UW Stammham informieren über TTIP

(ir) Europaabgeordnete Ulrike Müller verspricht Schutz der Landwirte.

Das geplante Freihandelsabkommen TTIP wird von den Freien und Unabhängigen Wählern in der Region kritisch gesehen. Auch wenn grundsätzlich Handelserleichterungen mit den USA wünschenswert sind, ist der Umfang des geplanten Abkommens zu risikoreich. Das ist das Ergebnis einer Informationsveranstaltung der Unabhängigen Wähler Stammham zusammen mit der Europaabgeordneten Ulrike Müller aus dem Allgäu.

Rund 60 Besucher kamen am vergangenen Donnerstag nach Stammham ins Gasthaus Schmid, um sich über Chancen und Risiken der Handelsabkommen mit Amerika (TTIP) und Kanada (CETA) zu informieren. Neben einigen Bürgermeistern waren auch Vertreter der Landwirtschaft und des Mittelstandes anwesend.

Ulrike Müller, seit Juli 2014 Europaabgeordnete der Freien Wähler, erklärte zuerst den Hintergrund der angepeilten Verträge mit den Großmächten Amerika und Kanada. So würden bereits seit 1973 europaweite Handelsabkommen geschlossen mit dem Ziel, Zölle und andere Handelshemmnisse zur Erschließung neuer Märkte abzubauen. Neu in der Form von TTIP und CETA ist allerdings, dass es sich sowohl um ein Handels- als auch ein Investitionsabkommen handelt, das den Schwerpunkt im Dienstleistungssektor setzt.

Das kanadische Freihandelsabkommen CETA liegt bereits in der finalen Form seit Anfang März in englischer Sprache im Europaparlament vor. Dort können sich die Abgeordneten nun mit den Auswirkungen auf den europäischen Wirtschaftsraum beschäftigen und anschließend abstimmen.

Bei TTIP laufen aktuell die Verhandlungsrunden über einzelne Bereiche. Die Kritik an der Geheimhaltung hat die neue verantwortliche EU-Kommissarin dazu gebracht, mehr Dokumente zu veröffentlichen und die einzelnen Europaabgeordneten umfangreicher zu informieren.

Die Europaabgeordnete Müller dazu weiter: „Ob die versprochenen Wachstumssteigerungen, mehr Wohlstand und mehr Arbeitsplätze tatsächlich in der breiten Masse wirken, ist mehr als fragwürdig. Wir dürfen unsere Standards in der Lebensmittelsicherheit und der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht den wirtschaftlichen Interessen von Großkonzernen opfern. Auch die Auswirkungen auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft müssen sehr genau überprüft werden“. Ulrike Müller versprach den Anwesenden, die Vertragstexte genau zu studieren und nötigenfalls auch gegen das Freihandelsabkommen zu stimmen.

Markus Weber, Mitglied des Gemeinderates von Stammham und Moderator des Abends stellte dazu nochmals die Positionen der Freien und Unabhängigen Wähler vor: „Es darf keine Privatisierungszwänge für öffentliche Dienstleistungen wie die Wasserversorgung oder Schulbildung geben. Auch die geplanten Schiedsgerichte werden von uns Freien und Unabhängigen Wählern abgelehnt! Es wäre besser, unsere bestehenden Rechtssysteme zu modernisieren, damit die EU-Mitgliedsstaaten effektive und faire Prozesse garantieren können.“

Im Anschluss an den Vortrag von Ulrike Müller hatten die Zuhörer noch die Möglichkeit, ihre Anliegen und Kritikpunkte darzubringen. In der leidenschaftlichen Diskussion stellte sich vor allem heraus, dass die Landwirtschaft auf der einen Seite besser geschützt werden muss, auf der anderen Seite aber auch ein grundsätzliches neues Verständnis und Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte erforderlich ist.

Zum Abschluss der Veranstaltung überreichten Bürgermeister Hans Meier und Markus Weber einen Präsentkorb des regionalen Erzeugerverbundes „Vier Gärten e.V.“ an Ulrike Müller. Genau diese einheitliche Vermarktung regionaler, qualitativ hochwertiger Produkte stärkt die regionale Wertschöpfung, sichert Arbeitsplätze in der Region und eröffnet den Landwirten neue Absatzpotenziale – ein Standard, der auch bei einem möglichen Inkrafttreten von TTIP keinesfalls verloren gehen darf!

Auf dem Foto:
Die Europaabgeordnete der Freien Wähler, Ulrike Müller (zweite von rechts) war der Einladung von Markus Weber (rechts) gefolgt. Auch der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, Anton Haunsberger (links) und Stammhams Bürgermeister Hans Meier (zweiter von links) informierten sich über das geplante Freihandelsabkommen TTIP.