Arbeitssuchende und Arbeitslose ab 50 haben es oft besonders schwer ein neues Beschäftigungsverhältnis zu finden. In Krisenzeiten wird das noch deutlicher.
(ir) Zu Beginn der Corona-Krise wuchs der Bestand an arbeitslosen Menschen Ü50 im Agenturbezirk Ingolstadt stark an. Im September 2021 waren von insgesamt 7.015 Arbeitslosen 2.561 Personen mit dem Merkmal 50 Jahre und älter gemeldet, dies entspricht 36,5 Prozent aller arbeitslos gemeldeten Personen. Die hohen Zahlen bauen sich allmählich wieder stärker ab. Vor der Krise im September 2019 waren weit weniger, nämlich 2.064 Betroffene Ü50 arbeitslos gemeldet.
Manchmal halten sich Vorurteile von Unternehmen gegenüber älteren Erwerbslosen hartnäckig. So wird zumeist geringere Belastbarkeit und mangelnde Flexibilität unterstellt. welche die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu jüngeren Personen einschränken. Mit dem Alter gehen jedoch nicht immer Leistungseinbußen einher.
„Der Anteil der Älteren steigt in der Gesamtbevölkerung, bei den Beschäftigtenzahlen und bei den Arbeitslosen“ so Astrid Kutz, Geschäftsführerin bei der Agentur für Arbeit Ingolstadt, „wir brauchen hier eine neue Selbstverständlichkeit bei den Arbeitgebern, dass die gesuchten Fachkräfte auch in dieser Altersgruppe zu finden sind und ebenfalls eine Selbstverständlichkeit bei den Arbeitnehmern, dass auch in diesem Alter ein Neuanfang gelingen kann.“
Ältere Personen ab 50 Jahren, die derzeit arbeitslos sind, bringen größtenteils eine abgeschlossene Ausbildung oder eine akademische Laufbahn mit. Die Daten dazu zeigen: 60 Prozent (1.540 Personen) haben eine betriebliche/schulische oder akademische Ausbildung und nur 40 Prozent (1.021 Personen) sind ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Ältere Arbeitslose sind gegenüber jüngeren Arbeitslosen, damit vergleichsweise höher qualifiziert.
Viele der sogenannten „Silver Workers“ bringen eine hohe Motivation, große Sorgfalt und ausgeprägte Arbeitsethik mit. Auch gute kommunikative Fähigkeiten wurden im Laufe des Berufslebens angeeignet. Eine ausgeprägte Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber zählt ebenfalls zu den Stärken der älteren Generation. Mit reichem Erfahrungsschatz, vorhandenen Netzwerken und Verantwortungsbewusstsein sind sie Jüngeren zumeist voraus. Auch komplexe Probleme lassen sich mit der richtigen Strategie lösen, was eine Risikoeinschätzung und hohe Kompetenz voraussetzt. Dies sind Fähigkeiten, die oft durch langjährige Erfahrung erworben wurden und in Unternehmen besonders geschätzt werden.
Menschen mittleren Alters bringen vermehrt Potentiale mit, welche Unternehmen erkennen und für sich nutzen sollten. Insbesondere Branchen, bei denen sich ein Fachkräftemangel abzeichnet, können von berufserfahrenen Arbeitnehmern profitieren und so ihr personelles Defizit ausgleichen.
„Wir sollten angesichts des Fachkräftebedarfs nicht mehr auf die Leistungs- und Weiterbildungsbereitschaft der Älteren verzichten“, appelliert Astrid Kutz, „die Vorbehalte gegenüber älteren Wiedereinsteigern und Wiedereinsteigerinnen sind in den meisten Fällen durch eine sachliche Betrachtungsweise auszuräumen. Natürlich sind gesundheitliche Einschränkungen in dieser Altersgruppe eher zu erwarten. Das macht sie jedoch nicht zur Realität bei allen.“
Ältere Beschäftigte schätzen attraktive Arbeitsplätze mit einer guten, ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung. Durch geeignete Arbeitskonzepte und altersgemischte Teams lassen sich die Stärken der Generation 50plus optimal nutzen. Die richtigen Arbeitsbedingungen erhalten überdies die Gesundheit und Leistungsfähigkeit aller Mitarbeitenden. Unter diesen Voraussetzungen können Unternehmen die gesuchten Fachkräfte werben und langfristig an sich binden – was dauerhafte Erfolge sichert.