Seit 20 Jahren am Carl-Benz-Ring: der Caritas-Markt in Gaimersheim.
(ir) „Wohin mit dem ganzen Zeug?“ - Viele stellen sich diese Frage, wenn sie einen Haushalt auflösen müssen oder die eigene Wohnung entrümpeln wollen. Manches ist zu schade zum Wegwerfen, anderes nur noch für den Sperrmüll. Seit 20 Jahren gibt es am Stadtrand von Ingolstadt dafür eine Adresse: der Caritas-Markt am Carl-Benz-Ring in Gaimersheim.
„Ich kenne keinen anderen Gebrauchtwarenladen, der wie wir auch eine Entsorgungsstelle dabeihat“, sagt Marktleiter Alois Bortenhauser. „Diese Kombination ist glücklich, weil wir auch Sachen annehmen können, die nicht mehr für den Kauf geeignet sind“. Das ist wichtig, denn der Caritas-Markt funktioniert über Sachspenden. „Es gibt Menschen, die ihre Dinge möglichst schnell loswerden wollen, aber andere entscheiden sich bewusst dafür, sie der Caritas zu spenden“, erklärt Bortenhauser.
Rund 4.000 Tonnen verwertet der Caritas-Markt im Jahr. Der größte Teil davon ist Sperrmüll, Holz, Papier, Schrott oder Elektroaltgeräte, die für die Stadt Ingolstadt professionell entsorgt werden. Doch rund 500 Tonnen davon kehren zurück in den Alltag. Das sind Möbel, Elektrogeräte, Teppiche, Kleidung, Spielsachen, Haushaltswaren und vieles mehr.
„Alles, was ich brauche, finde ich hier“, sagt eine Kundin. Sie stöbert gerne. Eine andere kommt fast täglich: „Ich bin Rentnerin und habe nur eine kleine Wohnung.“ Für sie bedeutet der Markt Abwechslung, Unterhaltung und Geld sparen. „Hier kostet es weniger als im Westparkt“, meint sie. Gleichzeitig schätzt sie Vasen und findet so manches Schätzchen in den Regalen. „Wenn ich was Schönes gefunden habe, dann ist für mich der Tag gut gelaufen.“
Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritas-Marktes und Wertstoffhofs freuen sich, dass sie mithelfen können, damit Dinge nicht weggeworfen oder wiederverwertet werden. Eine zweite Chance bekommen, das passt auch zu ihrer Erwerbsbiografie. Im vergangenen Jahr bot der Betrieb über 250 Langzeitarbeitslosen, psychisch Kranken, Menschen aus den Caritas-Wohnheimen oder Verurteilten, die ihre Geldstrafe als Sozialdienst ableisten, für die Dauer ihrer Maßnahme einen Arbeitsplatz. „Darin sehe ich unsere Hauptaufgabe“, sagt Bortenhauser. „Menschen eine sinnstiftende Beschäftigung zu geben, die zu ihnen passt - auch das ist Nachhaltigkeit.“
Es ist erstaunlich, wie viele Arbeitsmöglichkeiten auf dem Gelände vom Caritas-Team inzwischen geschaffen wurden: Während es bei der Anlieferungsstelle laut und hektisch zugeht, herrscht im Buchladen Ruhe und Stille. Dort prüft jemand in Werkstattatmosphäre Elektrogeräte, und ein Stück weiter sortiert ein anderer brauchbare Kabel an einem Arbeitstisch. „Es ist eine gute, eine schöne Arbeit“, sagt der Mann und strahlt Zufriedenheit aus. Ihm und vielen anderen im Caritas-Markt gibt die Beschäftigung eine stabilisierende Tagesstruktur.
Um Menschen und Dinge in Einklang zu bringen, lassen sich die festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vieles einfallen. Alles Angelieferte wird sorgfältig sortiert und auf seine Funktionsfähigkeit geprüft. Was gut ist, kommt direkt in den Markt, anderes muss einen Umweg gehen: So eignen sich manche Platten kaputter Möbel noch für den Zuschnitt und unbehandeltes Vollholz geht in die hauseigene Hackschnitzelanlage. Auch beim Upcycling sind sie mit dabei. Unter dem Label „Einzigware“ entstehen kreative Sitzgelegenheiten, Lampen und Accessoires. „Wir verlängern die Gebrauchsdauer“, freut sich Bortenhauser über den Erfolg des Marktes.
Tatsächlich ist die Entwicklung, die dieser seit seinem Standortwechsel im Jahr 2000 gemacht hat, gewaltig. Inzwischen gibt es neben dem Hauptgeschäft auch einen separaten Büchermarkt und einen Kleiderladen. 300 Tage im Jahr, jeweils von Montag bis Samstag, haben sie geöffnet und begrüßen dort über 170.000 Kunden im Jahr.