Das Klinikum Ingolstadt kooperiert mit Technischer Hochschule Ingolstadt.
(ir) An der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) entsteht ein Forschungszentrum für „Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen“. Parallel können im Zuge des Ausbaus auf 10.000 Studierende Studiengänge im Bereich von Gesundheit- und Lebenswissenschaften eingerichtet werden, wie Bio- und Medizin-informatik, medizinische Sensortechnik oder Medizinrobotik.
Für das Klinikum Ingolstadt eröffnet sich dadurch die Möglichkeit, im Bereich der angewandten Forschung unterstützend tätig zu werden, mit dem Ziel, für die Bevölkerung langfristig die bestmögliche wohnortnahe stationäre Krankenhausversorgung unter Nutzung technologischer Entwicklungen sicherzustellen.
Dazu sind zwei Stiftungsprofessuren geplant, die für eine Laufzeit von 5 Jahren vom Klinikum vorfinanziert werden. Diese Anschubfinanzierung ist durch Mittel des Krankenhauszweckverbandes vorgesehen, eine entsprechende Empfehlung hat der Aufsichtsrat des Klinikums in seiner heutigen Sitzung verabschiedet. Die Kosten der beiden Stiftungsprofessuren und der wissenschaftlichen Mitarbeiter belaufen sich auf jährlich rund 400.000 Euro.
Eine sich stetig und immer schneller verändernde Umwelt, große technologische Umwälzungen und die Neuausrichtung der Gesundheitsbranche erfordern neue kreative Antworten, auch für das Klinikum Ingolstadt. Gleichzeitig fordern medizinisches Personal und Patienten Prozesse im Gesundheitswesen zu verbessern und weiter zu entwickeln. Das Innovationstempo ist auch in der Medizin hoch. Um den Anschluss an diese Entwicklung zu halten, ist eine enge Verzahnung von Praxis und angewandter Forschung nötig, damit bei digitalen Innovationen medizinische Themen mitgestaltet werden können.
„Die beiden Stiftungsprofessuren sollen den Patienten des Klinikums einen direkten Nutzen bringen, denn das Klinikum wird somit in die angewandte Spitzenforschung einbezogen“, betont Oberbürgermeister Christian Lösel. „Gerade die Verbindung zwischen künstlicher Intelligenz, der Analyse großer Datenmengen und dem Bereich der Medizininformatik bzw. Sensortechnik verspricht größte Zukunftschancen. Die Professuren sind damit ein weiterer Beitrag zur neuen Differenzierung des Standorts“, so der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums weiter.
Bezirkstagspräsident Josef Mederer, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums, schlägt in die gleich Kerbe: „Wir müssen heute die Weichen für morgen und übermorgen stellen. Wer als Krankenhaus zukunftsfähig sein will, darf sich technischen Innovationen nicht verschließen. Gerade im medizinischen Bereich eröffnen sich hier fantastische Perspektiven.“
Für die Patienten bedeute dies eine Versorgung in einer modernen Klinik, die neue medizinische Entwicklungen schnellstmöglich beherrscht und umsetzen kann. Für die Mitarbeiter bedeute dies Arbeitsplätze, die Antworten auf den zunehmenden Arbeitskräftemangel geben können, durch Kosten- und Zeiteinsparungen auf Grund digitaler Prozesse.
Durch die Beteiligung und die Vernetzung der gesamten Organisation des Klinikums an der Forschung blieben die Ergebnisse für die Beteiligten besser erklärbar und verstehbar. Ein Vorteil, nicht nur gegenüber anderen Anwendern, denn so kann auch die Akzeptanz und der korrekte Einsatz (ethisch, qualitativ) in der Klinik besser gewährleistet werden.
Mittels Medizininformatik wird die Umsetzung der Digitalisierung des Klinikums Ingolstadt unterstützt. Die Menge an elektronisch verfügbaren Daten in der Medizin wächst rasant und zahlreiche gesundheitsrelevante Werte werden direkt bei der Versorgung der Patienten erfasst, wenn Therapien verordnet und deren Erfolge gemessen werden. Die Verfügungshoheit über diese Daten und deren Nutzung ist ein entscheidender Faktor bei der medizinischen Forschung und Entwicklung.
Dafür müssen Werkzeuge und Anwendungen nicht nur entwickelt, sondern auch erprobt und im Klinikalltag eingesetzt werden. „Durch die enge Zusammenarbeit von Medizinern und Forschern können wir die Potentiale, die Technologien wie die künstliche Intelligenz im Bereich der medizinischen Vorsorge bieten, anwendungsbezogen nutzen lernen“, so THI Präsident Prof. Walter Schober. „Wir stehen hier am Anfang einer Entwicklung, die über den Einsatz von medizinischen Sensoren in unserem Alltag einerseits Krankheiten frühzeitig diagnostizieren kann, andererseits aber auch über Gesundheitsvorsorge Krankheiten vermeiden hilft. Ein hoch spannendes und zukunftsträchtiges Forschungsfeld.“
Durch den Datenaustausch zwischen Forschung an der THI und der Versorgung im Klinikum können Diagnosen und Therapien für Patienten entsprechend verbessert werden und das Klinikum hat künftig einen erkennbaren Standortvorteil. Das Klinikum Ingolstadt will bei dieser Entwicklung vorne mit dabei sein und qualitative Standards setzen.
Dies dient auch den Mitarbeitern, die mit einer geänderten medizinischen Ausbildung und neuen Berufen konfrontiert sind, die künftige Erfordernisse mitgestalten wollen und durch den Einsatz des knapper werdenden Personals Effizienzvorteile durch den technischen Fortschritt realisieren müssen.
„Die Verzahnung von Forschungsergebnissen sowie dem medizinischen Fach- und Erfahrungswissen erlaubt uns zukünftig als Klinikum Ingolstadt einen erstmaligen strukturierten Beteiligungsprozess, der uns eine praxisorientierte Herangehensweise an die digitalen Innovationen im Interesse unserer Patienten erlaubt“, so die Geschäftsführerin des Klinikums Monika Röther.
„Angesichts der enormen Herausforderungen in der Medizin, sei es das exponentiell steigende Wissen um Erkrankungen und deren Therapie, beständig neue und revolutionäre Behandlungsmöglichkeiten oder neue Technologien, deren disruptiver Ansatz völlig neue Wege in der Medizin eröffnet, ist eine moderne, sichere und gleichzeitig effiziente Versorgung der Patienten ohne Unterstützung der Mitarbeiter durch die Möglichkeiten der neuen Technologien zukünftig nicht vorstellbar“, ist sich Dr. Andreas Tiete, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Klinikums, sicher.
Digitalisierung und Forschung werfen auch ethische Fragen auf. Um diese kümmert sich die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die sich ebenfalls am Projekt beteiligt. Prof. Jens Hogreve dazu: „Der Einsatz von künstlicher Intelligenz im medizinischen Bereich bietet eine Fülle an Chancen zum Wohle der Patienten. Gleichzeitig bedarf es aber auch einer ethischen Reflektion, wenn sich Ärzte in ihren Einschätzungen etwa auf Algorithmen stützen. Hier will die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt beispielsweise mit ihrem geplanten Ethikzentrum sowie der Expertise weiterer Disziplinen einen Beitrag zur Fundierung angewandter Forschung leisten.“
Das Foto zeigt Oberbürgermeister Christian Lösel, THI Präsident Prof. Walter Schober und Dr. Andreas Tiete, den Geschäftsführer und Ärztlichen Direktor des Ingolstädter Klinikums.