(ir) Das IHK-Gremium Ingolstadt-Pfaffenhofen setzt sich für eine
gezielte Entwicklung der Ingolstädter Innenstadt zu einer attraktiven
Einzelhandelslage ein.
"Quo vadis, Innenstadt: Wo gehst Du
hin?", fragte der Vorsitzende des IHK-Gremiums, Fritz Peters, zu Beginn der
Sitzung im Ingolstädter Gewerkschaftshaus. Peters erklärte, dass der Handel ein
wichtiges Standbein der IHK sei. Doch wegen des Wachstums der
Einzelhandelsflächen an der Ingolstädter Peripherie gerate die Innenstadt immer
mehr unter Druck. Während Westpark, Ingolstadt Village und das Gewerbegebiet
Weiherfeld zu Einzelhandelsmagneten geworden sind, stehen in der City immer mehr
Läden leer.
Georg Osterhammer, Handelsreferent bei der IHK für München
und Oberbayern, erinnerte in seinem Vortrag daran, dass die IHK bei allen
Anhörungen zum Westpark und zum Outlet-Center Ingolstadt Village auf die akute
Gefahr für die Innenstadt hingewiesen habe. Die Ansiedlung des FOC habe die IHK
grundsätzlich abgelehnt. Osterhammer erläuterte, dass solche großen Projekte
sehr viel Kaufkraft aus der Innenstadt abziehen und demzufolge dort zu
Umsatzeinbußen führen. Der IHK-Experte sieht aber auch Hoffnung für die
Innenstadt: „Ingolstadt ist eine wachsende Stadt und die Kaufkraft liegt ein
Fünftel höher als im Bundesdurchschnitt.“ Außerdem ziehe Ingolstadt viel
Kaufkraft aus Neuburg und Eichstätt ab. „Ingolstadt ist daher ein
zukunftsfähiger Standort für den Einzelhandel“, so Osterhammer. Es sei nun
Aufgabe der Stadtpolitik, die Attraktivität des Zentrums zu erhöhen. Zusätzlich
sei ein enger Schulterschluss zwischen der Stadt, den Händlern und IN-City, dem
Innenstadtverein, notwendig.
Als Praktiker schloss sich Ralf
Kammermeier, Geschäftsführer des Kaufhauses „Galeria Kaufhof“ in der
Ludwigstraße, dieser Einschätzung zum Großteil an. „Wir wünschen uns Wettbewerb
im Einzelhandel, er muss aber neben uns stattfinden“, forderte der
Handelsmanager mit Blick auf die großen Einzelhandelsflächen am Stadtrand.
Während bundesweit in vergleichbaren Städten ein Drittel der
Einzelhandelsflächen in der Innenstadt liegen, ist es in Ingolstadt nur ein
Siebtel. Außerdem beschwerte sich Kammermeier über die hohe innerstädtische
Leerstandsquote, die bei fast 30 Prozent liegt.
Damit erleide die City
einen Bedeutungs- und Wahrnehmungsverlust bei der Kundschaft. Die Innenstadt
verliere auch ihre Rolle als Herz einer Stadt, in dem man sich gern aufhält und
die verschiedenen Angebote von Gastronomie und wertigem Einzelhandel nutzt. „Es
gibt keine Alternative: Die Innenstadt muss aus ihrem Dornröschenschlaf
aufwachen und attraktiver werden“, forderte Kammermeier als Fazit. Dennoch
blickt Kammermeier optimistisch in die Zukunft: „Mein Glas ist immer halb voll.“
Die Probleme seien lösbar, man müsse sie nur angehen. Kammermeier setzt dabei
große Hoffnung in das neue Kultur- und Kongresszentrum. In der Diskussion gab es
weitere Kritik dafür, dass seit 25 Jahren über die Erweiterung der Fußgängerzone
gesprochen wird, aber noch nichts passiert ist.
Zukunftskarte
Oberbayern 2030
Die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt,
Elke Christian, präsentierte die IHK-Zukunftskarte „Oberbayern 2030“ mit einem
Videofilm. Die Karte stellt anschaulich in Comic-Form die Herausforderungen dar,
die auf die Region zukommen. So werde zum Beispiel der Fachkräftemangel die
Wirtschaft treffen, erläuterte Christian. Für das erwartete Bevölkerungs- und
Wirtschaftswachstum brauchen Oberbayern und die Region 10 mehr Wohnungen und
Infrastruktur, wie Straßen und flächendeckende Breitbandversorgung. Politik und
Wirtschaft müssten langfristig auf Innovationen, Internationalisierung und den
Ausbau der Bildungssysteme setzen. Auch Ergebnisse aus einem Workshop mit
Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik in der IHK-Geschäftsstelle
Ingolstadt im vergangenen Sommer waren in die Zukunftskarte eingeflossen.