Betriebe suchen Azubis

(ir) Noch mehr als 380 freie Lehrstellen in Ingolstadt. IHK sieht große Hürden für Flüchtlinge.

Die Betriebe in der Stadt Ingolstadt haben weiterhin große Mühe, genügend Azubis zu finden. Bereits zwei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs ist absehbar, dass in den Ingolstädter Unternehmen fast 60 Lehrstellen unbesetzt bleiben. Momentan sind noch 384 Lehrstellen frei. Gleichzeitig gibt es aber nur 326 unversorgte Bewerber, wie aus der Statistik der Arbeitsagentur hervorgeht.

„Die Chancen, mit einer Lehre ins Berufsleben durchzustarten, sind so gut wie noch nie“, wirbt Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt, für die betriebliche Ausbildung. Angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels sei die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ungebrochen hoch, doch es fehlten immer häufiger die Bewerber, sagt Peters. Grund dafür sind vor allem die sinkenden Schulabgängerzahlen und der Trend zum Studium.

Zusätzlich verhinderten nach wie vor Rechtsunsicherheit und bürokratische Hürden die Besetzung von freien Lehrstellen mit Flüchtlingen. Deutlich zeigt sich der Azubi-Mangel beispielsweise im Handel. Für angehende Einzelhandelskaufleute, Verkäufer und Fachverkäufer sind noch 77 Stellen frei, aber nur 42 unversorgte Bewerber äußern einen entsprechenden Berufswunsch. Peters unterstreicht, dass der Bewerbermangel quer durch alle Branchen geht: „Es werden auch noch angehende Friseure, Handelsfachwirte oder Zahnmedizinische Fachangestellte gesucht.“

Der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses appelliert deshalb an die Politik, den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen. Außerdem fordert Peters die verlässliche und schnelle Umsetzung des „3+2“-Modells für junge Flüchtlinge, wie es auf Vorschlag des BIHK im neuen Integrationsgesetz festgelegt wurde. Danach dürfen Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrung nicht abgeschoben werden. Derzeit bereiten sich in Ingolstadt mehr als 150 jugendliche Asylbewerber in neun Berufsintegrationsklassen auf das Berufsleben vor. „ Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis Potenzial für ihre freien Ausbildungsplätze, aber Einstellungen scheitern häufig an der mangelnden Planungssicherheit und den vielen bürokratischen Auflagen“, so Peters.