Ess-Kastanie wird gepflanzt


 
Pflanzaktion Baum des Jahres 2018 an der ehemaligen Bahnlinie in Unsernherrn.

(ir) Am kommenden Donnerstag, 26. April um 10:30 Uhr werden Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel, Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle und Gartenamtsleiter Ulrich Linder In der Allee der Bäume an der ehemaligen Bahnlinie in Unsernherrn gemeinsam den diesjährigen „Baum des Jahres“ pflanzen: die Ess-Kastanie.

Die Ess-Kastanie – botanisch Castanea sativa – ist vor allem wegen ihrer mahagonibraunen Früchte bekannt, die während der Wintermonate eine stärkereiche Alternative etwa zu Kartoffeln bieten. Vielseitig verwendbar, galt sie vor allem in den Bergregionen Südeuropas bis ins 19. Jahrhundert hinein als Hauptnahrungsmittel, wo sie auch zu Brot- oder Polentamehl verarbeitet wurde. Heute genießt man die süßlich schmeckenden Nuss-Früchte am liebsten pur geröstet, püriert als Suppe, gedörrt als Bratenfüllung oder zu Süßspeisen verarbeitet.



Die Ess-Kastanien entwickeln sich aus gelblich-weißen Blüten, die etwa von Juni bis Juli blühen. Das Besondere daran ist, dass sich an einem Baum männliche und weibliche Blütenstände gleichzeitig entwickeln, die per Insekten oder Wind bestäubt werden. Vor allem Bienen und Imker freuen sich über den Nektar, denn es lässt sich ein wunderbar bernsteinfarbener Honig mit aromatischem, leicht herbem Geschmack daraus herstellen.

Weitere Erkennungsmerkmale des bis zu 30 Meter hohen, breitkronigen Baumes sind der oft drehwüchsige Stamm, die im Alter tief gefurchte Borke mit netzartiger Struktur und die bis zu 25 Zentimeter langen, lanzettlichen Blätter mit grob gezähnten Rändern und deutlich hervortretenden Blattnerven auf glänzend grünem Grund, der sich im Herbst wunderbar hellgelb verfärbt.

Dabei ist die Ess-Kastanie eigentlich gar keine heimische Baumart. Ursprünglich stammt sie vermutlich aus dem anatolischen Raum und wurde geschätzt schon vor über 2500 Jahren von den Griechen und später von den Römern über die Alpen nach Mittel- und West-Europa gebracht, um sie zu kultivieren. Insbesondere in Südwestdeutschland bis zum Frankfurter Raum ist die Ess-Kastanie daher längst auch in Deutschland heimisch geworden.



In Karlsruhe findet sich das mit zirka 9,70 Metern Stammumfang angeblich dickste Exemplar Deutschlands, in Rheinland-Pfalz wiederum das mit rund 400 Jahren wohl älteste.

Am Oberrhein und an der Mosel wurden bereits vor 2000 Jahren Rankhilfen für Wein-Rebstöcke und Weinfässer aus dem Holz der Ess-Kastanie gefertigt. Denn aufgrund des hohen Gerbsäureanteils, der auch dazu führte, dass das Holz zur Herstellung von Gerberlohe verwendet wurde, ist es besonders dauerhaft und verfügt zudem über einen hohen Heizwert.

Diesen und die enorme Austriebskraft macht man sich neben der Fruchtproduktion heute wieder vermehrt in der Forstwirtschaft zunutze; Möbelholzprodukte und Holzhackschnitzel aus Ess-Kastanien-Holz stehen hoch im Trend.