Menschen mit Behinderung bringen wertvolles Potenzial für Unternehmen in Bayern mit.
(ir) Der bayerische Arbeitsmarkt präsentiert sich in guter Verfassung: Die Zahl der Beschäftigten erreicht stetig einen neuen Rekordwert und auch die Nachfrage nach Arbeitskräften ist ungebremst. Trotzdem bleiben Arbeitsplätze und Lehrstellen unbesetzt, während mehr als 250.000 Menschen in Bayern arbeitslos gemeldet sind. Insbesondere Menschen mit Behinderung haben es nach wie vor schwer, eine neue Beschäftigung zu finden.
„Arbeitgeber sollten bei ihrer Personalsuche Menschen mit einem Handicap unbedingt mit einbeziehen. Sie gewinnen oft besonders engagierte und zuverlässige Fachkräfte mit Berufserfahrung. Mehr als die Hälfte dieses Personenkreises bringt eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Studium mit. Gerade in Hinblick auf den zunehmenden Bedarf an qualifiziertem Personal, darf dieses Potenzial nicht brachliegen! Insgesamt beschäftigten 18.526 und damit knapp drei Viertel der Unternehmen mit 20 und mehr Arbeitsplätzen in Bayern mindestens einen schwerbehinderten Menschen. Von dieser stabilen Basis aus wünsche ich mir, dass mehr und mehr Arbeitgeber diese Chance erkennen und für sich nutzen. In ganz besonderem Maße sind hier die öffentlichen Arbeitgeber gefordert, ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden“, erklärte Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.
Insgesamt waren 2015 171.885 schwerbehinderte Menschen im Freistaat beschäftigt, 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. In 9.871 von insgesamt 25.302 Unternehmen mit 20 und mehr Arbeitsplätzen wurden fünf oder mehr Prozent der Arbeitsplätze durch schwerbehinderte Menschen ausgefüllt, so dass keine Ausgleichsabgabe an das Integrationsamt zu zahlen war. Jedoch kamen knapp ein Drittel der öffentlichen Arbeitgeber sowie rund 64 Prozent der privaten Arbeitgeber ihrer Pflicht zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen nicht oder nicht in vollem Umfang nach. Bayernweit wurden 4,6 Prozent der zu zählenden Arbeitsplätze mit einer schwerbehinderten oder gleichgestellten Person besetzt. Damit liegt Bayern im oberen Drittel im Bundesvergleich, bei dem es sich um 4,7 Prozent handelt.
„Inklusion fängt im Kopf an. Arbeitgeber haben oft Vorbehalte und Ängste in Bezug auf die Einstellung von behinderten Menschen. Daher wollen wir Transparenz schaffen und auf die wertvollen Kompetenzen dieser Menschen aufmerksam machen. Gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales haben wir einen Film gedreht, der deutlich macht, wie wertvoll das Miteinander im Berufsleben ist. Letztlich bereichert die Inklusion am Arbeitsplatz die Vielfalt in der Belegschaft und davon profitieren alle im Unternehmen“, so Holtzwart weiter.
Das weiß auch Chef-Techniker und Ausbildungsleiter Jochen Reichler vom Stadttheater Ingolstadt und spricht über seine Erfahrungen bei der Beschäftigung und Ausbildung eines Menschen mit Asperger-Syndrom: „Das war unser erster Auszubildender der etwas anders ist. Aber wir waren schon nach dem Praktikum so begeistert von diesem freundlichen jungen Menschen, dass wir uns bei der Stadt für einen dritten Auszubildenden eingesetzt haben. Heute ist der junge Mann fest angestellt als Beleuchter bei uns im Stadttheater und wir sind alle sehr zufrieden. Ehrlich gesagt, war die Behinderung unter den Kolleginnen und Kollegen überhaupt kein Thema. Das ist ein anständiger, fleißiger und zuverlässiger Mitarbeiter. Das zählt.“
Ein gesundheitliches Handicap muss kein Hindernis im Berufsleben sein. Viele Behinderungen sind gar nicht sichtbar. Und dort, wo es erforderlich ist, kann individuelle Unterstützung gewährt werden, um einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz behindertengerecht zu gestalten. Die Palette der Förderinstrumente ist breitgefächert und reicht von Gehaltszuschüssen für Arbeitgeber bis hin zu Unterstützung bei der technischen Ausstattung. Arbeitgeber können sich in jeder Agentur für Arbeit persönlich oder unter der Hotline (08 00) 4 55 55 20 gebührenfrei beraten lassen.