Tag der Rückengesundheit macht auf achtsamen Lebensstil aufmerksam.
(ir) Ein Stechen hier, ein Ziehen dort, Schmerzen beim Bücken oder Gehen – Deutschland hat Rücken. Tatsächlich leiden vier von fünf Deutschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an Rückenschmerzen. Am Tag der Rückengesundheit, 15. März, steht in diesem Jahr das Thema Achtsamkeit im Mittelpunkt – wie kann ein achtsamer Lebensstil zu einer besseren Rückengesundheit führen? Denn so unterschiedlich wie die Rückenschmerzen sind dabei auch ihre Ursachen. Bei vielen Beschwerden können die Betroffenen selbst aktiv dagegen angehen, bei anderen ist ein Spezialist gefragt. Denn Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen.
Dabei sind Schmerzen im Kreuz längst kein alleiniges Problem der älteren Generation mehr, vor allem die Bandscheiben – die Stoßdämpfer des Körpers – machen der jungen Generation häufig zu schaffen. „Bei rund 75 Prozent der 30-Jährigen lassen sich schon kleine Risse in den Bandscheiben erkennen“, weiß Dr. Robert Morrison, Leiter der Sektion für konservative und operative Wirbelsäulentherapie im Klinikum Ingolstadt. Die 23 Bandscheiben sind zwar nicht groß, dank ihrer Flüssigkeitsfüllung aber sehr elastisch. Sie federn Stöße auf die Wirbelsäule ab und halten die einzelnen Wirbel beweglich. Mit zunehmendem Verschleiß speichern die Bandscheiben weniger Wasser, verhärten und federn dadurch weniger ab. Eine mögliche Ursache für Rückenschmerzen
Treten die Schmerzen im Rücken dagegen plötzlich auf, kann zum Beispiel eine Osteoporose der Wirbelsäule dahinterstecken – eine häufige Diagnose bei älteren Rückenpatienten. Die Ursache: Mit zunehmendem Alter sinkt der Mineralgehalt in den Knochen – sie werden brüchig. Die Folge sind Wirbelbrüche. Die Betroffenen werden von vorübergehenden, starken Schmerzen geplagt, im weiteren Verlauf kommt es zu chronischen Rückenschmerzen und möglicherweise zu Fehlstellungen und im Verlauf auch zu Problemen mit anderen Organen. „Deshalb sollte bei extremen Rückenschmerzen sowie Taubheitsgefühlen immer ein Facharzt aufgesucht werden“, empfiehlt Dr. Morrison.
Sind Rückenschmerzen also immer eine Folge von natürlichem Verschleiß und damit „Schicksal“? Nein, so „einfach“ kann es sich niemand machen: Denn sowohl Osteoporose als auch dem Verschleiß der Bandscheiben kann jeder Mensch selbstständig entgegenwirken. Mit regelmäßiger Bewegung – möglichst 10.000 Schritte am Tag, einer gesunden Ernährung und einem normalen Körpergewicht ist schon viel getan. Denn in Wirklichkeit ähnelt die Wirbelsäule einer Gliederkette, die durch die Bauch-und Rückenmuskulatur stabilisiert wird. Es kommt also auf das richtige Training an. Das muss nicht immer Hochleistungssport sein, oft reicht es auch, einfach mal die Treppe statt den Aufzug zu nehmen, die letzte Haltestelle zu Fuß zu gehen, einen Spaziergang in der Mittagspause zu machen oder während der Bildschirmarbeit mindestens einmal pro Stunde aufzustehen. Und auch die Gegenstände, auf die unser Rücken im Alltag trifft, machen den Unterschied: Damit Schuhe, Autositze, Betten oder Stühle unserem Rücken auf Dauer nicht schaden, vergibt die Aktion Gesunder Rücken (AGR) e.V. ein Gütesiegel für Produkte, die besonders rückenfreundlich sind. Gezieltes Training gegen Rückenschmerzen sollte jedoch immer unter professioneller Anleitung erfolgen.
Nicht zuletzt bieten auch die Krankenkassen Programme zur Rückengesundheit an. Ein schmerzender Rücken muss also nicht sein. „Sehr häufig können wir Rückenschmerzen mit mehr Bewegung, Physiotherapie oder Medikamenten in den Griff bekommen“, erklärt der Experte. „Eine Operation ist immer nur der letzte Ausweg, wenn alle anderen Therapiemittel ausgeschöpft sind.“
Der Tag der Rückengesundheit ist eine Initiative des Bundesverbands deutscher Rückenschulen e. V. und der Aktion Gesunder Rücken e. V. und findet jährlich am 15. März deutschlandweit statt – in diesem Jahr bereits zum 19. Mal. Mit dem diesjährigen Motto „Achtsam durch den Tag“ soll auf den wichtigen Einfluss eines achtsamen Lebensstils auf die Rückengesundheit aufmerksam gemacht werden. Verschiedene Aktionen dazu bieten Besuchern interessante Informationen und Mitmachaktionen.