Fledermäuse zieht es in die Stadt


(ir) Bayernweit gibt es 25 Fledermausarten. In Ingolstadt konnten 16 Arten nachgewiesen werden.

Bereits seit über 50 Millionen Jahren bevölkern Fledermäuse die Erde. Sie sind zusammen mit den Flughunden die einzigen fliegenden Säugetiere. Zudem zeichnen sie sich durch ihre Nachtaktivität und ein sehr gutes Hörvermögen aus, das sie für ihr Echoortungssystem benötigen.

Anzeige


Von den weltweit mehr als 1.200 angenommen Arten gibt es in Bayern nur 25. Davon konnten in Ingolstadt laut der Fledermausexpertin Kerstin Kellerer, ehrenamtliche Naturschutzwächterin beim Umweltamt, 16 Arten nachgewiesen werden. Die Zwergfledermaus, der Große Abendsegler und die Mückenfledermaus kommen hier am häufigsten vor. Während die Zwergfledermaus ihr Quartier oft in Häusern und Gebäudeteilen bezieht, sind der Große Abendsegler und die Mückenfledermaus vor allem in Wäldern und Auwäldern zu finden. Hier zeigt sich Ingolstadt mit seinen Donauauen als sehr geeignet.

Da Fledermäuse reine Insektenfresser sind, erweisen sie sich als sehr nützlich für den Menschen. „Durchschnittlich kann eine Fledermaus 2.000 bis 3.000 Mücken pro Nacht fressen“, betont Kerstin Kellerer. Darum sind sie für die Forste als Baumschädlingsbekämpfer unverzichtbar, fressen Schädlinge der Landwirtschaft und Falter, die Obstbäume befallen. Da es im Winter keine Insekten gibt, halten Fledermäuse Winterschlaf.

Aufgrund der großen Umweltveränderungen durch den Menschen sind die fliegenden Säugetiere vom Aussterben bedroht. So beraubt sie der Einsatz von Insektiziden ihrer Nahrungsgrundlage und durch das Verschwinden ihrer natürlichen Quartiere, sind sie gezwungen, in menschliche Räume vorzustoßen. Dabei wird ihnen allerdings durch Gebäudesanierungen oder dem Abriss von Altbauten, weiterer Lebensraum entzogen. Schätzungsweise sind ihre Bestände in den letzten 200 Jahren um rund 90 Prozent zurückgegangen. Deshalb gelten alle Fledermausarten laut dem Bundesnaturschutzgesetz als „besonders und streng geschützte Arten“. Zudem sind sie nach dem Europäischen Gemeinschaftsrecht durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt.

Sollten nachts plötzlich Fledermäuse durch die Wohnung fliegen, ist es angebracht, Ruhe zu bewahren und die Fenster offen zu lassen, damit sie das Gebäude wieder verlassen können. Sie stellen für den Menschen keine Gefahr dar, sollten aber dennoch nicht mit bloßen Händen angelangt werden, da sie Krankheiten übertragen können.

Da Fledermäuse ihr Quartier gerne in Dachböden oder in Spalten an Gebäuden beziehen, muss bei Baumaßnahmen oder Sanierung jegliche Gefährdung für die Fledermäuse ausgeschlossen werden. Es können auch bewusst Quartiere geschaffen werden. So gibt es zum Beispiel spezielle Nistkästen, die aufgehängt oder in die Fassade integriert werden können. Diese Maßnahmen haben keinerlei negative Einflüsse auf das Gebäude und benötigen nur wenig Aufwand. Weitere Informationen dazu finden sich in der Broschüre „Baumaßnahmen und Artenschutz im Einklang“ des Umweltamtes Ingolstadt.
Bei weiteren Fragen kann man sich außerdem an die Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Oberbayern unter der Telefonnummer (0 86 38) 8 61 17 oder das städtische Umweltamt unter der Telefonnummer (08 41) 3 05-25 41 wenden.

Anzeige: