„Mad Scientists“ im Film und die Grenzen der Medizin.
(ir) 1818 veröffentlichte Mary Shelley ihren weltberühmten Roman über den grenzüberschreitenden Medizinstudenten aus Ingolstadt. Das Deutsche Medizinhistorische Museumbegleitet dieses Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen zum Thema. Am Mittwoch, 12. September 2018 um 19:00 Uhr spricht der Historiker Professor Dr. Flurin Condrau über die Figur des wahnsinnigen Wissenschaftlers und die Grenzen der Medizin.
Der Vortrag widmet sich dabei dem Subgenre des „Mad Scientists“ im Fantastischen Film ungefähr seit Beginn des Tonfilms bis in die jüngere Vergangenheit. Anhand konkreter Beispiele setzt Flurin Condrau diesen speziellen Typ des wahnsinnigen Wissenschaftlers mit zeitgenössischen Problemen der Medizin in Verbindung. Beleuchtet werden beispielsweise Degenerationsängste und Tierversuche („The Island of Dr. Moreau“), koloniale Ängste und das koloniale Labor („Dr. Fu-Man-Chu“) oder Transplantationsphantasien („Coma“). Im Vortrag steht nicht etwa die filmwissenschaftliche, sondern die medizinhistorische Perspektive im Vordergrund. Es wird sich also die Frage stellen, warum diese Filme zu bestimmten Zeiten besonders gut beim Publikum ankommen.
Flurin Condrau ist seit 2011 Professor für Medizingeschichte an der Universität Zürich. Er forscht regelmäßig zur Geschichte der Infektion, u.a. über den Zusammenhang von Cholera und städtischer Gesundheit am Beispiel der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Er untersuchte den Zusammenhang von Sozialpolitik und Tuberkulosebekämpfung in Deutschland und England bis ungefähr 1930 und befasste sich mit dem Problem der nosokomialen Infekte in englischen Krankenhäusern während der 1940er und 1950er Jahre. Derzeit leitet er ein Forschungsprojekt zur Geschichte der pädiatrischen Endokrinologie am Universitäts-Kinderspital Zürich und ist an mehreren Studien zur Medikamentenforschung in psychiatrischen Kliniken der Schweiz beteiligt.
Das Foto zeigt den Filmstill aus „Young Frankenstein“ von 1974 (Regie: Mel Brooks).