"Sie haben unseren Urlaub gerettet"

(ir) Das war die erste Reaktion einer 30-Jährigen, als sie erfahren hatte, dass sie ihre vermissten Einkäufe im Wert von 750 Euro bei der Bundespolizei abholen kann.

Eine Frau aus dem Augsburger Stadtteil Haunstetten hatte am vergangenen Montag Einkäufe im Wert von rund 750 Euro in einem Schließfach am Münchner Hauptbahnhof deponiert. Als sie die Einkäufe abholen wollte, war das Schließfach leer.
Bei der Bundespolizei am Bahnhof erstattete sie unverzüglich eine Diebstahlsanzeige. Zuvor waren zwei Paar Schuhe, drei Paar Socken, eine Softshelljacke sowie Wachs und Imprägnierspray und weitere geringwertige Sachen spurlos aus dem verschlossenem Schließfach Nummer 4.663" verschwunden. Die Frau gab an, nicht genug Kleingeld gehabt zu haben. Als sie Wechseln ging, wartete ihr Lebensgefährte am Schließfach. Bei ihrer Rückkehr hatte der Lebensgefährte die Tüte bereits ins Schließfach gestellt und die Türe geschlossen. Die Frau warf das Geld ein, ruckelte an der Türe um zu prüfen, dass diese auch ordnungsgemäß verschlossen war. Anschließend schrieb sich das Paar noch die Schließfachnummer auf, für den Fall, dass der Schlüssel verloren ging. Als sie die Einkäufe etwas später abholen wollten, war das Schließfach leer.

Eine Sichtung der Videoaufzeichnung ergab, dass die Gegenstände in das Schließfach Nummer 4.663 gestellt, später jedoch das leere Schließfach daneben mit Nummer 4.659 versperrt worden war. Die Aufzeichnung zeigt weiter, dass die Schließfachtüre der Nummer 4.663 wenig später von einem unbekannten Reisenden geöffnet wurde. Offenbar erkannte er das darin befindliche Gepäck, und suchte sich für seine Sachen ein anderes leeres Schließfach.

An der nunmehr geöffneten Schließfachtür Nummer 4.663 kam eine halbe Stunde später eine zunächst unbekannte Frau vorbei. Sie erkannte die Tüte, stoppte und entnahm sie aus dem Schließfach. Als die Frau die Schließfachanlage verließ, hatte sie die Einkauftüte nicht mehr dabei. Offensichtlich hatte sie die Tüte in einem nichtvideoüberwachten Bereich in einem anderen Schließfach deponiert, da auch keine andere Person mit der weißen großen Plastiktüte im fraglichen Zeitraum die Anlage verlassen hatte.
Die Bundespolizisten hatten von der des Diebstahls verdächtigen Frau ein Fahndungsbild erstellt. Sie hegten die Hoffnung, dass die markant aussehende Tatverdächtige, beim Auftauchen am Hauptbahnhof erkannt würde.

Am vergangen Samstag erkannte eine Polizeistreife im Hauptbahnhof eine Frau, die der auf dem Foto zum Verwechseln ähnlich sah. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine wohnsitzlose Rumänin handelte, die ihr Zelt, in dem sie übernachtet, regelmäßig in ein Schließfach sperrt. Zudem führte die 26-Jährige drei Schließfachschlüssel mit. Bei der Nachschau entdeckten die Beamten im Schließfach Nummer 4.569 einen Geigenkoffer samt, einen schwarzen Koffertrolley, einen Rucksack mit Kleidung sowie einen Gehstock. In Schließfach Nummer 4.621 befanden sich eine Einkaufstüte mit Kleidung und Lebensmitteln, ein blauer Rucksack, ein Fahrradhelm, ein kupferfarbenes Schild mit Hirschmotiv sowie eine Tagesdecke. In Schließfach Nummer 4.478 fanden die Bundespolizisten die Einkaufstüte der Haunstettenerin samt aller vermissten Gegenstände. Außerdem befanden sich dort noch ein leerer Koffertrolley, mehrere PVC-Trinkbecher vom Stadtlauf München, ein rot-schwarzer Rucksack mit Kosmetika und Kleidung sowie ein Schlafsack. Es wird nun abgeklärt, woher die Gegenstände stammen.

Die Rumänin gab bei ihrer Vernehmung zu, die Gegenstände aus dem Schließfach genommen zu haben. Als nach rund 20-minütigem Warten jedoch niemand erschien, habe sie die Tüte, die sie nicht entwenden wollte, eingesperrt. Sie war in der Situation überfordert, wollte später einen Polizisten deswegen fragen.

Noch am Samstagnachmittag informierten die Bundespolizisten die 30-Jährige aus Haunstetten über das Auffinden ihrer Gegenstände und konnten diese, nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft München I, bereits wieder zurückgeben.
"Die Wanderschuhe sind für meinen Freund und mich. Sie haben alleine fast 450 Euro gekostet. Der Wanderurlaub ist nun gerettet", meinte die Frau bei der Übergabe zu den Beamten.

Gegen die 26-jährige Rumänin wird nun wegen Diebstahls ermittelt.

Eine dringende Bitte der Bundespolizei:
- Vor dem Verschließen der Schließfachtür stets kontrollieren, ob sich Ihre Sachen auch wirklich darin befinden. Leider kommt es immer wieder vor, dass leere und somit falsche Schließfächer verschlossen werden.
- Stets die Türe auf ordnungsgemäßes verschließen kontrollieren.
- Immer die Schließfachnummer aufschreiben. Falls der Schlüssel verloren geht oder entwendet wird, kommt man schneller an die eingesperrten Sachen.
- Personen, die sich über einen längeren Zeitraum ohne erkennbare Absicht etwas einzuschließen oder abzuholen bei den Schließfächern aufhalten, sollten der Schließfachaufsicht oder der Bundespolizei gemeldet werden.
- Sollte das Schließfach trotz aller Vorsichtsmaßnahmen beim Abholen leer sein oder sich darin gar andere als die eingesperrten Gegenstände befinden, sollte unverzüglich die Bundespolizei informiert werden.

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