Familienplanung darf nicht vom Einkommen abhängen



Einführung eines Familienplanungsfonds in Ingolstadt.

(ir) Kinder – ja oder nein? Wann und wie viele? Und wie lässt sich eine Schwangerschaft verhindern? Diese Fragen sollten alle Frauen und Männer jederzeit frei entscheiden können.



Um Menschen mit geringem Einkommen bei der Familienplanung unter die Arme zu greifen, hat die Stadt nun einen sogenannte Familienplanungsfonds eingerichtet.
Bürgermeisterin Petra Kleine freut sich, dass dieses wichtige Thema endlich realisiert werden kann: „Mit dem neuen Familienplanungsfonds wollen wir alle Menschen in Ingolstadt unterstützen, die in prekären finanziellen Verhältnissen leben. Denn schließlich ist das Recht auf Familienplanung ein Grundrecht und darf nicht vom Einkommen abhängen.“



Im Regelbedarf nach dem SGB II bzw. SGB XII sind für Alleinstehende aktuell monatlich 17 Euro für Gesundheitsausgaben vorgesehen, weitere 15,30 Euro für den Ehepartner beziehungsweise die Ehepartnerin. Von diesem Geld müssen sämtliche Medikamente, Verbandsmaterialien etc. bezahlt werden. Die Finanzierung der Antibabypille ist somit schwierig – das Ansparen auf eine Spirale oder andere längerfristige Empfängnisverhütungsmittel praktisch unmöglich.



Zusätzlich Kondome zu verwenden ist oft sinnvoll – aber auch ein weiterer Kostenfaktor, auf den dann verzichtet wird. Folge ist, dass Empfängnisverhütung nicht oder nur unzureichend betrieben wird und keine Maßnahmen gegen sexuell übertragbare Krankheiten getroffen werden.



Dabei ließen sich ungewollte Schwangerschaften beziehungsweise Schwangerschaftsabbrüche, noch größere finanzielle Not und viele weitere Probleme verhindern, wenn Frauen – und auch Männer – die Verhütungsmethode ihrer Wahl nutzen könnten. Nur so können sie frei entscheiden, ob und wann ein Kind kommen darf.



Die Stadt Ingolstadt hat sich entschlossen im Rahmen einer freiwilligen Leistung Personen mit geringem Einkommen zu unterstützen, indem die Kosten für die Familienplanung übernommen werden. Darunter fallen vor allem alle ärztlich verordneten Verhütungsmittel und Verhütungsmaßnahmen. Sollten andere Verhütungsmittel gewünscht werden, muss dies mit einem ärztlichen Attest oder von einer der Ingolstädter Schwangerenberatungsstellen im Einzelfall bestätigt werden.



Empfängnisverhütung ist in den meisten Fällen „Frauensache“ – in Ingolstadt können allerdings auch Männer Leistungen beantragen, etwa für eine Sterilisation oder für Kondome. Der Gleichstellungsbeauftragten Anja Assenbaum ist es wichtig Männer bei der Kostenübernahme von Verhütungsmitteln zu unterstützen: „Damit haben wir nicht nur die Familienplanung, sondern zusätzlich die Vermeidung von sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Hepatitis oder AIDS im Blick.“



Über die Möglichkeiten der Familienplanung und die Verhütung von Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten informieren in Ingolstadt die Schwangerenberatungsstellen des Gesundheitsamtes, von Frauen Beraten - Diakonie Ingolstadt, ProFamilia und des Sozialdienstes katholischer Frauen.



Die Anträge auf Unterstützung aus dem Familienplanungsfonds können unkompliziert online über die Seite www.ingolstadt.de/familienplanungsfonds gestellt werden. Der Antrag kann auch heruntergeladen und ausgedruckt werden. Die Postadresse für alle Anträge ist das Jobcenter Ingolstadt, Adolf-Kolping-Straße 10, 85049 Ingolstadt.
Die Bearbeitung der Anträge erfolgt im Jobcenter und im Amt für Soziales.
Zentrale Telefonnummer für alle Fragen ist die (08 41) 3 05-29 88.



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