Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich nur zehn Prozent der über 60-Jährigen mit AstraZeneca impfen lassen wollen.
Unsere Redaktion erhielt einen offenen Brief von Hausarzt und SPD-Stadtrat Dr. Anton Böhm, der nachfolgend veröffentlicht wird.
„Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder,
sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Spahn,
sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Holetschek,
die Erleichterungen für unsere Bürger, welche entweder zweimal geimpft oder von einer COVID-19-Erkrankung genesen sind, sind zwar einerseits zu begrüßen. Andererseits werden diese Erleichterungen bei uns Hausärztinnen und Hausärzten in den Praxen dazu führen, dass kaum mehr jemand eine Impfung mit AstraZeneca akzeptieren wird.
Bei AstraZeneca erfolgt im Gegensatz zu BioNTech/Pfizer die Auffrischungsimpfung nicht bereits nach sechs Wochen, sondern erst nach zwölf Wochen. Insofern werden diejenigen, welche mit AstraZeneca geimpft werden benachteiligt sein.
Bereits jetzt haben wir das Problem, dass sich nur etwa jeder 10. Patient im Alter von über 60 Jahren mit AstraZeneca impfen lässt. Und das, obwohl in diesem höheren Alter der Impfstoff sehr sicher ist, das heißt, die Risiken sind deutlich geringer sind und somit das Nutzen-Risiko Verhältnis deutlich besser als für Jüngere.
Hierdurch werden Jüngere gezwungen in Sonderimpfaktionen den von Älteren abgelehnten AstraZeneca Impfstoff zu akzeptieren, obwohl dieser für Ältere besser verträglich ist und kein Risiko darstellt.
Wir als Hausärzte benötigen jetzt dringend mehr BioNTech Impfstoff. Denn 36 Impfungen pro Woche je Arzt in Einzelpraxis ist viel zu wenig für unsere Anzahl an Patienten. Wenn ein Hausarzt noch dazu in einem sozialen Brennpunktviertel arbeitet, wo ohnehin große Vorbehalte gegen jeden Impfstoff bestehen, hat diese Arzt ohne genügend Impfstoff von BioNTech oder Moderna keine Chance die von uns allen gewünschte Durchimpfung zu erreichen.
Wir fordern Sie auf in Zukunft auch für Hausärzte für genügend mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer oder Moderna zu sorgen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. med. Anton Böhm
Hausarztzentrum Ingolstadt“