(ir) Anzahl der Ausbildungsverträge stagniert trotz guter
Karrierechancen.
Trotz aller Anstrengungen in der
Lehrlings-Akquise konnten die Unternehmen in der Stadt Ingolstadt auch 2015
nicht mehr Nachwuchskräfte gewinnen: Die Betriebe aus Industrie, Handel und
Dienstleistung stellten 1.064 Auszubildende neu ein, 0,9 Prozent weniger als im
Vorjahr. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der IHK für München
und Oberbayern hervor. Oberbayernweit ging die Anzahl der Neu-Verträge um 0,3
Prozent zurück „Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen.
Doch es gehen ihnen schlichtweg die Azubis aus und das stellt die Betriebe bei
der Fachkräftesicherung vor riesige Probleme“, sagt Fritz Peters, Vorsitzender
des IHK-Gremiums Ingolstadt-Pfaffenhofen. Besonders spürbar ist der
Azubi-Rückgang in den kaufmännischen Berufen (minus 10,4 Prozent), allen voran
im Einzelhandel (161 Neu-Verträge/Vorjahr 177), im Hotel- und Gastgewerbe (39
Neu-Verträge/Vorjahr 52) und bei den Banken (46 Neu-Verträge/Vorjahr 56). Mehr
Lehrlinge konnten dagegen im gewerblich-technischen Bereich eingestellt werden
(plus 9 Prozent). Hier schlossen vor allem die Betriebe in der Elektrotechnik
mehr Ausbildungsverträge ab (65 Neu-Verträge/Vorjahr 37). Insgesamt wurden der
Arbeitsagentur im vergangenen Jahr mehr als 1.300 freie Ausbildungsplätze für
die Stadt Ingolstadt gemeldet. Da von blieben jedoch mehr als 170 (Stichtag 30.
September) unbesetzt. Gleichzeitig verzeichnete die Agentur für Arbeit nur noch
51 unversorgte Ausbildungsbewerber.
„Es ist höchste Zeit, zu handeln“,
mahnt Peters. „Die duale Ausbildung muss wieder als attraktive und echte
Alternative zum Studium wahrgenommen werden“, fordert der Gremiumsvorsitzende.
Noch immer würden die Karrierechancen nach der betrieblichen Ausbildung und die
Fortbildungsmöglichkeiten über Meisterkurse bis zum Hochschulstudium
unterschätzt. „Auch die Integration von Flüchtlingen kann ein Schlüssel zur
Lösung des Azubimangels sein“, so Peters . Dazu sei die rasche und
zielgerichtete Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt dringend
notwendig.
„Das von den bayerischen IHKs entwickelte ‚3+2 Modell‘ hat
letztendlich bewirkt, dass Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, nicht nur für
die Dauer ihrer dreijährigen Ausbildungszeit ein Bleiberecht haben, sondern
darüber hinaus auch in den folgenden zwei Jahren nicht abgeschoben werden
dürfen“, betont der IHK-Gremiumsvorsitzende. Derzeit erlernen in der Stadt
Ingolstadt 173 ausländische Jugendliche einen Ausbildungsberuf bei Industrie-,
Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Ihr Anteil an den insgesamt 2.967
Auszubildenden in IHK-Berufen liegt damit bei 5,8 Prozent. In neun
Berufsintegrationsklassen werden momentan mehr als 150 jugendliche Asylbewerber
auf das Berufsleben vorbereitet. Damit die Integration in den Arbeitsmarkt
weiter Fahrt aufnimmt, wird die Wirtschaft selbst in Vorleistung gehen : Dazu
stellen die bayerischen IHKs acht Millionen Euro für berufs- und
ausbildungsbegleitende Sprachförderung, den Aufbau vonUnterstützungsstrukturen
oder die spezifische Fortbildung von Ausbildern für Flüchtlinge zur Verfügung.
Dazu hat die IHK einen ersten Leitfaden mit allen wichtigen Informationen rund
um die Themen Ausbildung und Beschäftigung von Asylbewerbern zusammengestellt
(unter www.muenchen.ihk.de/fluechtlinge). “All diese Maßnahmen gegen den
Fachkräftemangel werden aber erst langfristig greifen“, betont Peters.
Insgesamt sind derzeit 394 IHK-zugehörige Unternehmen in der Ausbildung aktiv
und stehen für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.