„Hand in Hand gemeinsam voran“


 
Sandra Mohr löst Luise Schermer an Spitze des Caritas-Seniorenheimes Ingolstadt ab.

(ir) Stabwechsel im Caritas-Seniorenheim St. Pius Ingolstadt: Luise Schermer (61) ist heute nach gut siebenjähriger Tätigkeit als Leiterin des Caritas-Seniorenheims St. Pius Ingolstadt in die Freistellungsphase ihrer Altersteilzeit verabschiedet worden. Sie war insgesamt fast 30 Jahre lang in verschiedenen Funktionen in der Einrichtung tätig. Gleichzeitig führte der Eichstätter Caritasdirektor Franz Mattes die 30-jährige Sandra Mohr als Nachfolgerin in St. Pius ein. „Sie werden in große Fußstapfen treten“, sagte Mattes zur neuen Leiterin und lobte mit diesen Worten in einem deren Vorgängerin. Rund 80 Vertreter aus Politik, Behörden, Kirche, Caritas sowie Bewohner und Mitarbeitende aus dem Seniorenheim nahmen an einem Gottesdienst sowie einer Feierstunde teil.

„Ohne Ihre Offenheit, sich auf neue Projekte einzulassen, wäre vieles nicht möglich gewesen“, würdigte die für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiterin, Hedwig Kenkel, die Leistung Schermers. Große Verdienste habe sie sich vor allem durch den Aufbau einer Palliativpflege für schwerstkranke und sterbende Menschen in der Einrichtung erworben. Ein besonderer Ausdruck dieser Arbeit sei ein hierfür extra eingerichtetes „Piuszimmer“, in dem bei diesen Personen Angehörige Tag und Nacht verweilen können. Als größte Herausforderung für Sandra Mohr sieht Kenkel, „gute Mitarbeiter zu gewinnen, denn hier in Ingolstadt und Umgebung ist der Markt wie leergefegt“. Auch Bürokratie und Reglementierungen, welche die Caritas-Pflegekräfte immer wieder erlebten, machten es schwer, Pflege als ein attraktives Berufsbild zu erkennen, so die Caritas-Abteilungsleiterin.

Luise Schermer lag nach eigenen Worten in letzter Zeit besonders die Zusammenarbeit mit der im vergangenen Jahr eröffneten neuen Tagespflege der Caritas-Sozialstation Ingolstadt, die sich neben dem Seniorenheim befindet, am Herzen. „Die Synergie-Effekte durch die Nähe sind jetzt schon spürbar“, so die scheidende Einrichtungsleiterin. So hätten einige Tagespflegegäste bereits die Kurzzeitpflege im Seniorenheim wahrgenommen, andere seien dort bereits dauerhaft aufgenommen worden. „Zudem haben Senioren beider Einrichtungen gemeinsam Nikolaus und Fasching gefeiert“, nannte sie weitere konkrete Initiativen der Kooperation. Auch Luise Schermer bezeichnete den Fachkräftemangel als herausragendes Problem. Daher wünscht sie ihrer Nachfolgerin, „vor allem die richtigen Mitarbeiter zu finden“. Doch sie machte ihrer Nachfolgerin auch Mut: Die Beschäftigten in der Pflege, Verwaltung, Haustechnik, Küche und in der Hauswirtschaft des Hauses seien „äußerst engagiert, aufgeschlossen und kooperativ. Sie machen damit hier vor Ort das soziale Engagement der Kirche und unseres Verbandes erfahrbar und nutzbar. Ein wesentliches und prägendes Element sind auch die Ehrenamtlichen, die ‚Caritas‘ – tätige Nächstenliebe – spürbar werden lassen.“



Sandra Mohr kommt aus Heiligenstadt in Thüringen. Dort wurde sie im Eichsfeld-Klinikum zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ausgebildet. Anschließend spezialisierte sie sich auf das Fachgebiet Nephrologie/Dialyse. Von 2011 bis 2016 absolvierte Sandra Mohr ein berufsbegleitendes Studium Bachelor of Arts in Gesundheits- und Sozialmanagement an der Hamburger-Fern-Hochschule. Nach dem erfolgreichen Abschluss trat sie eine Stelle als Pflegedienstleiterin und stellvertretende Einrichtungsleitung im Caritas-Seniorenheim St. Anna in Deining im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz an.

Sandra Mohr möchte im Haus St. Pius in besonderer Weise „gegenseitiges Voneinander-Lernen zwischen älterem und jüngerem Personal fördern, auch im Hinblick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel“. Es gehe um „Hand in Hand gemeinsam voran“, sagte sie.

Die Einrichtung ist das älteste Alten- und Pflegeheim in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt. Es wurde am 15. Dezember 1965 vom damaligen Caritasdirektor Jakob Weidendorfer und dem seinerzeitigen Eichstätter Bischof Dr. Josef Schröffer eingeweiht. Bereits in den Achtzigerjahren wurden in dem Haus immer mehr Pflegeplätze nachgefragt, sodass das Hauptgebäude von 1988 bis 1991 entsprechend umgebaut wurde. 2011/2012 wurden die Aufenthaltsräume in allen Obergeschossen des Haupthauses vergrößert und 2013 die Außenbereiche des Seniorenheimes modernisiert sowie die Gartenanlage verschönert: unter anderem mit einem Sinnesgarten mit Pavillon und rollstuhlunterfahrbaren Pflanztrögen, die auch Aktionen wie „Therapeutisches Pflanzen“ ermöglichen.



Diese Maßnahmen dienten vor allem dem Zweck, eine lebendige Hausgemeinschaft und ein seniorengerechtes Betreuungskonzept verwirklichen zu können. Insbesondere demenzkranke Menschen werden zum Beispiel durch Biografiearbeit oder basale Stimulation, also Anregung von Körper- und Sinneserfahrungen, gefördert. Wichtig ist den Verantwortlichen zudem, dass die Begleitung neuer Bewohnerinnen und Bewohner schon in deren häuslicher Umgebung beginnt. Daher besuchen Mitarbeitende der Einrichtung sie erst zu Hause, um sie dort kennenzulernen. Während des Heimaufenthaltes sind dann bestimmte Pflegekräfte ständig für einen alten Menschen da. Diese „Bezugspflege“ ermöglicht eine besondere persönliche Beziehung. Ein wichtiger Schwerpunkt ist in dem Caritas-Seniorenheim auch die seelsorgliche Begleitung der Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch der Angehörigen sowie der Mitarbeitenden. Für entlastende Gesprächsmöglichkeiten, Gottesdienste – auch besondere für demenzkranke Menschen, Krankenkommunionfeiern, Trauerarbeit und andere seelsorgliche Angebote engagieren sich Pfarrer, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auch Bewohnerinnen und Bewohner.

Das Seniorenheim verfügt über 102 Plätze in 32 Einzel- und 35 Doppelzimmern. Es gibt feste Arbeitsplätze für 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit in Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft, Küche und für Hausmeistertätigkeiten sowie Leitung und Verwaltung.

Das Foto zeigt Caritasdirektor Franz Mattes, der in Begleitung von Luise Schermer den symbolischen Schlüssel ihrer jungen Nachfolgerin Sandra Mohr übergab.