45 Alarme in zwei Tagen

(ir) Feuerwehr Ingolstadt übt den Ernstfall. Die Mannschaft ist gut gerüstet.

Bereits zum dritten Mal hat die Feuerwehr Ingolstadt ihr Übungswochenende durchgeführt. Auf dem Übungsgelände der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried bewältigten die Einsatzkräfte zwei Tage lang 45 Übungen. Ein großer Aufwand, der sich wie in jedem Jahr gelohnt hat, wie der stellvertretende Leiter der Berufsfeuerwehr Ingolstadt, Brandoberrat Josef Huber, abschließend feststellen konnte. Von den Erfahrungen aus den realitätsnahen Szenarien profitieren die Einsatzkräfte und am Ende auch die Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger.

Bei der Übung in Geretsried trainierte die Feuerwehr für den Ernstfall in 15 verschiedenen Szenarien. Von der verschütteten Person in einem Silo über Zimmerbrände bis zum Busunfall – das Einsatzspektrum in Geretsried war vielfältig und forderte den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, der Werkfeuerwehr Audi AG und der Berufsfeuerwehr einiges ab.

„Hilfe! Hilfe!“ Der Mann am Fenster winkt, hustet, verschwindet im Rauch. Dann stützt er sich aufs Fensterbrett und hängt in Sekundenbruchteilen schon mit einem Bein aus dem zweiten Stock. „Ich springe!“, ruft er. Die Feuerwehr ist schon da und verschafft sich einen kurzen Überblick über die Lage. Der Gruppenführer sprintet unter das Fenster, an der sich die Person im Rauch befindet. „Bleiben Sie, wo Sie sind.“ Er läuft weiter, trifft auf einen Passanten. Der erklärt, dass es geknallt hätte. „Hilfe. Meine Frau ist im Keller“, ruft es vom Balkon der zweiten Wohnung. Aus dem Keller der Doppelhaushälfte dringt Rauch. Der Mann im Fenster droht immer noch damit, zu springen.

Es raucht, Personen schreien und ein aufgebrachter Bürger nimmt den Einsatzleiter in Beschlag. Der Gruppenführer winkt seine Mannschaft heran. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. Es ist heiß. Überall Rauch und eine enorme Geräuschkulisse. Ein Rauchmelder piepst, eine Passantin läuft aufgeregt hin und her. Ausruhen gibt es auf dem Übungsgelände in Geretsried nicht. Fast jedes Einsatzszenario ist extrem oder zumindest knifflig.

„Die _eine_ Lösung gibt es nicht“, sagt Ausbilder Klaus Kreutzer. Es gibt immer bessere und weniger gute Herangehensweisen. Wichtig ist es vor allem, den Überblick nicht zu verlieren, alles aufzunehmen, zusätzliche Gefahrensituationen zu erkennen und zu beheben. Und natürlich den Einsatz schnell und erfolgreich zu Ende zu bringen.

Die Schiedsrichter-Teams bestehen aus erfahrenen Ausbildern der Berufsfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehr. Sie beobachten wie die Einsatzkräfte die Situation lösen und abarbeiten. Dann folgt die Nach-besprechung. Jeder kommt zu Wort, jeder sagt, was gut lief, was besser hätte laufen können. Diese Besprechungen sind konstruktiv und effektiv. Die Mannschaft packt zusammen, meist mit einem guten Gefühl. Besonders wichtig ist auch hier der Austausch unter den verschieden Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Ingolstadt, der Werkfeuerwehr AUDI und der Berufsfeuerwehr. In Geretsried lernt man viel von- und miteinander, so Ausbildungsleiter Ingo Stöhr.

Blaulicht fährt an den Übungstagen fast minütlich durch die in Geretsried aufgebaute Übungslandschaft. Das Übungsgelände an der Staatlichen Feuerwehrschule mit seiner Bebauung eignet sich her-vorragend für die Ingolstädter Feuerwehr. Mit der realitätsnahen Bebauung und den mehrgeschossigen Häusern lassen sich durchaus Großstadteinsätze simulieren. Und die gibt es in großer Vielzahl. Stromunfälle, Keller- und Wohnungsbrände, Verkehrsunfälle, Busunfälle, Eingeklemmte Personen in und unter PKW – das Ausbildungsteam ist sehr kreativ.

15 verschiedene Szenarien wurden in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften der Feuerwehrschule und der Feuerwehr Ingolstadt zusammengestellt. 45 Mal haben die Übungsleitung die Kräfte ausrücken lassen. Gefordert sind dabei alle Feuerwehren der Stadt Ingolstadt gleichermaßen.

Mit dabei waren insgesamt 32 Frauen und Herren von den Freiwilligen Feuerwehren Stadtmitte, Unsernherrn, Haunwöhr, Haunstadt sowie der Werkfeuerwehr der AUDI AG und der Berufsfeuerwehr Ingolstadt. Die Feuerwehrleute haben von Freitag bis Sonntag Ihren guten Ausbildungsstand unter Beweis stellen können und Ihre praktischen Kenntnisse vertiefen können. Letztendlich mit dem Ziel, dem Ingolstädter Bürger 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr ein Maximum an Sicherheit zu gewährleisten.

Brandoberrat Josef Huber und Stadtbrandrat Michael Springl dankten gemeinsam den Übenden und den Ausbildern für Ihr großes Engagement und die Bereitschaft ihr Wissen zu festigen und zu vertiefen.