und 85.455 wurden verwarnt.
Die Dienststellen des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord haben im Jahre 2016 126 öffentlichkeitswirksame Präventionsveranstaltungen im Hinblick auf die Ziele des Verkehrssicherheitsprogramms 2020 durchgeführt. Als Themenschwerpunkte wurden die Verkehrssicherheit im Radverkehr, Fahranfänger sowie Senioren im Straßenverkehr behandelt. Wie jedes Jahr fand Ende April die Aktion „Ankommen statt Umkommen“ mit der Motorradsternfahrt nach Kulmbach statt. Diese ist mittlerweile die größte Präventionsveranstaltung im süddeutschen Raum und wird traditionell zu Beginn der Motorradsaison veranstaltet. Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord beteiligte sich im Vorfeld der Sternfahrt wieder in Form des bekannten „Warm Up“, mit dem sich die motorradfahrenden Dienstkräfte „fit“ für eine unfallfreie Saison machen konnten.
Eine wichtige Säule der Verkehrssicherheitsarbeit sind die seit 2012 eingeführten Verkehrssicherheitswochen. Diese verfolgen das Ziel, Problemstellungen einer bestimmten Region durch gezielte Aktionen entgegenzuwirken. Sie werden von einer Dienststelle eines Landkreises federführend organisiert und auf die regionalen Bedürfnisse zugeschnitten. Nachdem bis Abschluss des Jahres 2015 alle Dienststellen eine solche Verkehrssicherheitswoche durchgeführt hatten, haben 2016 drei Dienststellen einen neuen Zyklus begonnen: Die Polizeiinspektion Dießen, Schrobenhausen und Erding haben für ihre Zuständigkeitsbereiche ein auf die Hauptunfallursachen zugeschnittenes Programm erarbeitet und teils auch öffentlichkeitswirksam durchgeführt. Auf der Tagesordnung standen Geschwindigkeitsmessungen, Gurt- und Handykontrollen sowie die Bekämpfung des Alkohol- und Drogenkonsums. Am Puls der Zeit waren zwei Aktionen zum Thema „Zu Fuß zur Schule“, bei denen Grundschüler unter Auslobung von Preisen in Zusammenarbeit mit der Schule ermutigt wurden, nicht das „Elterntaxi“ in Anspruch zu nehmen, sondern zu Fuß zur Schule zu kommen.
Einen wichtigen Baustein stellt auch die Verkehrserziehung durch geschulte Beamte der Polizeiinspektionen dar. Unsere Jugendverkehrserzieherinnen und -erzieher bildeten in ihren 39 stationären und 6 mobilen Jugendverkehrsschulen 14.256 Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen zum sogenannten „Fahrradführerschein“ aus. Am Ende bestanden 13.321, also 95 Prozent die Radfahrprüfung. Die Verkehrserzieher legten damit für die kleinen Verkehrsteilnehmer wieder den so wichtigen Grundstock für das Erlernen der Verkehrsregeln in einer immer komplizierter und voller werdenden Welt des Straßenverkehrs. Darüber hinaus wurden bei 28 Sonderunterrichten außerhalb der regulären Radfahrausbildung im Zusammenwirken mit anderen Akteuren der Verkehrssicherheitsarbeit auch 381 Migranten im Alter von 13-25 Jahren in Theorie und Praxis beschult. Vorschultrainings, die Ausbildung von Schulweghelfern und etliche weitere präventive Tätigkeiten wurden von den Verkehrserziehern ebenfalls durchgeführt.