(ir) In der Region Ingolstadt mit den angrenzenden Landkreisen wird das
smartphone-basierten System „Mobile Retter“ eingeführt. Es werden Helfer gesucht.
In der
Bundesrepublik Deutschland gibt es zirka 100.000 plötzliche Herztode pro Jahr.
Die Überlebensraten liegen trotz vielfältiger Anstrengungen bisher lediglich bei
bestenfalls 5 Prozent. Als Hauptursache für diese Situation wird fast immer das
therapiefreie Intervall genannt. Das ist die Zeit vom Beginn des
Kreislaufstillstandes bis zum Beginn einer Wiederbelebung. Diese dauert
durchschnittlich zwischen 6 und 9 Minuten. Jede Minute bedeutet dabei etwa 10
Prozent Verlust an Überlebenswahrscheinlichkeit.
Statistisch hat aber nun
etwa 1 Prozent der Bevölkerung berufsbedingt eine Ausbildung, durch die eine
wirksame Wiederbelebung möglich wäre. Diesen Personenkreis gilt es nun
freiwillig zu mobilisieren. Durch eine Smartphone-App wird eine
Lokalisationsmöglichkeit dieser registrierten qualifizierten Ersthelfer
ermöglicht und eine servergestützte Mobilfunkalarmierung zeitgleich zum
regulären Rettungsdienst ausgelöst. Dabei wird dann auch eine GPS-Karte mit
Zielinformationen und eine Art „Dienstausweis“ für den Einsatz mit übermittelt.
Ziel ist es eine Flächendeckung derart zu erreichen, dass die Einsatzlokalitäten
möglichst binnen 5 Minuten erreicht werden können. Aufgabe der Mobilen Retter
ist es dann die Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten und durchzuführen bis der
qualifizierte Rettungsdienst, also Rettungswagen mit Notarzt eintrifft. Es geht
also nicht darum, mobile Retter zu Unfällen oder dergleichen zu schicken, denn
dafür wäre eine weitergehende Ausrüstung notwendig. Der Mobile Retter wird nur
ein paar Schutzhandschuhe und eine Beatmungsfolie mit sich führen. Für die
Region Ingolstadt werden zur Flächendeckung etwa 600-800 Mobile Retter notwendig
werden.
Es werden nun beispielsweise Krankenschwestern,
Rettungsdienstmitarbeiter, Arzthelferinnen, Ärzte, Feuerwehrleute,
Betriebssanitäter und so weiter gesucht. Also Personen die schon aktuell in
Herz-Lungen-Wiederbelebung ausgebildet sind. Später werden dann eventuell
spezielle Kurse zum Erwerb dieser Fähigkeiten angeboten werden. Einzige
Voraussetzung ist der Besitz eines Smartphones und die Bereitschaft sich
lokalisieren zu lassen. Dies kann selbstverständlich auch zeitweise abgewählt
werden.
Die Mobilen Retter sind weder ein Ersatz noch eine Konkurrenz zu
den schon bestehenden Systemen des organisierten Rettungsdienstes
beziehungsweise der Helfer-vor-Ort (HvO) oder First Responder (FR), sondern eine
Hilfsmöglichkeit on top. Der Mobile Retter hat deshalb auch keine
verkehrsrechtlichen Sondererlaubnisse, es gilt die Straßenverkehrsordnung
(StVO).
Im Bereich Gütersloh läuft das System schon seit zirka 2 Jahren
und wurde bereits mit mehreren Innovationspreisen ausgezeichnet. Auch im Bereich
der Südpfalz, in Germersheim, wird es derzeit implementiert. In Bayern gibt es
noch nichts Vergleichbares und die Region hat somit Pilotcharakter.
Da
eine gewisse Zahl an Mobilen Rettern nötig ist um starten zu können, wird
zunächst der 1. Juli 2016 als offizieller Start anvisiert. Auf der Internetseite
www.mobile-retter.de
ist ein Klickbutton zur Registrierung für den Bereich Ingolstadt aktiviert. Dort
kann man sich online anmelden und auch weitergehende Informationen downloaden.