Wie die Corona-Pandemie die gewerkschaftliche Arbeit verändert.
(ir) Auf der zweiten digitalen Delegiertenversammlung der IG Metall Ingolstadt im Jahr 2021 berichten die Bevollmächtigten der Geschäftsstelle Ingolstadt, Bernhard Stiedl und Tamara Hübner, über die neuen Herausforderungen gewerkschaftlicher Arbeit zu Pandemiezeiten und die gemeinsamen Erfolge in der Tarifbewegung 2021.
Kundgebungen mit Abstand und Maske, ein Autokino zum Tarifauftakt und ein digitaler Warnstreik bei der Audi AG waren die Mittel der gewerkschaftlichen Arbeit in der Pandemie. Dazu kommt eine hauptsächlich digitale Kommunikation zur Vorbereitung der Aktionen.
„Aus der Krise haben wir aber auch gelernt, dass sie alleine niemand bewältigen kann. Nur Zusammenhalt und Solidarität haben uns die größte Krise der Nachkriegsgeschichte ohne Massenarbeitslosigkeit überstehen lassen“, so der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl.
Die Erfolgsbilanz der Gewerkschaft kann sich sehen lassen. Mit dem Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie sichert die IG Metall Beschäftigung, Zukunft und Einkommen. Dieses Jahr bekommen die Beschäftigten eine Corona-Beihilfe in Höhe von 500 Euro netto (Auszubildende 300 Euro) und im nächsten Jahr erhalten die Kolleginnen und Kollegen das Transformationsgeld (18,4 Prozent eines Monatsgehaltes), das 2023 auf 27,6 Prozent steigt.
Dieses Transformationsgeld kann auch zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich eingesetzt werden, sollte in einigen Betrieben die Krise noch nicht überwunden sein. Bereits im Februar gab es ein erstes Tarifergebnis in der Textil- und Bekleidungsindustrie: 325 Euro Corona-Prämie 2021 und Entgelterhöhungen von 1,3 Prozent und 1,4 Prozent für das Jahr 2022.
Um diese Erfolge realisieren zu können, musste die IG Metall neue Wege gehen. In Zeiten der Digitalisierung, beschleunigt durch die Pandemie, ist die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben ein Erfolgsfaktor. „Wir als IG Metall mussten hier schnell digitaler werden und das haben wir auch geschafft.
Mit digitalen Umfragen und Kommunikationsformaten ist es uns gelungen, gemeinsam mit unseren Betriebsräten und Vertrauensleuten, nahe an den Beschäftigten vor Ort zu sein und die Sorgen und Nöte aufzunehmen“, bedankt sich Bernhard Stiedl bei den ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen für die unermüdliche Arbeit in der Pandemie.
Neue Wege der gewerkschaftlichen Arbeit verlangen auch die immer wichtiger werdenden Arbeitsformen von mobiler Arbeit und Homeoffice. In Zeiten von Kontaktbeschränkungen haben auch die Unternehmen die Vorteile dieser Arbeitsformen erkannt. Aus gewerkschaftlicher Sicht gibt es hier aber großen Regelungsbedarf.
„In vielen Betrieben haben wir mit den Betriebsräten der IG Metall gute Vereinbarungen getroffen, welche die Rahmenbedingungen im Homeoffice oder in mobiler Arbeit klar definieren“, so Tamara Hübner, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt. Aber es gibt noch Nachholbedarf. „Neben den individuellen Anspruchsrechten der Beschäftigten müssen in diesem Bereich die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates klar gestärkt werden“, so Hübner.
Das Homeoffice bringt aber weitere Herausforderungen für die gewerkschaftliche Arbeit mit sich, da die Beschäftigten vor Ort in den Betrieben nur noch eingeschränkt erreichbar sind. Das Grundgesetz gewährt den Gewerkschaften ein Zugangsrecht zu Betrieb und Beschäftigten.
Bei mobiler Arbeit oder Arbeit im Homeoffice schafft das neue Barrieren und schränkt die Mitbestimmung ein. „Daher brauchen die Gewerkschaften ein digitales Zugangsrecht zu den Betrieben“, fordert die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Tamara Hübner.