Bauüberhang nimmt weiter zu

Seit drei Jahren öffnet sich die Schere zwischen der Zahl der genehmigten Wohnungen und der Zahl der fertiggestellten Wohnungen. Der Bauüberhang, also genehmigte, aber noch nicht fertiggestellte Wohnungen, ist angestiegen. Der mittlere Zeitraum von der Genehmigung bis zur Fertigstellung der Bauvorhaben hat entsprechend zugenommen. Nach Einschätzung von Fachleuten führt die hohe Nachfrage möglicherweise zu Engpässen bei den Baufirmen. Das kann sowohl das Bauhauptgewerbe wie auch das Ausbaugewerbe wie Heizung, Sanitär, Elektrik etc. betreffen.
Bei kleineren Bauvorhaben kann sich der Baubeginn deshalb verzögern. Größere Bauvorhaben ziehen sich oft in die Länge, weil Baufirmen auf mehreren Baustellen gleichzeitig tätig sind. Wenn der Baubeginn erfolgt ist, fließen erste Zahlungen der Investoren. Das kann aber bei mehreren gleichzeitigen Projekten zu Lasten der zügigen Fertigstellung gehen.
Dies hat dazu geführt, dass die Zahl der fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2014 mit 881 gegenüber den Baugenehmigungen der Vorjahre noch relativ niedrig geblieben ist.

Trotz oder auch wegen dieser Verzögerungen stehen im Jahr 2015 mehr Wohnungen zur Fertigstellung an als in den Vorjahren. Zum Stichtag 31. Dezember 2014 waren bereits über 900 neue Wohnungen „unter Dach“, also rohbaufertig. Man kann davon ausgehen, dass diese Wohnungen noch im Laufe des Jahres 2015 fertiggestellt werden. Bei gut 800 weiteren Wohnungen war Ende 2014 der Baubeginn erfolgt.
Im ersten Halbjahr 2015 sind schon rund 450 fertiggestellte Wohnungen gemeldet worden. Einige größere Projekte sind im Bau bzw. stehen kurz vor der Fertigstellung, z.B. Hinterangerstraße, Peisserstraße, Harderstraße („Ingohöfe“), Sebastianstraße.

Im Verlauf der letzten Jahre kam es im Baugewerbe zu einem Kapazitätsaufbau. In der Region Ingolstadt war in den Jahren 2013 und 2014 bei der Zahl der Beschäftigten, beim Umsatz und beim Auftragseingang ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen. Rund 22% des gesamten Umsatzes im Bauhauptgewerbe in der Region entfielen auf den Wohnungsbau (128 Millionen € von 594 Millionen € im Jahr 2014).

Ende 2014 gab es in der Stadt Ingolstadt insgesamt 63 162 Haushalte, was etwa der Zahl der Wohnungen entspricht. Einpersonenhaushalte waren mit einem Anteil von 42% der häufigste Haushaltstyp. In diesen Single-Haushalten wohnten aber nur 20% der Ingolstädter Bevölkerung. In den meisten anderen bayerischen Großstädten liegt der Anteil der Single-Haushalte bei über 50%. Die Struktur der Haushalte in Ingolstadt entspricht eher den gesamten bayerischen Mittelwerten. Bei derzeit rund 133 000 Einwohnern stellen die Haushalte in der Stadt Ingolstadt annähernd eine 1-%-Stichprobe der bayerischen Haushalte dar.

Bei den Einpersonenhaushalten überwiegen Männer im mittleren Alter und Frauen im Alter von über 60 Jahren. Unter den 2-Personenhaushalten sind 14 000 Paarhaushalte, darunter rund 12 000 Ehepaare. Die insgesamt 21 581 Kinder unter 18 Jahren verteilen sich auf 13 379 Ingolstädter Haushalte, darunter sind 2 428 Haushalte, die von Alleinerziehenden geleitet werden.
Es gibt rund 7 000 Haushalte mit einem Kind und 5 000 Haushalte mit zwei Kindern. In etwa 1 300 Haushalten leben drei oder mehr als drei Kinder unter 18 Jahren.

Im Jahr 1965 wohnten in Ingolstadt im Mittel noch drei Personen in einer gemeinsamen Wohnung. Seitdem ist dieser Wert immer weiter auf jetzt zwei Personen je Haushalt gesunken und wird wohl bis zum Jahr 2025 auf knapp unter zwei Personen je Haushalt abnehmen.
Parallel zu dieser Entwicklung hat die durchschnittliche Wohnfläche pro Person immer weiter zugenommen – von 34 m² im Jahr 1990 auf gut 42 m² im Jahr 2014.
Allerdings hat sich dieser Wert in den letzten vier Jahren nicht weiter erhöht.
In kleineren Haushalten erhöht sich in der Regel die durchschnittliche Wohnfläche pro Person. Dieser Trend ergibt sich also u.a. aus der steigenden Zahl von Einpersonenhaushalten, aber z.B. auch dann, wenn erwachsene Kinder aus dem Haushalt der Eltern ausziehen.