Betriebe kämpfen weiter um jeden Azubi

Die Bewerberlücke in der regionalen Wirtschaft verharrt auch heuer auf hohem Niveau. Zu Beginn des Ausbildungsjahrs sind in den Betrieben in Ingolstadt noch rund 300 von fast 1.400 angebotenen Lehrstellen frei, so die aktuellste Statistik der Arbeitsagentur. In den umliegenden Landkreisen sieht es nicht besser aus: In Pfaffenhofen meldet die Agentur für Arbeit noch 200 freie Lehrstellen, Eichstätt 300 und Neuburg-Schrobenhausen meldet 150 freie Ausbildungsstellen. Damit bleibt bislang fast jede fünfte Lehrstelle unbesetzt.

„Vor allem kleine und mittlere Unternehmen müssen um jeden Azubi kämpfen. Aufgrund der guten Konjunktur und des absehbaren Fachkräftemangels bieten sie reichlich Lehrstellen an, sie bekommen aber immer weniger Bewerbungen“, sagt Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Gremiums Ingolstadt-Pfaffenhofen. Insgesamt treten in Ingolstadt mit Beginn des Ausbildungsjahres 966 Jugendliche eine Lehre bei IHK-zugehörigen Unternehmen an, wie aus der vorläufigen Zwischenbilanz der IHK für München und Oberbayern mit Stand Ende August hervorgeht. Dies ist ein Minus von 2,1 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Damals begannen 987 Jugendliche eine Ausbildung. Die zahlenmäßig stärksten fünf IHK-Ausbildungsberufe in Ingolstadt sind Mechatroniker, Fertigungsmechaniker, Kraftfahrzeugmechatroniker, Kaufleute für Büromanagement sowie Kaufleute im Einzelhandel.

Besonders groß ist der Azubimangel im Einzelhandel und in der Gastronomie. Peters unterstreicht jedoch, dass das Problem quer durch alle Branchen gehe. „Es sind auch noch viele Lehrstellen im Bereich Fahrzeugbau und Energietechnik sowie für Büro- und Bankkaufleute frei“, so der IHK-Gremiumsvorsitzende.
„Der Mangel an Ausbildungsbewerbern wird für unsere Wirtschaft immer mehr zum Dauerzustand“, beklagt Peters. „Die fehlenden Azubis von heute sind aber der Fachkräftemangel von morgen. Die Wirtschaft braucht dringend Unterstützung, um die Ausbildung für mehr Jugendliche attraktiv zu machen“, fordert Peters. Der IHK-Gremiumsvorsitzende führt den Bewerberengpass auf stagnierende Schulabgängerzahlen sowie dem Trend zur Akademisierung zurück. Die Zahl der Absolventen der Mittelschulen (früher Hauptschulen) ist in Oberbayern seit 2005 um 27 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Abiturienten um 54 Prozent.
„In der Berufsorientierung müssen die hervorragenden Karrierechancen durch eine Ausbildung wieder mehr Stellenwert bekommen, wir brauchen nicht noch mehr Studienabbrecher“, so Peters. Mit Schulpatenschaften, der Teilnahme an Bildungsmessen oder Ausbildungstagen im Unternehmen können Betriebe den Schülern bei der Berufsorientierung helfen, sagt der IHK-Gremiumsvorsitzende. Insgesamt sind 415 IHK-zugehörige Unternehmen in Ingolstadt in der Ausbildung aktiv und stehen für über 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.